Dortmunder Pils Treff

Dann bin ich hier auch mal gestrandet, NACH dem Weihnachtsmarkt. Nach süssem Glühwein noch einen Weisswein. Oldstylelokalkoloritkneipe mit ebensolchen Gästen und Bedienungen. Schön schräg und durchaus günstig. Für Ffm-​Innenstadt sowieso. Ich stinke nach Rauch, hatte das Schild übersehen: Nichtraucher willkommen.

Diese Lokalität habe ich einmal im Rahmen meiner Social-​Studies besucht und kann somit fundiert über die Funktion dieser Nachfolgegaststätte Auskunft geben.
Die Einrichtung ist Binding, 2. Dekade, aufgehübst mit Versatzstücken früher Ikea-​Kopisten. Das Ganze noch drapiert und außerdem wird Alu-​/​Spiegelfolie als optischer Raumvergrößerer eingesetzt. Bunte Lichterketten vervollständigen das Bild: Es handelt sich um eine Anbahnungsgaststätte der 3.Generation.
Nicht gewerblich, sondern die Altersklasse. Wem das Volk bei den Ü40-​Partys viel zu jung vorkommt und die hormonelle Ausstattung noch nicht von Fortpflanzung auf Lebenserhaltung umgestellt hat ist hier genau richtig.
In früheren Zeiten waren diese Menschen immer in der Cafeteria des Kaufhauses M Schneider anzutreffen. Jungendlich aufgebrezelte Damen im meist stramm sitztenden Outfit. Die Herren möchten es ja straff!
Die Herren im karlheinzfarbenen Diolenanzug mit eingekniffelter Bügelfalte.
Viagra war noch nicht erfunden. So galten Herren, die das bleischwere Neusilberbesteck fehlerfrei zum Munde führen konnten als verkehrsfähig!
Splittergruppen waren und sind übrigens auch noch im Calé Christine anzutreffen.
Die restlichen Anbándler wurden von der Entropie quer duch die Stadt verteilt — auch in den Dortmunder Pils Treff.
Die Suppen sind übrgens wenn lauwarm geossen eher als Laxativa zu betrachten — wenn Agiolax nichts mehr bringt. Somit homöopatisch, irgendwie.
Voller Bauch schn*elt nicht gerne würde die Fürstin dazu sagen.

Einrichtung per Zeitreise direkt aus den 60er Jahren nach Frankfurt teleportiert… née, die ist noch original aus der Zeit…
Der Pils Treff ist klein und rustikal, es gibt für Frankfurt eher untypisches DAB-​Bier (obwohl es ja zur hier angesiedelten Radeberger-​Gruppe gehört) und immer Erdnussflips in rauen Mengen zum Pils dazu.
Besonders schön ist der «Spiegelsaal» — den gibt es nicht nur in Versailles! Wer jetzt einen prunkvollen Fürstensaal erwartet, dem sei etwas Realität an den Kopf geworfen.
In einer Nische des «Lokals», in der zwei Tische stehen, sind drei Wände komplett mit Spiegeln voll, so entsteht schnell mal ein interessanter Spitzname…
Wenn ich an den stereotypen «Stammtisch» denke, dann denke ich an den Dortmunder Pils Treff!