Wanderer, kommst Du zu Hohmann nach Hilders, so lasse Dich nieder — im hübschen Biergarten oder in der Gaststube, lege den Kopf auf ein(sauschlechtes) Kissen und schlummere dem nächsten Tag entgegen. Bevor Du das aber tust, solltest Du Dich im Restaurant stärken, sofern Du einen Tisch bekommst. Denn Hohmann in Hilders ist immer voll, zumindest in der Saison, und die ist in der Rhön ziemlich lang.
Hohmann’s Gasthaus und Hotel gibt es seit mächtig langer Zeit, etliche Generationen standen an Zapfhahn und Herd. Um die heutige muss man sich nicht sorgen — die Familie weiß, wie man es anstellt, dass trotz schmaler Preise immer nett was im Beutel hängen bleibt. Stefan Hohmann kocht, seine Frau führt den Service, ihre beste Mitarbeiterin Rebecka(ja, mit ‘ck’) ist dank schneller Schlagfertigkeit nie um eine passsende Antwort verlegen.
Die Küche allerdings braucht mitunter den schlagfertigen Service, denn Stefan Hohmann ist beileibe kein großartiger Koch. Er hangelt sich vielmehr durch seinen Arbeitstag — dabei helfen ihm die einfache Speisekarte auf der einen, und die Verwendung identischer Bauteile auf der anderen Seite. Wie ein großer Autohersteller nutzt Hohmann beispielsweise seine runden, frittierten Kartoffelplätzchen, die er in großer Menge vorproduzieren kann, als Beilage zu vielen Gerichten. Und natürlich schnetzelt er gern — und wir kennen den Grund: wer schnetzelt, kann vorbereiten. So finden sich auf der Karte jede Menge Schnetzelgerichte: Weideochsenpfännchen, Schäferpfanne, Truthahnpfanne, Rhöner Pfannenfleisch und andere. Und alle kommen mit… den besagten Kartoffelplätzchen. Natürlich versucht er sich auch an schwierigeren Dingen, die sich nur frisch machen lassen: Steaks, Forelle oder Schnitzel. Das ist schon das ganze Klavier, und entsprechend sind die Preise, ab rund sieben Euro für den Strammen Max, lecker, bis zum Rinderrumpsteak für etwa 15. Falls Salat dazugehört, kommt ein Mix aus frisch und nicht ganz frisch, unter dem Dressing aber schon gern etwas zusammengefallen.
Die Zimmer in der ersten und zweiten Etage sind pieksauber und halbwegs frisch renoviert. Hier schließt eine Duschtür nicht, dort fällt der Handtuschhalter auseinander. Manche Matratze ist hart wie Kruppstahl, andere etwas körperfreundlicher. Allen Zimmern aber fehlt die talentierte Hand, die ein wenig heimelige Wärme verteilt. Andererseits: Wärme ist im sprichwörtlichen Rhöner Charme eben grundsätzlich nicht vorgesehen.
Wer dann nach stiller und faszinierend dunkler Nacht am Morgen aufwacht und sich Richtung Frühstück begibt, findet am Büffet zwar alles, aber irgendwie ist die Sache doch anders. Neben der Brötchenauswahl liegen drei, vier hauchdünn geschnittene Brotsorten. Es fehlt nicht viel, und die großzügig offerierten Aufschnittscheiben wären dicker. Das Rührei in einer Steingutschale ist meist kalt, ehe man es auf dem Teller hat. Und dennoch: die Relation zum Zimmerrpeis(pP 35 Euro, Frühstück inklusive) rückt die ganze Sache wieder zurecht.
Also, Wanderer, kommst Du nach Hilders, kehre beruhigt bei Hohmanns ein. Nur vergiss Dein Kopfkissen nicht, denn auf den ausgelatschten Federn kann nicht mal das müdeste Haupt Ruhe finden. Natürlich könnte auch Stefan Hohmann hier für kleines Geld und einem Aldi-Sonderangebot Abhilfe schaffen. Aber vielleicht gehört auch das zum Rhöner Charme: den Gast nur nicht zu sehr verwöhnen, denn der könnte daran Gefallen finden und am Ende wieder kommen.