Mahn- und Gedenkstätte

Deportation, Euthanasie, Rassenideologie, Progrom, Denunziation, Holocaust, Genozid, Shoah — Antisemitismus, alles Begriffe, die einem einen kalten Schauder über den Rücken laufen lassen.
Mir gefällt, dass auch Düsseldorf eine würdige Gedenkstätte hat, die geschichtlich gesichertes Wissen bewahrt und jene dunkle Zeit zwischen 33 – 45 aufarbeitet.
Aber wenn man mich fragen würde, ob es etwas mehr an geschichtlicher Aufarbeitung hätte sein dürfen, sage ich JA!!!

Hallo, liebe Unilocalfreunde,
heute muss ich mal persönlich werden. Ich habe diesen Ort der Scham, der Trauer und der Fassungslosigkeit besucht. Die kleine Mahn– und Gedenkstätte hat zur Zeit eine Sonderausstellung (bis zum 09.05.16) im ehem. Luftschutzbunker über die Verbrechen an Kindern zwischen 1933 – 1945.
Sehr bedrückt und tief berührt habe ich die Mahn– und Gedenkstätte verlassen. Für mich ist es wichtig, die Vorgänge jener Zeit in Erinnerung zu behalten. Wie konnte es dazu kommen? Die Gedenkstätte liefert hierzu meiner Meinung nach weniger Antwortversuche als erhofft.
Ich versuche aus den geschichtlichen Abläufen jener dunklen Zeit zu lernen und meine auch Analogien bis in die heutige Zeit erkennen zu können.
Für Interessierte lohnt der Besuch ganz sicher; Nicht-​Interessierte möchte ich aber auch nicht verurteilen und den moralischen Zeigefinger erheben. Solch eine Rückschau tut halt weh und ist in einer Be-​happy-​and-​be-​cool-​Geschellschaft nicht so angesagt.
Es gibt einen Förderkreis der Mahn– und Gedenkstätte, der leider auch nicht hat verhindern können, das die Geschichtszeugnisse einem 5-​Sterne-​Hotel haben weichen müssen. Die neuen Räume sind doch sehr begrenzt und werden der geschichtlichen Aufarbeitung nicht gerecht. Empfehlenswert für Geschichtsbewusste ist die Schriftenreihe des Förderkreises.
Der Eintritt ist frei. Es werden regelmäßig qualifizierte Führungen durchgeführt.

Ich empfehle diesen Ort jedem, der sich nicht scheut sich auch mit den dunklen Zeiten Düsselsdorfs und Deutschlands auseinanderzusetzen. Die Geschichten der Menschen sind klar dar gestellt und rühren mitunter zu Tränen. Es gibt auch Interviews von Überlebenden, die ihre Erinnerungen teilen. Zur Dauerausstellung gibt es eine wechselnde Ausstellung zu verschiedenen Themen. Den Bunker, im unteren Teil des Gebäudes kann man ebenfalls besuchen. Es gibt einem ein beklemmendes Gefühl. Die Ausstellung ist auf deutsch, ein Audioguide auf englisch ist aber erhältlich.

Schon kurz nach Kriegsende wurde in Düsseldorf die Forderung laut,
eine Gedenkstätte für die Opfer des NS-​Terrors zu errichten.
Auch nach der 1958 erfolgten Einweihung eines Mahnmals auf dem
Nordfriedhof blieb diese Forderung bestehen. Vielleicht, weil
dieses Mahnmal nicht nur den «Opfern des politischen Terrors,
sondern auch den «Opfern des Krieges und der Gefangenschaft»
und den «Flüchtlingen und «Heimatvertriebenen» gewidmet war.
Der zwischen 1975 und 1981 am Landgericht Düsseldorf
stattfindende «Majdanek-​Prozess», in dem Angehörige der
Kommandantur und der Wachmannschaft des KZ Majdanek
abgeurteilt wurden, gaben der Forderung nach einer zentralen
Gedenkstätte Auftrieb. Im Juli 1986 beschloss dann der
Stadtrat einstimmig die Einrichtung einer Gedenkstätte. Am
17. September 1987 wurde die Mahn– und Gedenkstätte
eröffnet. Untergebracht ist sie im denkmalgeschützten
historischen Stadthaus. Sehr passend, denn seit der 1933
erfolgten Machtübergabe an die Nazis wurde von diesem
Gebäude aus die sogenannte «Gleichschaltung», d. h. die
Zerschlagung der demokratischen Parteien, der Gewerkschaften,
die Verfolgung von Regimegegnern, von Juden, von Sinti und Roma,
von Homosexuellen zentral gesteuert. Hier war die Leitstelle der
Gestapo untergebracht, die für den gesamten Regierungsbezirk
Düsseldorf zuständig war. Und auch die 20. SS-​Standarte war
hier untergebracht. Hier wurde eingesperrt, verhört und gefoltert.
Ab 2011 wurde die Mahn– und Gedenkstätte geschlossen.
Nach vierjähriger Umbauphase, die die Gesamtfläche verdreifachte,
wurde sie am 14. Mai 2015 wieder eröffnet.
Seitdem gibt es hier die neue Dauerausstellung «Düsseldorfer
Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus». Auf großflächigen
Stellwänden wird anhand von Biographien berichtet, von Angst,
von Verzweiflung, von Mut, von Glaube, von Anpassung und
Verrat. Es wird gefragt, welche Handlungsmöglichkeiten die
Kinder und Jugendlichen hatten, und was ihre Entscheidungen
beeinflusste, welchen Prägungen sie durch Elternhaus, Schule
und Freunden ausgesetzt waren. Die Texte dieser Stellwände
verfolgen das Prinzip der «Oral History», der Interviews überlebender
Zeitzeugen. Zusätzlich gibt es Hörstationen mit Zeitzeugeninterviews.
Auch Touchscreens können genutzt werden.
Zusätzlich thematisiert eine Dauerausstellung die Nachgeschichte
des Nationalsozialismus von 1945 bis heute.
Die Ausstellungsräume sind luftig und hell erleuchtet. Aber trotzdem
schnürt es einem die Kehle zu, wenn man hier mit den verschiedenen
Einzelschicksalen konfrontiert wird, mit dem Schicksal der Geschwister
Frank, oder dem Schicksal der 1938 mit Down-​Syndrom geborenen
Anneliese, genannt «Ally», die ihren Eltern weggenommen und 1943
im Rahmen des Euthanasieprogramms ermordet wurde.
Die Mahn– und Gedenkstätte arbeitet mit Schulen und anderen
Bildungseinrichtungen zusammen. Es werden Gruppenführungen
angeboten, bei denen auf Anfrage auch ein Gebärdendolmetscher
gestellt wird.
Gemäß neben einer am Eingang angebrachten Tafel mit
dem Motto «Lernen, Forschen, Gedenken, Begegnen», unterhält
diese Einrichtung eine 6.000 Bände umfassende Präsenzbibliothek.
In einem Archiv steht Interessenten auf Anfrage eine umfassende
Sammlung von Dokumenten, Fotos und anderen Archivalien zur
Verfügung.
Eine wunderbare Einrichtung, die Erinnerung wachhalten soll.
Das war notwendig, ist notwendig und bleibt notwendig.
Heute vielleicht mehr denn je.

Wie viele Juden lebten vor der Zeit des Nationalsozialismus in Düsseldorf? Wo waren Ihre Synagogen? Was passierte in Düsseldorf während der Reichskristallnacht? Welchen Widerstand gab es in Düsseldorf gegen das Nazi-​Régime? Wie gingen die Düsseldorfer Kirchen und Gemeinden mit dem staatlich gelenkten Terror um? Auf all diese Fragen bekommt man jede Menge interessante Antworten in der Mahn– und Gedenkstätte in Düsseldorf. Ob man einfach nur durch die Daueraustellung schlendert und sich über viele verschiene Themengebiete informiert, ob man eine der ständig wechselnden Themenaustellungen besuch oder an den pädagogischen Veranstaltungen teilnimmt. Thematisiert werden hier nicht nur die nackten historischen Tatsachen, sondern natürlich auch die Fragen, wie es soweit kommen konnte. Anhand der Stadt in der man lebt und anhand vieler trauriger Einzelschicksale lässt sich hier besser auf das Thema Nationalsozialismus und Judenverfolgung eingehen, als durch irgendwelche Bücher und Reportagen, die nur die Gesamtheit der Ereignisse in ganz Deutschland oder gar Europa betrachten. Vor Ort kann man erleben, wann und wo in der Stadt, die man alle schon lange kennt, die schreckliche Dinge passiert sind, die man sonst nur anonym aus irgendwelchen Geschichtsbüchern kennt. Sei es die Zerstörung der großen Synagoge an der Kasernenstraße oder die vielen, durch so genannte Stolpersteine gekennzeichneten Wohnhäuser, aus denen die jüdischen Mitbürger in die KZs verschleppt wurden. Geschichten über Sinti– und Roma, die in einem Lager am Höherweg eingepfercht waren, über Sozialdemokraten und Mitglieder sozialistischer Arbeiterverbände, die verfolgt und drangsaliert wurden, teilweise sogar in den heutigen Räumen der Gedenkstätte, die zu Anfang des 3. Reiches das Düsseldorfer Polizeirevier beherbergten.

Vorabinfo: die Dauerausstellung der Mahn– und Gedenkstätte Düsseldorf ist laut Hinweis auf der oben genannten Webseite wegen Umbauarbeiten bis auf weiteres geschlossen. Die übrigen Angebote und die Mitarbeiter in den Büroräumen bleiben jedoch erreichbar. Das gilt auch für die Bibliothek. Die den Opfern des Dritten Reiches gewidmete Mann und Gedenkstätte Düsseldorf des Arbeitskreises der NS-​Gedenkstätten und Erinnerungssorte in NRW ist sehr sehenswert.
Dieser Ausstellungsort existiert seit 1986 im historischen und heute denkmalgeschützten Stadthaus gegenüber vom ehemaligen Amts– und Landesgericht Düsseldorf. Im Rahmen eines Seminars meiner Hochschule konnten wir der Mahn– und Gedenkstätte einen sehr informativen Besuch abstatten. Während der NS-​Herrschaft waren in diesem Gebäude mehrere Institutionen untergebracht, die in die Verfolgung und Ermordung von Juden sowie anderer politischer Gegner verwickelt waren. Es werden auch Informationen über den in Düsseldorf beheimateten Widerstand offenbar. Nicht nur Geschichtsinteressierten sei ein Besuch wärmstens empfohlen.