Wenn man einen Abenteurer von 1,20 m zuhause hat, sucht man nach etwas, wo er sich austoben kann. Als mein Sohn mir nach einer Schulvorführung mit Kampfsporteinlagen erklärte, dass er genau dieses Tiger-Kungfu machen wollte, konnte ich die Suche von meiner langen Liste streichen. Also fuhren wir zur Schnupperstunde in die Kampfkunstschule Ajahn Lao. «Die bilden auch die Polizei aus!» hielt er für sein stärkstes Argument. Ich habe keine Ahnung, warum er dachte, dass mich das überzeugen würde. Meister Lao hat erst einmal meinem Sohn erklärt, dass auf ihn nun die Aufgabe Kungfu-Meister zu werden warte. Überwältigt von der Aufgabe reihte sich mein Sohn unter die anderen Schüler, die dem Ziel schon um Wochen näher waren. Im Hintergrund übten die Fortgeschrittenen mit riesigen Schwertern, die sie in atemberaubender Geschwindigkeit um ihre Körper wirbelten. Der Meister erkannte sofort, dass man die Mutter beruhigen muss, reichte mir einen Ingwertee, der dort für alle in einem kleinen Samowar bereitsteht, und fragte dann mit leiser, freundlicher Stimme nach meinem Leben. Unterbrochen von kurzen Begrüßungen der sich verneigenden Schüler, die nach und nach an uns vorbei gingen, schaffte er es mir in 5 Minuten die entscheidenden Details unseres Lebens zu entlocken, und mich zu überzeugen, dass mein wildes Kind mit diesem Training ein glückliches, wildes Kind werden wird. Nach fasst 2 Jahren ist mein Sohn mächtig Stolz, auf das was er gelernt hat. Obwohl er eine Pause gemacht hat, spricht er immer davon, zeigt mir oder seinen Kumpels Figuren und will jetzt wieder weitermachen. Die Erwachsenen, die dort trainieren, verbreiten eine Atmosphäre von Respekt, Freundlichkeit und Würde. Wenn mein Sohn später mal so durch die Welt geht, muss ich mir keine Sorgen um ihn machen. Definitiv mehr als eine Kampfsportschule — und heißt ja auch Kampf-Kunst-Schule.