Labyrinthe sind etwas mystisches, das sicherlich auf viele Menschen eine Anziehungskraft ausübt so auch auf mich. Schon als Kind faszinierten mich Berichte über Pyramiden oder den Ariadnefaden, später liebte ich die englischen Gartenlabyrinthe wie zum Beispiel in Hampton Court Palace und immer wieder bedaure ich, dass heutige Gartenbauarchitekten diese verspielte Version der Begrünung nicht wieder neu entdecken anstelle uns mit puristischer Betongeometrie zu ärgern In Wetzlar hat man augenscheinlich der Existenz des Prinzips gehuldigt direkt am Lahnufer gibt es einen Labyrinthplatz auf einer Wiese, auf dem zumindest auf dem Boden ein Labyrinth eingelassen ist. Das ersetzt mir natürlich nicht die Freude, die mir ein wahres Hecken– oder Steinlabyrinth an dieser Stelle machen würde aber die Idee an sich ist zu würdigen, ebenso wie die Offenheit der Lokalpolitiker, die das hier genehmigt haben. Regelmäßig veranstaltet hier der Labyrinthverein Labyrinth-Projekt-Wetzlar e. V die Labyrinthwochen; was mich befremdet ist allerdings, dass das Ganze spezifisch als Frauenkultur ausgewiesen ist, denn warum sollen Männer keine Freude am Prinzip des Labyrinthes haben? Aber vermutlich wird hier der Brei heißer gekocht als gegessen Entstanden ist der Platz im Jahr 2003, nachdem hier eine Labyrinth-Installation der Frankfurterin Dagmar von Garnier Erfolg hatte. Sie hatte hier ein Frauen-Gedenk-Labyrinth errichtet, das Biographien. Werke und Geschichten zu weiblichen historischen Persönlichkeiten der Region zeigte. Im Folgenden wurde der Bedarf formuliert, an dieser Stelle einen Ort für Frauenkultur entstehen zu lassen. Das Labyrinth als Prinzip und Symbol übte dabei offenbar auf alle Initatorinnen einen großen Reiz aus. Wenn ich mich selbst fragen würde, warum ich Labyrinthe mag, wäre die Antwort vermutlich, dass das Unbekannte reizt, bei dem es doch ein Ziel gibt, das verborgen ist, aber allen Wandernden gemein, und dass viele Richtungen und Wege zu wählen und viele zu verwerfen sind, die man lange gehen muss, bevor man weiß, ob sie zu dem einen Ziel führen somit eine recht gute Allegorie auf unser Leben, die allerdings den Schwachpunkt hat, dass wir im Leben doch erstens oft mehrere Ziele haben und dass diese Ziele flexibel und vor allem durch uns selbst modifizierbar sind. Die Initiatorinnen postulieren jedenfalls hier einen Ort unter anderem für Begegnungen, Veranstaltungen, zur Förderung von Kunst und Kultur, zum Erleben von Spiritualität, für Volksbildung und zum Feiern und sehen das Labyrinth als eine Denkvorstellung, die Kraft gibt, Vernetzung schafft und Zukunft gestalten hilft ein vorgegebener Weg, der auf Umwegen in die Mitte und wieder heraus führt ein Weg, dessen Mitte für Anfang und Ende steht, mit Wendepunkten und der Möglichkeit inne zu halten ein Symbol für den ständigen Zyklus von Geburt und Tod.