Neanderkirche

Neanderkirche. Neanderkirche? Ahhh die Kirche unter den ganzen Bars. Yeessss — ein wirklich toller Ort für ein Gotteshaus… in so einer sündenfreien Umgebung. whatever trotzdem einen Besuch wert :) Ich mag schon seine Architektur. irgendwie sieht diese Kirche nicht wie die ganzen 0 8 15 Kirchen mit ihren Türmen aus. Jetzt gerade an weihnachten rum erkennt man besonders die Schönheit, die diese unscheinbare Kirche ausstrahlt. Ich meine sogar, dass am 24.12. hier sogar Konzerte stattgefunden haben, die richtig gut gewesen sein sollen (Ich als nicht christlicher Anhänger war selbst nicht da, aber meine evangelische Freundin besuchte dieses Konzert mit ihrer Familie und es soll sehr schön gewesen sein) Achjaa, was ich aber sehr interessant an der Neanderkirche finde ist, dass sie neben einer evangelischen, im barockstil gebauten Kirche, auch die Rolle einer Jazzmusik liebenden Kirche übernimmt. Das heißt, wenn du vielleicht nicht diesen Ort für ein Gebet aufsuchen möchtest, kannst du aber gerne jeder Zeit deine Vorliebe für die Musikrichtung Jazz hier ausleben. Das nenne ich mal eine vielseitige, «coole» Kirche. Ich an deiner Stelle würde wirklich mal hier vorbei schauen. Allein den Gedanken, in einer wirklich extremem Partyarea im Herzen von Düsseldorf eine besinnliche, ruhige Kirche aufzustellen, finde ich sympathisch und verlockend.

Der ruhigste Ort auf der lautesten Straße der Altstadt.
Ein bisschen abgelegen und völlig aus dem Konzept der Bolkerstraße, sticht sie nicht ins Auge. Die Neanderkirche wurde als erstes Gotteshaus der reformierten Gemeinde 1684 geweiht. Das sie nicht auf der gleichen Höhe, wie die anderen Häuser steht, liegt daran, dass die evangelischen Kirchen zu dieser Zeit zwar geduldet wurden, durften aber nicht auf der öffentlichen Straßen stehen.
Was nicht jedem ersichtlich ist, dass der Pädagoge und Liederdichter Joachim
Neander nicht nur in dem Namen dieser Kirche, sondern auch in der Weltgeschichte verankert ist. Da er so oft mit seinen Schülern in das Tal in der Nähe von Düsseldorf zum Musizieren und Rezitieren gefahren war, wurde die Ortschaft nach ihm, also Neandertal genannt. Dann im 19. Jahrhundert entdeckte man dort die Reste eines Urmenschen und nannte ihn nach dem Ort, wo er entdeckt wurde. Also hat der Urmensch seinen Namen einem evangelischen Erzieher zu verdanken.
Erst seit 1916 heißt auch die Kirche Neanderkirche.
Jetzt verrate ich euch ein Geheimnis. Da der Vorgarten der Kirche von der Brauerei Schlüssel angemietet wird, ist das große Tor zu der Bolkerstraße immer auf. Das heißt man kann unkompliziert eine Abkürzung zwischen der Bolker — und der Andreasstraße machen. Weiß nicht jeder, doch das weist sich als sehr praktisch bei der Wochenendüberfüllung auf. Das Tor zu Andreasstraße bleibt gelegentlich geschlossen, das ist aber meistens nicht der Fall.

Ja die Neanderkirche wird den Wenigsten unter uns bekannt sein. Es sei denn man nennt sie «die Kirche an der Bolkerstraße, zwischen all den Bars auf der rechten Seite», dann wird sie den Meisten wieder ein Begriff sein. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich auch nicht wusste, wie diese Kirche heißt, dabei ist sie alles andere als unauffällig. Sie sieht nämlich sehr schön und besonders aus, halt nicht wie jede Kirche :)
Durch ein Tor wird sie von den Besuchern der Altstadt, sagen mir mal geschützt. Das ausgerechnet um diese Kirche herum die längste Theke der Welt entstanden ist, ist irgendwie paradox. Aber so sieht die Gegenwart nun mal aus.
Schön sieht die Neanderkirche trotzdem aus und sie mir von innen ansehen muss ich definitiv auch noch. Denn bereits die Fassade mit dem großen Turm sieht vor allem dann wenn die Lichter angehen wirklich schön aus.

Die Neanderkirche geht fast schon ein wenig unter zwischen dem ganzen wilden Treiben auf der Bolkerstraße. Sie liegt nicht direkt an der Straße, sondern ist von der Bolkerstraße weiter hinten versetzt, was mit Sicherheit keine schlechte Idee war betrachtet man das heutige Treiben dort. Ein großes Eisentor hindert den abendlichen Altstadtbesucher das Gelände zu betreten. Ich hatte leider noch nie die Möglichkeit die Kirche von innen zu betrachten. Ein richtiger Geheimtipp ist der Biergarten auf dem Platz vor der Kirche. In einer idyllischen Atmosphäre kann man sein Altbier auf einer der Holzbänke genießen und merkt gar nicht, dass man mitten in der Altstadt ist.

Ihre besondere Oasenhaftigkeit und wunderbare Ruhe verdankt die Neanderkirche trotz ihres Standortes an der längsten Theke der Welt dem skurrillen Umstand, dass sie im späten 17. Jahrhundert und damit mitten in der Hochzeit des Katholizismus im Herzogtum Berg gebaut wurde. Deshalb durfte sie nicht direkt vorne an der Straße stehen, sondern musste sich als Hofkirche in die zweite Reihe verziehen.
Das tut ihr heute richtig gut. Von der Bolkerstraße aus erreicht Mensch sie duch ein schnörkeliges Eisentor. Kaum geht es hinter einem zu, scheinen die Hektik der Altstadt wie weggeblasen. Die Kirche selbst ist fast schlicht, ganz un-​barockig, aber innen wunderhübsch und licht und genau richtig zum Durchschnaufen oder davor auf einer Bank in Ruhe lunchen, wenn mal alles bisschen viel wird.
Was ich besonders mag: Der Orgelklang und die Akustik wirken auf relativ engem Raum exzellent zusammen. Und der Chor ist wirklich gut, wie überhaupt das sehr vielseitige Musikprogramm, das auch viele Gegenwartskomponisten spielt. Die Konzerte während des Altstadtherbstes haben hier immer einen besonderen Charakter, auch für Menschen (wie mich) die mit institutionalisiertem Glauben nix, aber auch garnix, anzufangen wissen.

Die Neanderkirche, mitten in der Altstadt. Die älteste evangelische Kirche in Düsseldorf, wenn mich nicht alles täuscht.
Ein wenig versetzt im Hinterhof gelegen läuft man auch schonmal an ihr vorbei. Man sollte aber, wenn man es im Augenwinkel wahrnimmt «hups, da war ‘né Kirche» doch mal in’s Auge fassen wieder umzukehren, um einzukehren.
Ein Besuch in dieser kleinen sehr schönen barocken Kirche lohnt sich auf jeden Fall und die Konzerte zur Heiligen Nacht sind unübertroffen.
Zudem ist die Neanderkirche eine Jazzkirche. Sicher nicht ganz uninteressant für Liebhaber dieser Musikrichtung