Schafe weiden in der Hamburger Innenstadt vermutlich nur ganz selten, ich wüsste keine recht geeignete Wiese um sie zu ernähren, außer einigen Auen an der Außenalster vielleicht. Aber diese Herde weidet ganz stoisch mitten im dichtesten Einkaufsrummel, geteilt in zwei Grüppchen, die sich im Schatten an das Kaufhof-Gebäude(Klöpper-Haus) am Hauptbahnhof schmiegen. Sie bilden einen wunderbaren Kontrast zum geschäftigen Alltag der wirtschaftszentrierten Innenstadt, geradezu ein Mahnmal für die Ruhe, die Natur, das Stehen bleiben allerdings bleibt kaum einer stehen, Einkaufsbummel scheinen hektisch zielorientiert: Kaufen, Kaufen, Kaufen, Rasen, nicht grasen! Nur Kinder bleiben gelegentlich stehen und kraulen die bronzenen Ringelhörner. Oder ich. Ich freue mich jedes Mal über den Humor, der darin steckt, die Schafsherde hierher zu verpflanzen und die Tatsache, dass man hier etwas so reales und nicht abstraktes hingestellt hat! Geschaffen(und das steht leider nirgendwo an der Skulptur) wurden die Tiere übrigens von August Gaul(18691921), nomen est omen, dem in Hanau geborenen aber zumeist in Berlin tätigen bekannten Bildhauer. Von ihm wird die nette Geschichte berichtet, dass er während seines Studiums eine Dauerfreikarte für den Berliner Zoo gewann und fortan bereits früh am Morgen bei den Tieren war um Skizzen anzufertigen. So wurde er zum Tierliebhaber, der im Lauf seines Lebens zahlreiche Parks und Brunnen mit seinen lebendigen Bronzeskulpturen verzierte.