Gaststätte Zum Postillon

In dem unschönen und nicht ungefährlichen Worringer Platz gibt es seltsamer weise viele interessante Läden, die mindestens einen Grund hergeben besucht zu werden.
Einer davon ist die Gaststätte zum Postillon. Postillon, so viel ich weiss hat etwas mit Schmetterlingen zu tun. Doch hier werden weder Schmetterling-​Steaks, noch Schmetterling-​Schnaps gereicht. Nein. Hierher sollte man wegen eines uralten balkanischen Gerichts reinschauen — das Balkan-​Steak. In den balkanischen Ländern hat er übrigens nicht immer den gleichen Namen. Hier im Postillon wirde er herzlichst zubereitet. Das Balkan-​Steak ist eine Art Frikadelle gefüllt mit Schafskäse. Beziehungsweise, es ist Gehacktes in eine Tasche geformt und dadrin wird Schafskäse eingewickelt. Wahnsinnig lecker!!!
Die Menschen sind hier sehr nett, die Preise jedem zugänglich. Das Ambiente ist zwar schön, aber ein wenig altmodisch und trotz dem irgendwie sehr gemütlich.

Der Worringer Platz: anerkannt hässlicher Sündenpfuhl der Landeshauptstadt und ständig in Gefahr, weitere Opfer auf dem Straßenbahn– Bodycount zu verzeichnen. Treten wir also genau hier ein, nein, nicht beim besten Döner der Stadt, sondern in einer zeitlosen Oase der Ruhe, dem Postillon. Hinter dicken Butzenscheiben, bei dezenter WDR 4 Beschallung und dem Glauben an das Guten der Welt lassen wir uns freundlich verbindlich bedienen, und ordern: das Tagesgericht (Schweineleber gegrillt) und für mich, das einmalige Satarasch! Soviel Ei unter Fleisch und Sauce war nie, der Akzent des Kellners unterstreicht es: als würde Tito noch einmal zum Galadinner bitten, als wären der Kosovo und der Worringer Platz eine Partnerschaft eingegangen, die sich zum Ziel gesetzt hat, dem Stress eine Auszeit zu gönnen. Ja, der «Postillon» ist eine Reise wert: in vermeintlich bessere Zeiten, wo «Balkanküche» noch ein Aushängeschild in der westdeutschen Gastronomie war. Hier wird dieses Fähnlein hochgehalten: Schlemmen … und von der Neugestaltung des Worringer Platzes oder von Krk träumen. Hauptsache Ruhe (und Chris Roberts).