Allgemein In Wiesbadens weinseeligem Vorort Frauenstein, der im Frühjahr in der weißen Pracht der Kirschblüte erstrahlt, befindet sich das Weinhaus Klepper. Die Familie Klepper betreibt seit vielen Generationen das alteingesessene Weingut mit Gasthaus und eigener Schlachtung, eine Institution in Frauenstein. Bedienung Wie seit Jahren hat uns die Patronin, Frau Klepper, bedient. Sie schmeißt den Service mit langjähriger Erfahrung, ihrem herben Charme und einer wohltuenden Freundlichkeit. Es ist schon erstaunlich wie flink die jung gebliebene Dame Getränke und Essen an den Tisch bringt. Übrigens, hier werden die Weingläser noch voll bis an den Rand eingeschenkt. Für den ersten Schluck muss man sich«vorbeugen». Am Nebentisch wurde diskutiert, warum die Rheingauer dazu auch«Halw(b)er» sagen. Gemeint ist ja eigentlich ein Viertelliter. Sie sind zu keinem Ergebnis gekommen. Ich weiß es auch nicht. Kann einer der Leser helfen? Das Essen Die Küche des Gasthauses ist die einer traditionellen Gutsschänke. Auf der Speisekarte findet man z. B. Bratwurst, Rippchen, Wildschinken– und –Sülze, Handkäse, Spundekäse und als kleinen«Ausreisser» Flammkuchen. Als Tagesgericht wurde heute ein«Winzersteak» mit Zwiebeln angeboten. Die Fleisch– und Wurstprodukte kommen aus der eigenen Schlachtung. Deshalb gibt es in regelmäßigen Abständen immer wieder Schlachtfeste, die bei den Gästen sehr beliebt sind. Wir entschieden uns für: Winzersteak mit Zwiebeln, Brot(etwas über 8 Euro) und Beilagensalat Ein schönes Stück Schweinefleisch, etwas durchwachsen, zart, bedeckt von knusprig gebratenen Zwiebeln, begleitet von einem Beilagensalat, der zwar gut angemacht war, von dem aber Bohnen– und Karottensalat aus der Dose kamen(jedenfalls hat es so geschmeckt), nur der Feldsalat war knackig frisch. Heißes, gekochtes Rippchen mit Brot und Sauerkraut(etwa 7 Euro) Ein mageres Rippchen, das nicht — wie man es oft erlebt — trocken gekocht wurde, sondern saftig, zart und wohlschmeckend war. Dagegen schmeckte beim Sauerkraut ein Gewürz vor, das Maggi hätte sein können. Wir lieben’s auch einen Tick saurer. Andererseits hatte das Kraut einen sehr angenehmen Biss, nicht zu weich, nicht zu hart. Na ja, die Zubereitung von Sauerkraut ist Geschmackssache. In meiner fränkischen Heimat wird es sehr schlotzig gemacht. Das mag ich überhaupt nicht. GETRÄNKE: Mineralwasser, Rieslingsekt brut(Euro 2,50 für 0,1 Liter), Riesling Frauensteiner Herrenberg, Kabinett, trocken(Euro 2,40 für 0,2 Liter). Ein Riesling von Frauensteins großer Weinlage, die sich vom Goethestein hinunter ins Lippachtal erstreckt, steil und nach Süden ausgerichtet. Der Wein war meines Erachtens noch nach alter Manier gemacht: nicht leicht und spritzig, sondern mit kräftiger, aber angenehmer Säure, sauber, mit«tiefem Abgang». Ein ungeschönter, ehrlicher Wein. Das Ambiente Die Gaststube ist ein langgestreckter Raum mit einer Fensterreihe an einer Längsseite. Sie ist charakterisiert von viel Holz, auf dem Boden Fliesen. Eine formschöné Theke, Möbel im Bauernhauslook, verschnörkelte«Kronleuchter», schöné Wandteller, einige Bilder und Accessoires aus dem Weinbau ergänzen das Ambiente, das irgendwie nicht zu einer Einheit zusammenkommen will, in dem man sich aber dennoch wohl fühlt. Sauberkeit Was die Sauberkeit angeht ist mir nichts Nachteiliges aufgefallen. Die Toiletten waren tip-top. Die Gaststube ist nur über eine längere Treppe zu erreichen. Nicht einfach für Gehbehinderte. FAZIT: So ungeschönt und so ehrlich wie der Wein gemacht ist, scheint mir das ganze Haus. Eine Gutsschänke, wie es nicht mehr viele gibt: Weck, Worscht und Woi, heftig und deftig, kein Schnick-Schnack.