St. Pauli-Archiv

Das St. Pauli-​Archiv kümmert sich seit 1987 um die Geschichte des Viertels und das macht es gut. Nirgends kann man so viel erfahren über diesen Stadtteil wie hier, und nirgends werden so viele gute fundierte Rundgänge angeboten wie hier. Und das ist nicht nur etwas für Touristen sondern vor allem auch für die Bewohner des Viertels selbst.
Ich liebe z. B. den historischen Kalender, der seit Jahren vom Archiv herausgebracht wird. Dort sind viele historische Fotos aus dem Viertel zu sehen, die regelrecht zur Spurensuche im Viertel anregen. Denn das schöné an den Kalenderfotos ist, dass sie auch immer ein Pendant aus der heutigen Zeit haben, so dass man die Veränderungen zwischen gestern und heute gleich mitgeliefert bekommt.
Ab jetzt gibt es ihn wieder im Archiv und in verschiedenen Läden der Wohlwillstraße u. a. im Lockengelöt und im Bagdas-​Kiosk.
Der Kauf eines Kalenders ist auch ein kleiner Beitrag zum Erhalt des Archivs, dass mittlerweile finanzielle Schwierigkeiten hat, seitdem es nur noch minimal öffentlich gefördert wird.

Dieses kuschelige Archiv gibt es schon seit 1987 u7nd ist fester Bestandteil St. Paulis, wenn es darum geht, den Stadtteil den Menschen näher zu bringen. Und zwar nicht nur Touristen und Neuankömmlingen, sondern auch den Bewohnern selber. Insofern setzt sich das Archiv ein wenig ab vom St. Pauli Tourist Office ein paar hundert Meter weiter.
Hier können Bücherwürmer wunderbar stöbern und sich über die facettenreiche Geschichte des Kiez’ informieren.
Mir gefallen am besten die Erzähl-​Abende, bei denen zu Kaffee und Kuchen über manche St. Pauli-​Themen diskutiert, gefachsimpelt oder einfach nur geplaudert wird.
Das Archiv veranstaltet aber auch tolle Rundgänge und Aktionen, um gemeinsam den Stadtteil zu erkunden. Zu m Beispiel gibt es einen Rundgang über Migranten auf St. Pauli, «Einwanderung in St. Pauli und Altona», der sehr interessant klingt.
Die Leute hier sind sehr freundlich und lieben ihre Arbeit im Archiv, auch wenn der Laden selber seine besten Zeiten hinter sich hat. Seinen Charme und seinen Nutzen hat er längst nicht eingebüßt!

Ich hab mich getraut!
Meine Neugier hat es geschafft, mich an einem Sonntag morgen auf ein Stadtteil-​Rundgang des St. Pauli-​Archiv zu schicken. Denn obwohl ich nun den Stadtteil als Bewohner einige Jahrzehnte kenne, dachte ich mir, dass es bestimmt noch einige Ecken und Geschichten gibt, von denen ich noch nichts weiß.
Das St. Pauli-​Archiv setzt sich mit der Geschichte und Gegenwart dieses einmaligen Viertels auseinander und zeigt anhand von Ausstellungen, Rundgängen, Veröffentlichungen und Veranstaltungen die Vielfältigkeit St. Paulis mit seinen spezifischen Eigenarten.
Die Anmeldung zum Rundgang war sehr unproblematisch, da mann sich vorher nicht anmelden brauchte. Das Wetter spielte auch mit, es war wenigstens trocken.
Ich verzichte auf eine Beschreibung des gesamten Rundganges und schildere nur meinen persönlichen Gesamteindruck.
Positiv fand ich:
— Es wurde sehr viel Wissen vermittelt über die Gründerzeit des Stadtteils, ohne aber zu detailliert zu werden. Da hab auch ich, noch jede Menge Neues erfahren.
— Mann konnte immer noch einige Landmarken aus der Gründerzeit, heute wiederentdecken. Das war sehr spannend mit einigen «Aha”-Effekten.
— Mit ca. 1,5 Std. war der Rundgang nicht zu kurz aber auch nicht zu lang.
Nicht so gut bzw. Schade fand ich:
— Die Person, die uns geführt hat, beschränkte sich bei Ihren Ausführungen auf die Entwicklung bis 1945 (das aber sehr gut!) und konnte kaum den Wandel von 45 bis heute gut darstellen.
Was Ok war, aber mir erst hinterher bewusst wurde.
— Das ganze war natürlich sehr oberflächlich gehalten. Dafür ist aber gerade St. Pauli, viel zu vielfältig um es in 1 Std. abzuhandeln zu wollen!
Preislich war es durchaus fair und günstig.
Fazit: Lohnt sich auch für Hamburger!