Ferdinand-Lassalle-Denkmal

Betritt man vom Anna-​Maria-​Luisa-​Medici-​Platz aus den hinter
dem gleichnamigen Palais liegenden Spee´schen Park, stößt
man mit etwas geöffneten Augen auf dieses Denkmal.
Denkmal ist eigentlich zu viel gesagt. Eigentlich handelt es
sich um eine Büste aus Bronzeguss, die auf einer hohen
Steinsäule angebracht ist. Zudem ist es kein Original,
sondern handelt sich um einen Abguss der im Jahre 1931
vom Bildhauer Wilhelm Martini erschaffenen Büste.
Ein Denkmal für Ferdinand Lassalle. Auch ohne eine
Beschriftung ist für den historischen interessierten Betrachter
sofort zu erkennen, daß es sich hier um ein Abbild von
Ferdinand Lassalle handelt, denn die Büste ist konventionell
gestaltet. Und es besteht eine große Übereinstimmung mit
Originalfotos und Portraits dieses großen Publizisten und
Arbeiterführers. Die markante, hohe Stirn, die gebogene
Nase, die von der Nase zu den Mundwinkeln gezogenen
tiefen Falten und die leicht vorstehenden Wangenknochen
weisen für mich auf ein ausgefülltes, gelebtes Leben hin.
Der ernste, in die Ferne gerichtete Blick lassen auf ein
großes Selbstbewusstsein und auf ein Wissen um die
eigene Bedeutung schließen.
Schade, daß dieses Denkmal leicht vernachlässigt und
ungepflegt wirkt. Die Säule ist von Büschen umgeben.
Ehemals wohl niedrig, haben sie inzwischen die Höhe
von Lassalles Kopf erreicht. Vielleicht zwei Jahre noch,
dann werden diese Büsche den Kopf überwuchert haben.
Die auf der Steinsäule vertieft angebrachte Inschrift, einst
rot ausgemalt, ist verblichen.
Ich frage mich, warum Düsseldorf und die Düsseldorfer
diese Skulptur so vernachlässigen, denn schließlich ist
Lassalle eng mit Düsseldorf verbunden. Von 1846 bis
1856 verbrachte er die meiste Zeit in dem von der Gräfin
Sophie von Hatzfeld bewohnten Schloss Kalkum. Lassalle
vertrat die Gräfin in einer Reihe von Prozessen, im
Zusammenhang mit ihrer Scheidung. Er sorgte als ihr
Rechtsbeistand dafür, daß sie den Großteil des von ihr
in die Ehe eingebrachten Vermögens zurückerhielt.
Und während der bürgerlichen Revolution ¹⁸⁴⁸⁄₄₉ rief
er in Düsseldorf zum Kampf gegen die Monarchie auf. Und
¹⁸⁵⁰⁄₅₁ gründete er in Düsseldorf einen Zirkel von Arbeitern,
der –nach damaligen Begriffen– revolutionär agierte.
1863 war er der Mitbegründer des «Allgemeinen Deutschen
Arbeitervereins», einem Vorläufer der SPD. Zusammen mit
August Bebel und Wilhelm Liebknecht gehört er damit zu den
Gründern der deutschen Arbeiterbewegung.
Am Morgen des 28. August 1864 erhielt Lassalle bei
einem Duell mit dem rumänischen Bojaren Janco von
Racowitza einen Schuss in den Unterleib. Drei Tage
später verstarb Lassalle an den Folgen dieser Verletzung.
Als Karl Marx vom Tode Lassalles erfuhr, schrieb er:
«Nach fünfzehnjährigem Schlummer rief Lassalle –und das
bleibt sein unsterbliches Verdienst– die Arbeiterbewegung
wieder wach in Deutschland.»
Und der Schriftsteller Stefan Heym setzte ihm mit seinem
biographischen Roman «Lassalle» ein literarisches Denkmal.