Initiative Grenzenlos Arm + Reich

«Armut bedeutet nicht nur das Fehlen finanzieller und materieller Möglichkeiten. Oftmals hat sie den Verlust sozialer Kontakte undgesundheitliche Schäden zur Folge. Genau hier wird unser Verein tätig.» Selten bin ich so beeindruckt, dass ich sprachlos bin. Hier ist es der Fall. 1998 gründeten 9 DüsseldorferInnen den Verein Arm und Reich an einem Tisch e.V. mit dem Ziel, genau das zu initiieren. Wer einmal selbst arm war, weiß, dass Armut schnell zu sozialer Isolation führt. Ohne Geld kann man eben nicht am sozio-​kulturellen Leben teilhaben. Hier bekommen mittellose /​sozial benachteiligte Menschen ein offenes Ohr und ein Stück Lebensqualität. Bei vielen Diskussionen, die ich rund um dieses Thema hatte, kam immer wieder die Aussage, dass Arme doch einfach arbeiten gehen sollen, dann können sie sich ja das Geld für Hobbys verdienen. Diese Haltung verdeutlicht die Angst, über den Tisch gezogen zu werden, nach dem Motto: Warum soll sich ein Hartz IV Empfänger ein Hobby leisten können, das ich mir als Arbeitender aufgrund von fehlender Zeit nicht leisten kann.
1. Es geht nicht um kostspielige Hobbys wie Golf spielen oder Geldscheine anzünden.
2. Arbeitslosigkeit ist kein lustiger Zustand. Die Definition über Arbeit ist für jeden Menschen sehr hoch — das hat nicht unbedingt und selten etwas mit dem Beruf an sich zu tun, den man ausübt. Es geht eher darum, dass man etwas schafft und weiß, warum man morgens aufsteht. Es geht um ein soziales Umfeld, das man mit seiner Arbeit betritt und das einem ein Gefühl von Sicherheit und Kontinuität vermittelt. Es geht im besten Fall um Anerkennung, die man von seinem Chef und seinen Kollegen erfährt.
3. Es gibt tausend und einen Schicksalsschlag, der zur Arbeitslosigkeit führen kann. Krankheit z.B. oder Tod des geliebten Partners oder des Kindes, der zu Depressionen führt. Oder Sucht. Oder Oder Oder.
Dann gibt es noch 1001 Gründe, warum das Geld trotz Arbeiten nicht reicht und man Aufstockungen vom Jobcenter benötigt. Fehlende Kinderbetreuung z.B., die dann in Verbindung mit Trennung, Scheidung oder Tod des Partners zum Alleinerziehendenstatus führt, so dass man schon viel Glück, Disziplin und Unterstützung braucht, um nicht in einen Teufelskreislauf zu geraten.
Ich habe keinen einzigen arbeitslosen Menschen kennen gelernt, der gerne arbeitslos war. Manche haben zugegeben, dass der erste Monat noch ganz angenehm war. Endlich mal ausschlafen und die Dinge tun, die man sonst nicht tun kann, weil man keine Zeit dafür hat. Aber dann beginnt ein hoffentlich nicht all zu lange währender Zustand, der für den Arbeitslosen selbst, aber auch für sein Umfeld immer schwieriger wird.
Grenzenlos e.V. bietet ALLEN Menschen die Möglichkeit, Kultur und Gemeinschaft zu erleben. Es werden u.a. Ausstellungen organisiert. Essen und Trinken gibt es zu günstigen Preisen im Restaurant — wer unter 800 Euro verdient, kann einen grenzenlos Pass beantragen und bezahlt nur noch die Hälfte.
Wer Hilfe benötigt, bekommt hier Beratung in sozialen und finanziellen Angelegenheiten, bei Bewerbungen, Behördengängen und Antragstellungen. Tolle Initiative!