Modelleisenbahn Hamburg

Ich muss Enrique für seinen Beitrag dankbar sein– denn ohne diese Beitrag wäre ich bei der Vorbereitung meines Hamburg-​Urlaubs nicht ausreichend für die Modelleisenbahn, die im 2. Stock des Hamburg Museums mehr oder minder versteckt untergebracht ist, vorbereitet gewesen.
Zwar bin ich bekennender Fan des Miniatur-​Wunderlands, das auch im August 2015 selbstverständlich wieder Bestandteil meines Kulturfroschgramms gewesen ist– aber die Anlage am Holstenwall lohnt ebenfalls den Besuch
Wenn man das Hamburg Museum besucht, hat man zugleich die Gelegeheit, diese faszinierende seit Jahrzehnten ehrenamtlich von einem Verein betriebene Anlage ohne zusätzliches Entgelt zu besuchen. Und das sollte man auch tun.
Ich finde es faszinierend, wenn vor allem Männer, aber auch Frauen einen Großteil ihrer Freizeit und unheimlich viel Nerven und Kreativität in solche große Modelleisenbahnanlagen stecken. Hier wird sehr detailliert und detailgetreu so manches dargestellt– und dies nicht auf Kommerz ausgerichtet.
Schade, dass mein Zeitfenster sich nicht mit einer Vorführung verbinden ließ– dann hätte mich die Anlage sicherlich noch mehr begeistert.
Hier ist nichts Show und Effekthascherei– nein, hier riecht man direkt, dass es wirklich Leidenschaft ist, die hier drinsteckt. Und das ganze ehrenamtlich. Kein Wunder, dass der hinter der Anlage stehende Verein vor Ort einen Stand betreibt und das eine oder andere mit Eisenbahnbezug verkauft. Gekauft habe ich hier zwar nichts– aber wirklich sehr sehr gerne etwas in den Kohlebehälter für Spenden geworfen.
Auch solche Einrichtungen braucht das Land! Respekt vor den Damen und Herren, die auch im 21. Jahrhundert noch eine solche Einrichtung pflegen.
Und möge der Verein mit seiner Anlage eine angemessene Zukunft haben.

Dieser einzigartigen Modellbahnanlage droht in der jetzigen Form das Aus. Deshalb sollte jeder Interessent noch die Möglichkeit nutzen, sie einmal erlebt zu haben. Doch der Reihe nach.
Die Modelleisenbahn Hamburg e.V., ein gemeinnütziger Verein, betreibt als Untermieter im Hamburg Museum Hamburgs größte Modellbahnanlage in Spur 1, und das seit 1949. Seitdem kann man hier ein riesiges Modell bestaunen, in dem der Bahnhof Hamburg-​Harburg mit seinen Zu– und Ablaufstrecken inklusive der Pfeilerbahn und des Hamburger Hauptgüterbahnhofs nachgebildet sind, so wie sie allerdings heute nicht mehr existieren. Auf der Anlage hat die gute alte Dampflok eine beherrschende Stellung, es fahren dort aber auch Dieselloks und elektrische Lokomotiven.
Detailgetreu werden die Bahnhöfe, Gleise, Rangierstellen, Schiffsbeladungsplatz, Umwelt etc. dargestellt. Es lohnt, sich Zeit zu lassen, um all die Einzelheiten in ihrer Präzision zu erfassen. Mehrmals täglich läuft in einer halbstündigen Vorführung das Eisenbahnleben vor einem ab: Dutzende von Lokomotiven und Zügen durchfahren die Anlage — computer gesteuert von einer zentralen Anlage — halten bei Rot, fahren pünktlich in den Bahnhöfen ein, vermeiden Kollisionen, verzaubern den Freund der Eisenbahn. Trotzdem lassen sich kleine Unfälle nicht immer vermeiden, bei unserem kürzlichen Besuch sprang eine Lok und die folgenden Wagen aus den Schienen und mussten wieder auf die rechte Bahn gebracht werden. All das geschieht, ohne dass irgendwelche Lokführer streiken!
Während der Vorführung erläutert ein Vereinsmitglied über Lautsprecher, was sich vor den Augen abspielt. Am Ende der Vorführung fuhr ein kurzer Güterzug vor, in dessen offenen Wagen sich kleine Schokoladentafeln stapelten: kleine wie große Hände griffen gerne zu!
Empfehlen kann ich den Kauf einer DVD mit Aufnahmen vom Betrieb aus der Sicht des Lokführers. Das ist in der Tat beeindruckend (Laufzeit 42 min, Kosten € 9).
Der Kauf einer Eintrittskarte für das Hamburg Museum berechtigt zum Besuch der Modelleisenbahn: Ein Jahrhundert Eisenbahngeschichte in Hamburg auf einer verkehrshistorischen Anlage.
Aber: Bis Ende 2015 ist der Betrieb in jetziger Form noch gesichert. Das Museum möchte den jetzigen großen Raum anderweitig nutzen, so dass die Anlage wohl abgebaut werden muss und im Dachgeschoss des Museums in kleinerer Form neu entstehen wird. Ein Jammer !!