Trattoria L’Olive

«Der Italiener um die Ecke» — wie oft habe ich das gelesen. Es ist ja meist die Kombination von Pizze mit «normalen» italienischen Essen, ohne provinzielle Präferenzen. Damit auch kein «Edelitaliener», eher so, wie sich ein Deutscher das typisch italienische Essen vorstellt.

Die Ausgabe in Seefeld ist die «Trattoria — Pizzeria L’Olive»: An der Hauptstraße in einem wenig prägnanten Wohn– und Geschäftshaus untergebracht, bietet die Location im Sommer einen eher bescheidenen Außenbereich, innen ist alles ordentlich, wenngleich etwas eng bestuhlt. Die Tische sind sauber gedeckt, die Stoffservietten schön gefaltet, am Platz also alles bestens — und, wenn man die Servietten betrachtet, schon mal vielversprechend.

Die Standardspeisenkarte entspricht den normalen Erwartungen, denn sie umfasst viele Dutzend Speisen, das quasi allumfassende italienische Essensuniversum. Deutlich besser die übersichtliche Wochenkarte mit der völlig ausreichenden Auswahl, dann on top noch saisonale Angebote an der Schiefertafel.

Für mich war am Sonntagmittag eine übersichtliche Portion angesagt, «Cozze Vino bianco» (10,90 €) passten dafür ideal: Eine riesige Schüssel voller Miesmuscheln! Manche hatten zwar noch Sand, aber es war nicht so richtig störend, vielleicht hilft es ja zum Mineralienausgleich. Mir fehlte das Herzhafte an der Soße, die zwar mit ordentlichem Umfang an Frühlingszwiebeln, aber überschaubar mit Knoblauch und Salz ausgestattet war. Schön dafür die beiden gerösteten Weißbrotscheiben und auch das normale kompakte Weißbrot dazu.

Empfehlenswert auch die Bruschetta mista (4,90 €): Auf den frisch gerösteten Weißbrotscheiben ein Dreierlei von Belag, wobei die Crème von schwarzen Oliven und insbesondere der Klassiker mit den Tomaten auffiel, letztere mit einem dezenten Umfang an Zwiebeln und einem herzhaften Anteil an Knoblauch. Schön!

Die von meiner Begleitung georderten hausgemachten Nudeln waren leider aus. Normal ein schönes Zeichen, aber am Sonntagmittag? Die Taglioline (9,40 €) mit Lachs stattdessen waren eine ordentliche Portion, die Nudeln zurückhaltend, fast schlank, dagegen die Sauce eher wuchtig.

Die zu einer anderen Gelegenheit georderte Baby-​Steinbutt (18,90 €) wurde am Tisch zerlegt, zwar nicht perfekt, aber dafür engagiert. Das Gemüse dazu wurde etwas zu lange gedünstet, aber die dazu gereichte Knoblauchsauce machte dies wett.

Dekorativ bestens präsentiert wurde das Tiramisu (4,50 €), mit Früchten und einer Zucker. Das Tiramisu war eher von der leichten und luftigen Sorte.

Bemerkenswert für einen «Normalitaliener» die Weinkarte: Hier finden sich bei den Flaschenweinen zwar nur eine übersichtliche, aber qualitativ ordentliche und vor allem gut beschriebene Auswahl. Eine Flasche Weißburgunder von Schreckbichl hier im Bayernland zu finden ist schon mal gut, für 23,00 € ist sie auch nicht überbezahlt.

Der Service begrüßt herzlich, weiß sich aber auch während des Essens, sich zurückzuhalten. Am Ende eines normalen Essens wird ein Espresso angeboten — eine schöné Geste, noch dazu gut mundend.

Für den «Italiener um die Ecke» zeigt L’Olive eine wirklich gute Qualität, mehr als bemerkenswert, vielmehr merkenswert.