Man schrieb das Jahr 1872. In der Nacht vom 12. auf den 13. November wurde die Ostseeküste von Dänemark bis Pommern von einer Sturmflut heimgesucht, die das schwerste bekannte Sturmhochwasser der Ostsee bis heute und als Jahrtausendereignis(!) anzusehen ist. Ein Sturm aus Südwest hatte in den Tagen zuvor über die Ostsee geblasen, der das Wasser Richtung Finnland und Baltikum trieb und so für extremes Niedrigwasser sorgte. Aus der Nordsee konnten deshalb große Wassermengen in die Ostsee einströmen. Und als der Sturm, der zu einem Orkan mutiert war, auf Nordost drehte und die Wassermassen zurücktrieb, kam es zu einem Wasserstau, der für gar nicht geringe Welen sorgte. Besonders stark betroffen war Eckernförde. Bedingt vor allem durch die Lage an der weit nach Nordosten geöffneten Eckernförder Bucht. Das Wasser stieg hier bis auf 3,76 Meter über Normalnull. Das gesamte Stadtgebiet war überflutet, 87 Häuser wurden zerstört, 137 beschädigt und 112 Familien wurden obdachlos. Fast alle Häuser am Jungfernstieg, in der Mühlenstraße und den Quergängen gingen verloren, in St. Nicolai zerstörten die Fluten den Fußboden. Doch nicht nur das– auch der Steindamm, die einzige befestigte Verbindung zwischen Eckernförde und dem damals noch nicht eingemeindeten Borby, brach zusammen. Der Wiederaufbau, für den auch der Kaiser etwas springen ließ, lief rasch an. Und– zunächst als Provisorium gedacht– entstand eines der Eckernförder Wahrzeichen: Die Holzbrücke. Sie wurde zunächst als Pontonbrücke durch preußische Pioniere errichtet, wurde aber schnell unentbehrlich. Auch dadurch, dass sie zweimal bei Schiffskollisionen(1923 rammte ein Segler die Konstruktion, 1977 ein mit Touristen besetztes Hochseeangel– und Fahrgastschiff) zweimal beschädigt wurde, ist sie natürlich grunderneuert. Aber einst wie jetzt: Wenn ein Schiff durch will, heißt es erst einmal stehen bleiben, da hier nicht der Bürgersteig, sondern bei Bedarf die Brücke hochgeklappt wird. Wenn man in Eckernförde am Hafen unterwegs ist, ist es eigentlich ein Muss, auch über die Holzbrücke zu gehen. Abgesehen davon, dass sie wirklich eine wichtige Querung ist– ich hatte selbst auf meinem Weg zu Terminen im Stadtteil Borby durchaus das Vergnügen, einen Moment warten zu «dürfen». Aber dies nehme ich an einem solchen ziemlichen Alleinstellungsmerkmal sehr gerne in Kauf.