Diorama

Ein Grafik & Kunst & Design-​Markt in einem ehemaligen Weddinger Schwimmbad … die spannendste Location, die dieser Bezirk derzeit zu bieten hat, so hieß es … hörte sich zu Beginn richtig aufregend an. Nun bin ich etwas ernüchtert. Wenn das Weddings spannendste Location ist, dann wäre es besser, das Schwimmbecken wieder mit Wasser zu füllen, damit ich wenigstens ein bisschen Spaß haben kann. Mich stört nicht, dass der Zahn der Zeit sich hier sichtbar zu schaffen macht und auch nicht, dass dies scheinbar so gewünscht wird, aber das Gesamtpaket hat mich einfach nicht überzeugt und die Atmosphäre keine Wogen des Entzückens bei mir ausgelöst.
Vielleicht lag es an den teilweise schnodderigen Verkäuferinnen und Verkäufern oder deren Gesprächspartnern, die mitunter die Stände und das Vorankommen brabbelnd blockierten. Obwohl das STATTBAD nicht bis zum Bersten gefüllt war, ist das Gebäude zu beengt und verwinkelt angelegt für solch einen Markt und es wurde so einiges an Navigationsgeschick abverlangt.
Mein Besuch beschränkte sich, obwohl ich selbst in die allerletzten Winkel eindrang, auf eine knappe Stunde und ich war heilfroh, dass mir dafür kein Eintritt abgeknöpft worden war. Das Angebot nahm mich nicht wirklich gefangen, weil es häufig sehr speziell und auch teilweise zu abgedreht oder zu wenig ästhetisch war. Ein absolute Geschmacksfrage sicherlich, die ich für mich jedoch negativ beantworten muss. Das Workshop-​Angebot, das im Schwimmbecken stattfand, fand ich jedoch auch nicht ansprechender: persische Buchkunst & Kalligrafie, Aquarell-​Farben selbst herstellen, alteuropäische Kalligrafie, Graffiti, Mangas zeichnen … nun ja … mal schauen, was nächstes Jahr auf dem Plan steht und ob ich mich für einen Workshop anmelden werde. Erst einmal abwarten, welche Location als nächstes ausgesucht wird. Ein gekacheltes Schwimmbad lässt sich, wie es aussieht, schlecht beheizen und ich hätte während eines Workshops wahrscheinlich die Jacke anbehalten müssen, so kalt war es … da kommt der kreative Flow schon mal bei mir ins Stocken.
Einige bezaubernde Sachen gab es allerdings doch für mich zu entdecken wie Postkarten mit skurril-​verträumten Grafiken und Illustrationen von Kathrin Göpfert (atelier die flügelkiste), Shirts und Beutel mit Abdrücken von Berliner und internationalen Gullydeckeln (raubdruckerin), recycelte Unikat-​Bilderrahmen (FRAME WORKS BERLIN), romantisch bedruckter Schmuck von amba & mei (bald wird es einen Shop geben!) und die Fliesen– und Schubladenbilder von Mabellevie!
Wer Magenknurren bekam, musste sich mit Waffeln — auch veganen — mit verschiedenen Saucen und Toppings von Mueslicorn & Candy «begnügen» … ich bin auf Lütticher Waffeln fixiert, allen anderen kann ich prima widerstehen und nahm mein Magenknurren wieder mit ;O)! Auf die Toilette musste ich zum Glück nicht … die Toiletten sahen aber durch die offenen Türen irgendwie gruselig aus … Diorama suche bitte nach einer anderen Location und ich komme vielleicht nächstes Jahr noch einmal vorbei!