In ruhe schön spazieren gehen, das ist hier sehr gut möglich, dazu angenehme Natur und Teufels Brück ist auch nicht weit.
Stefan M.
Classificação do local: 3 Hamburg
Der Westerpark steht ein wenig im Schatten seines viel gepriesenen Nachbarn, des Jensischparks und ist ein kleiner Geheimtipp. Wer bei einem Ausflug beide Grünoasen auf seinem Gang verbindet, verbringt ein paar erholsame Stunden und erfährt einiges über europäische Landschaftsarchitektur. Diese lehrreiche Tour empfehle ich gern. Wer die grüné Oase von Hamburgs Zentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln ansteuern will, hat die Wahl zwischen dem nicht immer regelmäßig verkehrenden Bus 115 ab Alsterkrugchaussee oder der S-Bahn. Ein Fahrt mit letzterer schenkt bereits gleich nach Bahrenfeld das Gefühl, mit einem Regionalzug hinaus vor die Stadt zur fahren. Die Häuser und Gärten entlang der Strecke strömen Frieden und Familienglück aus. Bevor es jemanden davon vielleicht zuviel wird, steigen wir nach Othmarschen an der Station Klein-Flottbek aus. Nicht das liberale Bürgertum des 21. sondern den gebildeten Adel des 18. Jahrhunderts werden wir hier kennen lernen. Nach Unterqueren der Gleise biegt man links ab und erreicht die Jürgensallee. Hier könnten die Spaziergänger nun einfach weiter auf dem Bürgersteig erst ost-, dann südwärts Richtung Jenischpark laufen, gäbe es nicht die wesentlich attraktivere Streckenvariante über den Eduard-F-Pulvermann-Weg, der von der Jürgensallee seitlich(nach Süden) abzweigt: Hier tauchen wir gleich ein in die noch erkennbar vom Geist der Aufklärung bestimmte Landschaft des Westerparks, der zunächst mit dem Jensichpark eine Einheit bildete: Es geht durch ein kleines Gehölz, über eine weite Wiese, die am Rand von putzigen postmodernen Miniaturvillen gesäumt wird. Kurz darauf kommen wir an einem Derbyplatz vorbei, wo fast immer ein paar schöné Rosse zu beobachten sind, die von Damen in Barbourjacken geritten werden. Kaum deutlicher als hier, läßt sich der Wunsch der Flottbeker Society spüren, mit ihrem Vorbild, dem britschen Landadel gleichzuziehen. Ein paar Schritte weiter erreichen wir dann ein kleines malerisches Gehöft, dass man eher draußen in Holstein erwarten würde. Das Areal zwischen Bahn und Jenischpark wirkt also recht abwechslungsreich, obwohl man es in knapp zehn Minuten durchquert hat. An der Baron-Voght-Straße grenzt die Grünfläche, die Ortsansässige statt Westerpark auch Derbypark nennen, an den eigentlichen Jenischpark. Hier steht links hinter einem modernen, leider wenig stilvollen Zaun das alte Landhaus des Freiherrn Caspar Voght von 1794 – 1799. Vis-à-vis blickt man auf die einst sehr fortschrittlichen Instenhäuser für das Gesinde und an der Ecke, Richtung Derbyplatz erhebt sich ein schlichtes rotes Backsteinhaus, in welches sich der Baron zum Lesen von Voltaires Schriften zurückzog. Der Jenischpark, der viel größer und prächtiger ist, wurde im 19. Jahrundert, zur Zeit der Restauration ausgestaltet, der unbekanntere und von Erholungssuchenden wesentlich weniger genutzte Westerpark atmet hingegen noch den Geist einer früheren, optimistischeren Epoche, als die Ideale der Menschenrechte unter Frauen und Männern von Welt das viel diskutierte Thema waren. Der Weg über den Westerpark in den Jenischpark ist demzufolge nicht nur der angenehmere und schönere, er schenkt uns darüber hinaus auch ein Gefühl für die chronologische Entwicklung des riesigen Geländes, das einst einem Mann allein gehörte, bevor seine ruhmreiche Zeit vorbei war, und es ein wenig vom ursprünglichen Charakter verlor. Zwecks Vorbereitung empfehle ich das handliche Buch: Der Jenischpark — ein Spaziergang durch seine Geschichte und die Jahreszeiten von Reinhard Crusius, Paul Ziegler und Peter Klein. Darin wird übrigens auch das Quellental vorgestellt, welches den dritten landschaftlichen Höhepunkt des Stadtteils Flottbek bildet und ebenfalls von Voght erschlossen wurde.