no bnq

Also die Idee ist ja ganz nett! Aber eine Stadt ist immer im Umbruch (das sollten vor allem Architekten wissen) und die leidige Veränderung liebgewonnener Viertel habe ich schon mehrfach erlebt: in den späten 70er Pöseldorf, in den späten 80er Eppendorf in den frühen 00er (seit dem Tod von Willy Bartels) St.Pauli. Überhall ziehen Menschen hin, die sich dadurch den bisherigen Lifestyle wie eine Identität überziehen wollen, entweder mit Geld oder mit Gewalt (Hafenstr). Die vorgeschobene Argumentation, hier eine Gentrifizierung verhindern zu wollen, ist aufgesetzt. Ich kenne keinen echten St. Paulianer, der speziell BnQ negativ gegenüber steht, vor allem da Köhler von Bargen schlüssig argumentieren. Bei der gemeinsamen Besichtigung der baufälligen Häuser mit KvB, Vertreter der Initiative No BnQ und örtlicher Presse konnte ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass die No BnQ Leute sich hier auf Kosten von wem auch immer günstig ihre Kiez-​Bude herbeizettern/​betteln wollen. Leute, die bisher nicht auf dem Kiez wohnen und auch Abends nicht in die Klubs dürfen; einfach Schnorrer.

Das Kürzel bnq steht für Bernhardt-​Nocht-​Quartier. Die Interessengemeinschaft NO-​BNQ setzt sich für eine Stadt für Alle ein und versucht gegen die «Gentrifizierung» (einseitige Aufwertung von Stadtteilen, Quartieren), die derzeit extrem in Hamburg um sich greift anzugehen.
Durch die einseitige Förderungen von Prestigeobjekten des Senats /​der derzeitigen Schwarz/​Grünen-​Koalition und deren Umsetzung mit finanzkräftigen privaten Investoren werden ganze Bevölkerungsschichten aus Stadtteilen vertrieben, die sich durch die Umwandlung das Leben dort nicht mehr leisten können. Doch ursprünglich waren oft sie es, die den Stadtteil interessant gemacht haben.
Zu beobachten ist die Entwicklung nicht nur in St. Pauli, St. Georg, Karo-​, Schanzen-​, Gängeviertel; auch andere Innerstädtische Gebieten (Güterbahnhof Barmbek, Wilhelmsburg, Winterhude Süd usw.) werden im Höchtbieterverfahren an Investoren verkauft, die diese Flächen Gewinn bringend verwerten und an finanzkräftige Käufer vermarkten.
Etablierte Einwohner werden so in die Randgebiete vertrieben. Es entstehen neue Problemviertel. Die ursprünglich (halbwegs) gemischten Stadtteile werden nach Bevölkerungsschichten getrennt.
No-​bnq bezieht sich auf seinen Stadtteil /​Häuserblock und setzt sich für eine verträgliche den bisherigen Bewohnern entgegenkommende Sanierung der teilweise sehr heruntergekommenen Häuser ein. Ein Rundgang vor Ort ist höchstinteressant, die Bewohner dort erklären Euch gerne ihr Anliegen. Die Häuder in diesem Quartier sind (so ziemlich) die letzen ihrer Art, denn bisher wurden auch in St. Pauli ältere Häuser einfach abgerissen, statt sich mit ihnen zu beschäftigen und sie zu sanieren.
Auf der o.g. Homepage findet man vorab ganz interessante Hintergrundinfos. Die Initiative veranstaltet regelmäßig Aktionen, in letzter Zeit vermehrt gemeinsam im Netztwerk mit anderen «Gentrifizierungs”-Gegnern. Alle aktuellen Infos im Blog!