Moritzkirche

Wenn es um sehenswerte Kirchen in der Augsburger Innenstadt geht, dann denkt man sicherlich in erster Linie an den Dom, St. Anna und St. Ulrich und St. Afra. Die Moritzkirche liegt zwar zentral mittendrin, geht aber zwischen den anderen Kirchen doch ein wenig unter.
Dabei ist St. Moritz, gelegen an der Ecke Moritzplatz/​Maxstraße (nein, es war kein großer Wilhelm-​Busch-​Fan, der hierfür verantwortlich ist, St. Moritz hat sein Patronizium schon länger und die Maxstraße hat ihren Namen sicherlich erst in den letzten 200 Jahren bekommen, schließlich gab es ja zwei bayerische Könige des Namens Maximilian) wirklich mittendrin und nicht nur dabei. Und es ist auch kein Zufall, dass die katholische Cityseelsorge hier angedockt ist.
Wenn man mal kurz in die Historie zurückgeht, dann stellt man fest, dass es sich um eine der ältesten Kirchen Augsburgs handelt. Der damalige Bischof Brun, ein Bruder Kaiser Heinrichs II., gründete im 11. Jahrhundert ein Kollegialstift und ließ für dieses eine Kirche erbauen, die St. Mauritius als Ritterpatron gewidmet wurde.
Der ursprüngliche romanische Bau aus dem 11. Jahrhundert hielt sich nicht ewig– Brände und Einstütze hatten etwas dagegen. 1299 bis 1314 wurde ein größerer Neubau errichtet, der im 15. Jahrhundert einen markanten Ostchor erhielt– denn, das ist für die Kirche noch heute durchaus prägend, sie ist massiv nach Osten ausgerichtet. So, wie man es wirklich selten vorfindet. Im 18. Jahrhundert erfolgte eine Barockisierung des Innenraums, der aus dem 13. Jahrhundert stammende Turm war bereits 1494 und 1534 erhöht worden und hatte dabei sein markantes Aussehen erhalten.
Nach der Säkularisation wurde St. Moritz von der Stifts– zur einfachen Pfarrkirche, die prachtvolle Barockausstattung blieb. Bis sie dann weitgehend ein Opfer des 2. Weltkriegs wurde.
Bereits bis 1951 erfolgte der Wiederaufbau unter der Verantwortung von Dominikus Böhm (1880 – 1955), der ja ein Starchitekt modernen Kirchenbaus gewesen war. Es entstand im Rahmen des Wiederaufbau eine durchaus prägnante Pfarrkirche erneut– allerdings, dies darf man nicht verhehlen, barocke Stuckaturen an den Wandflächen fielen dem Wiederaufbau zum Opfer…
Wie so oft bei Nachkriegs-​Wiederaufbauten zeigte sich im Laufe der Zeit, dass nicht alles perfekt gewesen war. Risse bildeten sich im Mauerwerk, Wände wurden zunehmend verrußt, Technik war mehr und mehr defekt. Und als neue Aufgabe gab es die Cityseelsorge.
Genug Gründe, um die Kirche im Inneren neu gestalten zu lassen. Hierfür wurde der Architekt und Designer John Pawson verpflichtet, der seine spezielle Auffassung zu Raum und Licht hat und somit Klarheit und Konzentration jeweils at its best in St. Moritz gebracht hat. Nachdem die Kirche seit 2009 Baustelle gewesen war, wurde der Umbau 2013 abgeschlossen
Sieht man die Kirche von außen, ahnt man nicht, was sich im Inneren verbirgt. Denn es sind wirklich Klarheit und eine bemerkenswerte Helligkeit, die ihresgleichen suchen kann. Dabei ist die Helligkeit nicht steril und wirkt angenehm.
Die Materialien wurden reduziert– was die Konzentration auf das Wesentliche ermöglicht. Es ist vor allem portugiesischer Kalkstein, der das Innere prägt.
Betritt man St. Moritz, kommt man zunächst in einen kleinen Vorraum, in dem sich auf der Nordseite die Taufkapelle befindet. Und dann geht es rein in die Kirche selbst. Rechts, im Süden, befindet sich die Marienkapelle mit einer aus dem Jahr 1490 stammenden Silbermadonna in einem modernen Glasschrein.
In den beiden Seitenschiffen befinden sich acht noch erhaltene Apostelskulpturen von Bernhard Brendel, um 1690 entstanden. Im Chorraum befindet sich zur Apsis hin eine Christus-​Salvator-​Statue von Georg Petel, die von 1630 bis 1634 entstanden ist. Weitere Petel-​Skulpturen befinden sich an den Westwänden– immerhin sind ein Christophorus und ein Sebastian noch erhalten. Diese wenigen noch erhaltenen Barock-​Skulpturen kommen durch die innere Raumgestaltung gut zur Geltung– und sie lassen erahnen, wie prunkvoll die Kirchenausstattung einst gewesen sein mag.
Ich habe selten Kirchen gesehen, die derart schlicht, konzentriert und dabei beeindruckend sind– von den Kirchen-​Checks der letzten Monate und Jahre denke ich da wirklich am ehesten an St. Eberhard in Stuttgart und die Kreuzkirche in Dresden, die ebenfalls im Inneren eine schlichte Erhabenheit zeigen.
Ein Ort der Ruhe mitten in der Stadt– ja, so soll es sein!