Hadag Fähre Cranz – Blankenese

Diese Fähre ist eine der wirklich traditionellen Schiffsstrecken der Hansestadt jedenfalls dürfte sie fast jeder kennen, der in Hamburg zur Schule gegangen ist, denn zur traditionellen Folter des Durchschnittsschülers gehört seit eh und je der Wandertag, so war es jedenfalls zu meiner Zeit, damals (knapp nach dem preussisch-​dänischen Krieg, wenn ich recht erinnere). Wandertag unter preussischen Lehreren hieß hartes und schnelles Ausschreiten mit gelgentlichen lehrreichen Exkursionen. Und im Frühjahr musste man ins Alte Land, das riesige Obstland südlich der Elbe. Und das natürlich mit der Fähre von Blankenese um eben dem noch zu bildenden Zögling die ehrwürdigen Traditionen der Stadt nahezubringen. Also pferchten sich hier regelmässig Schülerscharen aufs tuckernde Gefährt und fuhren den grünen Deichen entgegen und einer meist recht langewiligen Wanderung, die immer nur auf Deichen entlang führte und deren Highlight das permanente Begucken von Apfelblüten war. Für Schüler nicht so doll. Wenig Abwechslung. Das sieht man als Erwachsener natürlich anders. Man hat doch irgendwie einen ruhigeren Blick erlernt und weiß, was man schön findet. Blankenese mit seinem Treppenviertel und den kleinen Häuschen ist da ein idealer Ausgangspunkt mit vielen schönen Blicken. Dann geht es über den weiten Elbstrom, der wie ein kleines Meer ist, zwischen Ozeanriesen hindurch, bei Wind und Sturm spritzt die Gischt am Burg viele Meter hoch, Hamburg ist so weit weg vom Meer aber dennoch eine Stadt am Weltmeer. Die Häuser im Hang werden kleiner. Die grünen Ufer der Südseite nahen bald, romantisch eng erscheint die baumumwachsene Einfahrt in den Nebenfluß, plötzlich wird es ländlich und Vögel flattern aufgescheucht im Schilf. Die Deiche werden kleiner und niedlich und Fachwerkhäuschen werden hinter den Deichkronen sichtbar. Endlich erreicht man den Zielhafen, ein kleiner Anleger und das Ruckeln beim Anlegen errinnert einen unsanft und lieblich zugleich an all die Male im Leben, in denen man irgendwo angekommen ist

Nachdem wir feststellen mussten, dass man den Fernsehturm nicht besichtigen kann, haben wir auf dem Weg zu unserer Ferienwohnung im Alten Land noch einen Abstecher nach Cranz gemacht. Wir sind zwar nicht mehr mit der Fähre gefahren (war gerade weg) aber konnten die tolle Aussicht nach Blankenese und zum Airbuswerk geniessen. Wir haben sogar eins der riesigen Beluga-​Flugzeuge, mit denen Flugzeugteile von einem Werk zum anderen transportiert werden, gesehen (Wegen rechlicher Bedenken stelle ich hier lieber kein Foto ein). Wenn man dort vorbeikommt, unbedingt anhalten und gucken. Es gibt dort auch eine Wurstbude. Der Verkäufer dort war sehr nett. Er hat uns noch einiges über die Sietas Werft erzählt.

Bei einer Überfahrt von Cranz nach Blankenese geht es mal richtig zur Sache und es kann ein bißchen mehr Seeluft geschnuppert werden ;-)
Die Reise beginnt nicht an der Elbe, sondern an einem kleinen Anleger am Fluß Este. Flußabwärts vorbei an der Sietas-​Werft geht es zunächst zum Este-​Sperrwerk mit dem Anleger Neuenfelde.
Hinter dem Sperrwerk erreicht die kleine Fähre dann den gewaltigen Strom namens Elbe. Manch Spaziergänger am Nordufer empfindet die Elbe ja schon als breit … und registriert dabei nicht, dass er nur auf Inseln schaut ;-)
Ca. 20 Minuten benötigt die Fähre, um den Strom zu überqueren um dann am Anleger Blankenese ihr Ziel zu erreichen. Von dort aus kann man die Tour natürlich auch starten, aber von Cranz aus ist der Effekt besser (meine Meinung).
HVV-​Tages– oder Gruppenkarten (Einzelkarten) gelten nur an normalen Wochentagen. Am Wochenende und Feiertagen müssen Fahrgäste ohne Monatskarte eine Extrakarte lösen. Die 3,60 Euro sind die Fahrt aber auf alle Fälle wert.
PS: Der Anleger Cranz ist mit HVV-​Linienbussen gut zu erreichen. Die 150 fährt von Altona über Waltershof und Finkenwerder z.B. dahin.