Lichtmeß Kino

Das Lichtmeß-​Kino hatte ich im Kopf immer ganz woanders verortet und deswegen hatte ich es bis vor ein paar Tagen auch überhaupt nicht auf dem Schirm. Da es aber direkt in Altona liegt werd ich’s mir jetzt einfach merken. Obwohl es aufgrund der Holzstuhlreihen wahrscheinlich nie zu meinen Lieblingskinos gehören wird :-)
Was ich hier aber sehr schätze, ist die familiäre, intime Atmosphäre. Die hat man im Zeise oder im Studiokino so nicht und allein deswegen sollte man sich den Platz merken.
Gute Sache!

Das Lichtmeß ist eines dieser tollen, politisch und sozial engagierten kleinen Kinos, die Filme mit hohem Anspruch zeigen. Zum Glück gibt es davon in Hamburg ein paar, aber das Lichtmeß ist trotzdem herauszuheben. Es ist nämlich zum Beispiel eines der Wenigen die wirklich regelmäßig Dokumentarfilme zeigen, die meines Erachtens im Kino viel zu wenig Platz finden. Auch beteiligt sich das Lichtmeß an diversen kinoübergreifenden Filmreihen und Festivals, wie diese Woche gerade am RADAR Independent Film Festival.
Die Einrichtung ist minimalistisch: Holzstühle in einem großen, rohen, ehemaligen Fabrikraum und eine Leinwand. Wenn man sich einen langen Film oder gar eine Zusammenstellung mehrerer Filme an einem langen Abend ausgesucht hat, dann tut am Ende schon mal der Poschi weh. Aber die Filme sind es wert! Bier und anderes gibt es auch für wenig Geld an der kleinen Bar.

Wenn ich die schwere Eisentür des Lichtmeß-​Kinos aufstoße, habe ich das Gefühl, eine Kirche zu betreten: Die Fenster sind mit taubengrauen Samtvorhängen verhüllt, die Decke läuft in der Mitte zu einem spitzen Giebel zusammen. Links und rechts vom Mittelgang stehen einfache Holzstühle und statt eines Altars befindet sich am Ende das Raumes die Leinwand.
Das Lichtmeß ist wahrscheinlich das anspruchvollste und unkommerziellste Kino Hamburgs. Meist Donnerstags werden Dokumentar– oder Experimentalfilme gezeigt oder Kurzfilmabende veranstaltet. Das Repertoire geht vom Gentrification-​Klassiker Empire St. Pauli bis zur Punk-​Doku Burning Down The House-​The Story Of The CBGB.
Wer nach der Vorstellung noch bleiben und sich bei einem Bier über den gezeigten Film unterhalten möchte, geht nebenan ins Café Treibeis.

Irgendwann war ich schon mal im Lichtmeß, ich glaube beim «Flotten Dreier» im Rahmen eines Kurzfilmfestivals. Danach vergaß ich diese Spielstätte…
Die 4 Sterne vergebe ich für das Engagement der Betreiber und für die besondere Atmosphäre, die mir gut in Erinnerung geblieben ist.
Im Jahre 1991, am 2. Februar (Mariä Lichtmeß), wurde das Kino gegründet. Es befindet sich im Seifensiederraum der ehemaligen Kosmetikfabrik Dralle (heute: Ottensener Werkhof). Seitdem laufen dort meistens donnerstags Dokumentar– und Experimentalfilme sowie Filme in Originalfassung. Es werden Filmreihen und Kurzfilmabende veranstaltet, Schulvorstellungen und Hamburger Premieren. Das Lichtmeß ist teilnehmendes Kino beim Internationalen Hamburger Kurzfilmfestival (alle No Budget Filmblöcke und «Flotter Dreier»), Info:
. Außerdem findet einmal im Jahr das «Frischluft-​Hofkino» statt.
Die Ausstattung ist technisch umfangreich, für das Publikum jedoch eher karg:
— 35 mm, 16 mm, Super-​8 Projektoren
— alle gängigen Video-​Formate (S-​VHS, U-​matic, BetaSP, DVD)
— Leinwand 4×2,4 Meter
— 99 flexible Holzstühle
— Eintrittspreise 4,00 bis 5,00 EUR
Das Lichtmeß-​Kino kann man übrigens für eigene Veranstaltungen mieten, sofern sie «leise» sind (also nicht für Konzerte oder Partys).