Kurz: Extravagant gestyltes Hotelrestaurant mit ambitionierter Küche. Wichtige Hintergrund-Info:Nach unserem enttäuschenden Besuch am 4. August 2010 und der daraus resultierenden negativen RK-Bewertung erhielt ich von der Radisson-Spagos-Geschäftsleitung einen langen Brief, in dem man sich sehr freundlich entschuldigte, Abhilfe versprach und uns einen Gutschein für ein Menü für zwei Personen beilegte, mit der Bitte, bei Gelegenheit zu prüfen, ob nach den Abhilfemaßnahmen der angestrebte Spagos-Standard erreicht sei. Wir ließen bewusst einige Zeit vergehen und lösten dann am 15. Januar 2011 den Gutschein ein. Theoretisch bestand nun das Dilemma, einerseits auf Kosten des Restaurants zu essen, was von uns eine gewisse Höflichkeit und Loyalität gegenüber dem Gastgeber erfordert, andererseits aber eine von derlei Rücksichten unbeeinflusste und den RK-Usern gegenüber verpflichtete, neutrale, realsitische Bewertung abzugeben. Praktisch war das zum Glück kein Problem, denn der Besuch war überraschend erfreulich. Hierzu nun im Einzelnen. Die allgemeinen Informationen zu Lage, Ambiente etc. habe ich bereits in der Bewertung vom 8.8.2010 detailliert geliefert. Für eilige Leser hier nur das Wichtigste sowie die Änderungen gegenüber 2010: Die Lage direkt am Augustusplatz, gegenüber dem Gewandhaus und dem spektakulären Universitätsneubau, ist super zentral, ohne direkt dem City-Trubel ausgesetzt zu sein. Gäste können kostenlos auf dem Radisson-Hotel-Parkplatz parken. Das moderne, eigenwillige Ambiente mit den im Restaurant vorherrschenden Lilatönen ist gewöhnungsbedürftig und wirkt wegen der fehlenden Tischdecken(es gibt nur weiße Schals) etwas streng bis karg, ist aber ziemlich konsequent durchgestylt. Schon der Eintritt durch die Hotel-Lobby ist ein Genuss für Leute, die klares, «cooles» Design schätzen. Umso mehr stört es, dass etliche Armlehnen der Sessel im Restaurant nach wie vor ramponiert aussehen, als hätten sie Sonnenbrandblasen: Wer schickes Design mag, wird auf so etwas achten und das ziemlich eklig finden. Wen sowas nicht stört, dem wird andererseits wohl das Restaurant nicht gefallen. Was uns sofort sehr positiv auffiel, war der Service. Dieses Mal wurden wir von einer Kellnerin(Frau Kertz) und einem Kellner bedient, die beide wohl über 40 sind, eindeutig vom Fach und«vom alten Schlag»: Routiniert und schnell(aber nicht hektisch), sehr aufmerksam(aber nicht aufdringlich), sehr freundlich(aber nicht schulterklopfend anbiedernd). Servicemäßig war dieser zweite Besuch tadellos. Auf unsere Frage teilte man uns aber mit, dass die beiden jungen Servicekräfte, die bei unserem ersten Besuch unangenehm auffielen, nach wie vor im Spagos beschäftigt sind. Man kann also Glück oder Pech haben. Das Angebot der Speisekarte findet man auf der Spagos-Website( ). RK ist ja keine Platform für Webdesigner, also beschränke ich mich auf den Kommentar, dass da erheblicher Optimierungsbedarf besteht; so, wie sie ist, ist die Website einem Radisson nicht angemessen. Unter dem Menü-Punkt«Menue» gibt es nichts, aber unter«A la carte» findet man einen Überblick über das Angebot. Die Gerichte sind, wie zu erwarten bei einem Koch mit so internationalem Hintergrund und in einem Restaurant einer internationalen Hotelkette, international und ambitioniert. Das Angebot bleibt auch über längere Zeit relativ stabil. Ein Unterschied zum ersten Besuch zeigt sich auch darin, dass — was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist — das servierte Weißbrot frisch und ordentlich geschnitten war. Für unseren Geschmack war die Kruste aber auch dieses Mal noch zu blass und das Brot auch geschmacklich weit entfernt von einem französischen Baguette; aber immerhin ein großer Fortschritt. Danach wurde ein Amuse bouche serviert. Wir wählten als Vorspeise die Kürbissuppe mit Curry und Kürbiskernöl; die sah nicht nur sehr gut aus, sondern schmeckte auch ausgezeichnet. Als Hauptgang hatte meine Frau Saalower Spanferkelrücken mit grünem Erbsenpüree und Kartoffel-Speckroulade, ich entschied mich auf Empfehlung des Kellners für ein Bison-Steak mit Tomatenstreifen, Speckchampignons, Pfeffersauce und Wasabi-Püree. In beiden Fällen war alles gut bis sehr gut. Der«Spanferkelrücken» war ein etwas kleines würfelförmiges Stück, angemessen zart. Da ich bei Spanferkel aber den Spanferkelhof Pfisterer bei Heidelberg als Messlatte habe, bei dessen Spanferkeln auch die Haut unglaublich lecker ist — nicht ledrig oder glasplitterhart, sondern krossknusprigaromatisch — kommt ein«ausgezeichnet» nicht in Frage, allenfalls«sehr gut»(denn wer je bei Pfisterer Spanferkel gegessen hat, ist für andere Spanferkelversuche nur noch schwer zu begeistern). Mein Bison-Steak war zart und saftig, allerdings nicht so aromatisch wie erwartet(wenn man Bison Steaks in Colorado gegessen hat, ist man halt verwöhnt). Dazu eine kräftige dunkle Sauce mit vielen Pfefferkörnern, sehr gut. Von dem Wasabi im Püree habe ich nichts bemerkt, war mir aber auch so rec…