Allgemein Wieder so ein brütend heißer Tag, der Pfingstmontag. Wir verzichteten auf unseren täglichen Spaziergang der Hitze wegen. Aber auf unseren Ausflug in den Rheingau wollten wir nicht verzichten. Wir legten ihn einfach in die Abendstunden. Unser Ziel war der Gutsausschank des Weingutes Abteihof St. Nicolaus in Johannisberg. Wir hatten im Internet gelesen, dass der heute den letzten Tag auf hat, bevor er bis nach der Weinlese im Spätherbst geschlossen bleibt. 1640 erwarb der Abt der Abtei St. Nicolaus — daher auch der Name des Weingutes — zu Brauweiler bei Köln in Johannisberg zwei nebeneinander liegende Häuser unter anderem mit 15 Morgen Weingarten. Der Kaufvertrag, der vom damaligen Mainzer Kurfürsten bestätigt wurde, enthielt eine Reihe von Pflichten und Lasten der Gemeinde Johannisberg gegenüber. Nach der Säkularisierung fiel der Besitz 1803 an Nassau. Im Jahre 1860 kauften die Ururgroßeltern der heutigen Besitzer das Weingut. Die Landwirtschaft, die dem Weingut angegliedert war, wurde ab den 50-iger-Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch die beginnende Eigenvermarktung des Weines immer mehr verdrängt. Heute bewirtschaftet das Weingut Weinberge, die sich in den bekannten Lagen von Johannisberg, Hattenheim, Geisenheim und Winkel befinden. Angebaut wird überwiegend Riesling, etwas Spätburgunder und noch weniger Müller-Thurgau. Wer mehr wissen will, der besuche die Webseite des Weingutes. Die Gutsschänke ist geöffnet von Freitag bis Montag, allerdings nur periodisch. Die Frühjahrssaison geht am 09. Juni des Jahres zu Ende. Danach bleibt die Gutsschänke bis in den Spätherbst nach der Weinlese geschlossen. Bedienung Uns bediente die junge Chefin des Hauses. Sie machte das routiniert und flott. Hatten wir zunächst den Eindruck, dass es auch etwas freundlicher sein könnte, drehte sich dieser Eindruck im Verlaufe des Abends ins Gegenteil. Wir kamen irgendwie in ein angenehmes Gespräch, bei dem Lachen kein Fremdwort mehr war. Also, nichts auszusetzen am Service. Das Essen Die Speisekarte der Gutsschänke ist so übersichtlich, dass ich sie an dieser Stelle komplett übernehmen kann: Lachsmax — Vollkornbrot mit Räucherlachs und Kräuteromelette; Gegrillter Käseknacker mit hausgemachtem Kartoffelsalat; Belegtes Brot mit Holsteiner Bauern-Mettwurst; Sülze vom Galloway-Rind mit Abteihof-Remoulade und Kartoffelsalat; Abteihof-Burgermit Fleischkäse, Speck und Spiegeleian kleiner Salatgarnitur; Heißer Camembert im Blätterteigmantelmit Preiselbeeren; Handkäse in Riesling-Sahnesoße; Portion bunt garnierte Käsewürfel aus würzigem, gereiftem Allgäuer Bergkäse; Käsetellerverschiedene Käsespezialitäten mit Brotauswahl. Die Gerichte kosten zwischen 6 und 10 Euro. Zudem wurden als Tagesgerichte angeboten: Spargecremesuppe; Salat vom Arheiliger Spargel mit Kerbelvinaigrette, Schwarzwälder Schinken und Baguette; weißes Schokoladenmousse mit Erdbeeren. Unser Essen: Handkäse in Riesling-Sahne-Sauce(Euro 6,20): Der Handkäse war auf der weißen Riesling-Sahne-Sauce in mehreren runden Scheiben auf einem Teller angerichtet. Da mir die Zwiebelringe auf dem Handkäse nicht reichten, ließ ich mir noch eine Portion kommen, die liebevoll in einer kleinen Schale serviert wurde, die mit plastisch hervorgehobenen Kirschmotiven geschmückt war. Der in Riesling eingelegte Handkäse schmeckte ausgezeichnet und war auf den Punkt, wunderschön durch, aber nicht so durch, dass er vom Teller lief. Die feinsaure Sahnesauce, der Handkäse und die Zwiebelringe passten ausgezeichnet zueinander: Mal etwas anderes als die obligatorische«Musik»(fein gehackte Zwiebeln in einer Art Vinaigrette). Sülze vom Galloway-Rind mit Abteihof-Remoulade und Kartoffelsalat(Euro 8,80): Nach Aussage des Hauses handelt es sich bei der Sülze um eine sehr magere Spezialität aus dem Vogelsberg. Das Fleisch der Sülze war fein gemahlen, wirklich außergewöhnlich mager, die Sülze selbst war angenehm kräftig gewürzt und enthielt verschiedene Gemüsezutaten. Zusammen mit der wohlschmeckenden Remoulade und einem herrlich schlotzigen, fein abgestimmten, mit Kräutern angereicherten Kartoffelsalat ergab das ein prima Gericht. Resumée: Zwei kleine, aber feine Gerichte. GETRÄNKE: Mineralwasser(Euro 3,00 für 0,75 Liter); Riesling trocken(Euro 2,50 für 0,2 Liter); Riesling Kabinett trocken(Euro 2,80 für 0,2 Liter); Winkeler Hasensprung Qualitätswein ERSTESGEWÄCHS(Euro 3,00 für 0,1 Liter). Riesling und Riesling Kabinett waren reintönige Weine mit einer feinen Säure und sachten Fruchtaromen. Beiden Weinen gemeinsam war ein leicht bitterer, aber angenehmer Abgang. Das ERSTEGEWÄCHS zeigte sich als vollmundiger, sehr dichter Wein, voll mit Aromen und schon ganz leichten Alterungsmerkmalen(Jahrgang 2011), die den Geschmack aber nicht nachteilig beeinträchtigten. Wir durften außerdem von einem Perlwein probieren, der«ein guter Grund»(das Weingut befindet sich im Grund) genannt wird: ein Roséwein mit zugesetzter Kohlensäure, sehr trocken und herrlich erfri…