Classificação do local: 3 Garmisch-Partenkirchen, Bayern
Einem Besuch von gastlichen Stätten in historischen Häusern kann ich meist nicht widerstehen. Leider muss ich aber nur all zu oft die weniger schöné Erfahrung machen, dass zwischen historisierenden Betrachtungsweisen einerseits und kulinarischen Anforderungen andererseits ganze Welten liegen.
Die Grundsteinlegung des damaligen«Deutschen Hauses» und heutigen Hauses«Graf Zeppelin» fällt nachweislich in das Jahr 1835. Das Anwesen ist im Jahre 1900 bis auf das erste Obergeschoss abgebrannt, wurde 1905 originalgetreu wieder errichtet und im Jahr 1956 nach dem berühmten Luftfahrt-Pionier und gebürtigen Konstanzer Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin(1838 – 1917) benannt. Stil geschichtlich ist das Haus dem so genannten Historismus zuzuordnen, der im 19. Jahrhundert als dominierende kulturelle Strömung sowohl die Historienmalerei, als auch eine Mischung verschiedener kunsthandwerklicher Elemente bei der Inneneinrichtung zum Gegenstand hatte.
Von der historischen Inneneinrichtung ist in den Restauranträumen im Erdgeschoss nur mehr ansatzweise etwas zu sehen. Die Betreiber haben vielmehr in ernüchternder Weise einrichtungstechnisch auf die Moderne der Neuzeit gesetzt. Lange, mit weißem Kunstlederbezug ausgestattete Couchen und Stühle sollen scheinbar Wohnzimmer-Atmosphäre vermitteln. Davor klitzekleine Minitischchen, deren Breite nur unwesentlich über Papier-Serviettengröße hinausgeht. Um diesen Alptraum von Sitz– und Speisecomfort einigermaßen erträglich zu gestalten, müssen zwei durchschnittlich gewachsene Mitteleuropäer mindestens zwei dieser Miniablagen zusammen schieben. Der Restaurantraum ist durchgehend mit einer langen Theke versehen. Die Theke im vorderen Restaurantteil wird als Hotelrezeption genutzt, im hinteren Teil des Raums dient sie Restaurantzwecken. Der im Rückgebäude angrenzende und durch eine portalartige Rundbogentüre räumlich abgetrennte Saal für größere Gruppen und Veranstaltungen ist«naturbelassen», im Erscheinungsbild jedoch kalt, abweisend-nüchtern und ungemütlich.
Der Blick in die Speisenkarte lässt einem fast den Atem stocken. Die drei angebotenen uninspirierten Standart-Suppen jeweils € 4,80, großer gemischter Salat € 8,90, griechischer Bauernsalat € 12,80. Bei den vegetarischen Speisen ist es der«Mediterrane Gemüseteller mit Ofenkartoffel und Kräuterquark, der mit € 14,80 preislich die Gemüter in Wallung bringt und bei den Hauptspeisen könnte man über den Preis von € 14,80 für ein Schweineschnitzel Wiener-Art mit Pommes und gemischtem Salat diskutieren. Völlig indiskutabel auch die Preise für die vier angebotenen Fischgerichte, die in einer Preisspanne zwischen € 18,80 und € 22,90 liegen.
Wir hatten abends noch was vor und begnügten uns mit«Snacks». Die Tomatencremesuppe(€ 4,80) war an sich gehaltvoll und nicht zu dünn, jedoch unverhältnismäßig süß, weil überzuckert. Der Totalabsturz des Zeppelins vollzog sich jedoch bei Rinder-Carpaccio mit frisch geriebenem Parmesan(€ 9,80). Viel schlechter kann man es nicht mehr machen. Eine unzureichende Fleischqualität badete in einem Billig-Öl, welches vermutlich aus einem Industrie-Kanister stammte. Der geschnittene Radicchio wurde aus dem Wasser direkt auf das Carpaccio gehoben, wobei sich das Salatwasser 1: 1 mit dem Billigöl vermengte: Grausam! Weil die Käsespäné nicht gleichmäßig auf den Teller verteilt, sondern auf einen einzigen Haufen unter dem Radicchio geraspelt waren, befand sich auf dem Teller nur ein klebriger Käse-Klumpen. Schlechter geht es nun wirklich nicht mehr. Waldpilzragout mit Rösti und frischem Salat(€ 14,80) Man nehme TK-Rösti und werfe sie in die Friteuse, wärme gefrorene Pilze einfach in einer Rahmsoße auf, gebe TK-Gemüse-Julienne dazu und verlange € 14,80. Der maximal seelisch und moralisch vertretbare Verkaufspreis wäre bei € 7,40. Handelt es sich hier betriebswirtschaftlich gesehen um die Deckungsbeitrags-Cash-Cow des Hauses?
Die beiden diensthabenden Rezeptions– bzw. Servicedamen hatten erkennbar«Null-Bock». Widerwillig und zaghaft-verhalten ließen sie uns dies ausreichend spüren. Service sieht anders aus!
FAZIT: Im Hotel-Restaurant Graf Zeppelin war ich nur zwei Mal: Das erste Mal und das letzte Mal!