Britische Telefonzelle vor dem Hundertwasserhaus

Einsam steht sie da. Errötet und doch ein wenig blass. Und wartet, dass jemand ihr Inneres erobert, dass jemand mit ein wenig Kleingeld daherkommt und es ihr überlässt. Dass jemand freundliche Töné spricht, gut zuredet. Auch Schmeicheln hat sie gerne.
Doch toleriert sie auch, wenn die Worte aufgeheizter sind. Sie schluckt alle Sätze, die für fremde Ohren nicht bestimmt sind. Sie lässt Schimpf und Schande über sich ergehen.
So geduldig ist sie.
Ihre Türe steht jedem offen, der jemanden zum Reden braucht.
Ihre mattierte Krone trägt sie mit Stolz. Auch wenn sie mit Flüssigkeiten in Berührung kommt, die dem menschlichen Körper entspringen, die anderswo besser aufgehoben wären.
Dies steht ihr auf die Stirn geschrieben. Unfreiwillig zwar — aber sie wehrt sich ja nicht.
Auch das erträgt sie.
Sie kam einst von der Insel, der europäischen, wo solche wie sie allerorten auf der Straße stehen. Und jetzt steht sie jahrein jahraus auf dem kalten Pflaster vor dem Hundertwasserhaus.
Und wartet auf Kontakt.
Diese eine der wenigen britischen Telefonzellen in Wien.