Adler Wirtshaus

Allgemein
Warum nicht mal den Hochzeitstag im Schwarzwald verbringen? Ich google nicht lange, da lande ich auf der sehr interessanten Seite vom Adler. Ich war echt angetan, vor allem von dem tollen Wellnessbereich, so haben wir kurzerhand einige Tage dort gebucht — und natürlich dort mehrfach gegessen…; auch in dem tollen im Jugendstil gebauten und eingerichteten Café, sowie auch einmal im Gourmetbereich «Marie-​Antoinette». Daher erlaube ich mir, meine dort gesammelten Eindrücke hier in einem Bericht zusammen zu fassen.
Bedienung
Die Bedienung war zwar flott, umsichtig und freundlich, das Personal machte aber leider insgesamt einen recht unkompetenten Eindruck. Gerade, wenn es ins Detail geht, auch beim Wein, bin ich der Meinung, dass in dieser Kategorie viel mehr Fachwissen bei allen Servicekräften vorhanden sein sollte.
Das Essen
Für das «Wirtshus» (= so muss es eigentlich geschrieben werden!) würde ich für die gehoben-​bürgerlich sortierte Karte und für deren Küchenleistung insgesamt vier gute Sterne vergeben. Das gleiche trifft für das wirklich tolle «Café Diva» zu. Beim «Marie Antoinette» würde ich — gemessen an dem hohen Anspruch — nur drei Punkte vergeben, bleibt also als Gesamt-​Resummee drei, weil hier nunmal der gastronomische Schwerpunkt liegt. Ich stelle nämlich fest, dass ich für die Küche niemals extra hierher kommen würde, weil einerseits das Konzept nicht 100% stimmig ist, und man andererseits offenbar die oberste Kategorie zwar anstrebt, aber einfach (noch) nicht erreicht. Ich kenne einfach zuviele bürgerliche Restaurants, die preiswerter und besser sind. Besonders erwarte ich in dieser Kategorie gute Sommelier-​Leistungen, die hier komplett fehlen. Es reicht nicht, einfach nur einige Tropfen aus aller Welt auf der Karte zu haben, ohne dem Gast etwas darüber sagen zu können.
Allerdings komme ich trotzdem wieder hierher, weil das Hotel und das ganze Drumherum (vor allem der bereits erwähnte Wellnessbereich) der absolute Hammer ist.
Also kurz: Das Hotel verdient alle 5 Punkte. Man kann ja z.B. nur die ÜN im Hotel buchen und sein Dinner mal woanders einnehmen. Haben wir tatsächlich auch genauso gemacht.
Das Ambiente
Da das Ambiente des Adler wohl kaum übertroffen werden kann, gibts von mir satte fünf Sterne. Jawohl, das gibt es auch mal bei mir!

Das Parkhotel Adler, am Fuß der berühmten Adler-​Skisprungschanzen in der Ortschaft Hinterzarten im Südschwarzwald beherbergt unter dem Dach eines Schwarzwaldhauses, welches genau gegenüber dem Hoteleingang liegt und auch durch einen unterirdischen Verbindungsgang vom Hotel aus erreicht werden kann, unterschiedlich gestaltete Restaurants.
Frühstückspavillon, Restaurant Marie Antoinette, der Grill, die Leo-​Lounge Bar, der französische Saal, das Kaffeehaus Diva sowie die Stube faszinieren durch ihre geschmackvolle Einrichtung mit antiken Möbeln.

Dazu kommt noch das Adler Wirtshus, dem nachfolgende Rezension gilt.

Das «Wirtshus» ist beileibe keine bessere Brotzeitstation, in der man nur «zur Jause verweilen» kann, wie man dem Hausprospekt entnimmt. Hier werden neben den traditionellen Vespern, wie z.B. Elsässer Wurstsalat, «Adler Vesper» oder etwa vom Brett geschabte Spätzle mit Appenzeller Käse, handfeste alemannische Speisen aufgetischt. Kulinarisch ist man als Liebhaber regionaler Speisen in diesem Hause bestens aufgehoben. Wem läuft da nicht das Wasser im Munde zusammen, wenn er auf der Speisekarte etwas über Brust und Keule von der Bauernente mit Bärlauch-​Kartoffelroulade, Salzwiesenlamm unter der Senf-​Kräuterkruste, mit Blutwurst, Lauch und Brägele oder etwa der Lauchringer Bergforelle mit Salzkartoffeln und Dill-​Gurkensalat liest?

Das Wirtshus strahlt mit seinem antiken Kachelofen, der niedrigen Kassettendecke und den Wandvertäfelungen eine Atmosphäre aus, die man fast als Schwarzwälder Gemütlichkeit bezeichnen möchte. Mobiliar und manche Einrichtungsgegenstände bestärken diese Ansicht noch. Blankgeschrubbte Holztische, deren Tischbeine noch nach gutem alten Brauch mit Fußbrettern verbunden sind, haben keine Tischdecken nötig und die Ausstattung mit einer Tischmenage signalisiert klar und deutlich, dass man sich in keinem Gourmetrestaurant befindet.

Am Auftreten und der Art, wie sie ihre Arbeit verrichtete, konnte der Beobachter mühelos erkennen, dass die gut aussehende junge Bedienung, Frau Haustein, im Hause Parkhotel Adler durch eine glänzende Schule geht/​gegangen ist. Freundlich, gewandt und aufmerksam schaute die sympathische Waldkircherin immer wieder nach dem Wohlbefinden ihrer Gäste.

Dass man hier hochwertiges Stauder Bier (für mich eines der besten Biere überhaupt) aus Essen ausschenkt, gehört schon fast zur Imagebildung des Hauses. Eher nicht so anfreunden konnten wir uns dagegen mit Borbeckers dunklem Salonbier. Dieses bernsteinfarbene, zurückhaltend malzige, dünne Bier kann die Schaumkrone nicht halten und bereitet nicht zuletzt deshalb nach kurzer Zeit auch kein optisches Trinkvergnügen mehr.

Mir schmeckten Pfifferlingschaumsüppchen mit Thymiancroutons (€ 6,50) sowie die geschmorten Kalbsbäckchen mit Spätzle und Waldpilzragout (€ 21,00) dermaßen, dass ich der Küche stehenden Applaus spende. Selten habe ich so perfekt zubereitete Kalbsbäckchen zwischen meine Bäckchen bekommen und die handgeschabten Eierspätzle waren sowieso eine Klasse für sich. Ebenso positiv auffallend der klassische Zwiebelrostbraten vom Black Angus Rind mit Speckbohnen und Brägele (€ 22,50).


Die relativ happigen Preise sollten auch Otto-​Normalverbraucher nicht abschrecken und ich ermuntere ausdrücklich zu einem Besuch im Adler Wirtshus und einer anschließenden Besichtigungs-​Tour durch die anderen Restauranträumlichkeiten.
Parkhotel Adler in Hinterzarten — man gönnt sich ja sonst nichts!