Der größte Dichter des Volkes unweigerlich erschrickt man bei dieser Formulierung, denn wer wäre im Leben so unbescheiden, sich derartig über andere zu stellen? Und wie unrealistisch müsste man sein, um einem Verstorbenen eine derartige Position zu geben, die so viele andere Wortgewaltige ins Mittelmaß verbannt? Die Frage wird hier nicht beantwortet, historisch ist allerdings belegt, dass Klopstock populärer war als die meisten Dichter in ihrer Zeit und dass bei der Beisetzung 1803 hier mehrere Tausend Menschen auf der Straße waren. Man ist um so mehr verwundert, denn man sieht, dass das Grabmal des Quedlinburgers, der vom damals hier in Altona herrschenden Dänenkönig Friedrich V. protegiert wurde, eher klein und auch noch von einem gefangen nehmenden Metallgitter umzäunt ist, das dem Freiheitsdrang eines Dichters so gar nicht geziemt. Innerhalb dieser Einpferchung befinden sich dann auch noch die Gedenksteine seiner beiden Ehefrauen Meta Moller und Johanna Elsbeth von Winthelm auch hier ein in der heutigen Zeit etwas unangenehm berührender Aspekt die Beschriftung des zweiten Steines beginnt mit einem großen Klopstocks zweite Ehefrau, erst später folgt kleiner ihr Name, so dass ihre Person nur als Gattin des großen Poeten wertgeschätzt werden soll hätte er es selbst so gewollt? Fragen, die alle offen bleiben müssen und so muss man vermutlich auch hier das Werk ohne alle Interpretation vor das stellen, was sich unserem Blick an diesem Platz von außen darbietet. Und da dominiert das Wort und die Begeisterung für das Leben, auch wenn hier auf den Steinen nicht viel davon widerhallt: Süß ist, fröhlicher Lenz, deiner Begeistrung Hauch, Wenn die Flur dich gebiert, wenn sich dein Odem sanft In der Jünglinge Herzen, Und die Herzen der Mädchen gießt. Ach du machst das Gefühl siegend, es steigt durch dich Jede blühende Brust schöner, und bebender, Lauter redet der Liebe Nun entzauberter Mund durch dich! Lieblich winket der Wein, wenn er Empfindungen, Beßre sanftere Lust, wenn er Gedanken winkt, Im sokratischen Becher Von der tauenden Ros’ umkränzt; Wenn er dringt bis ins Herz, und zu Entschließungen, Die der Säufer verkennt, jeden Gedanken weckt, Wenn er lehret verachten, Was nicht würdig des Weisen ist. …