Ilter Supermarkı

Eim absolutes Highlight. Orientfeinkost vom besten. Grisches Gemüse, Kräuter und Obdt, das es so nicht woanders gibt. Div. Kaffesorten, Gewurze und Naschzeug. Alles sehr gut präsentiert und viefältig. Ein Muss !

INTEGRASYON VAR MI, YOK MU?
Ich will ja nicht naseweis wirken, aber manchmal, wenn ich durch mein Viertel schnüre, denke ich: Menno, Integration geht aber eigentlich anders! Nachbar Fatih Ezme, Alltagsphilosoph aus Antalya gebürtig, brachte es auf den Punkt: Die meisten Türken hier sind ja noch nicht mal welche! Sondern? Bulgaren? Roma? Bosnier? Auch, ja. Größenteils sind es aber Deutsche. Ağabey Osman und Tante Waltraut, Abla Aişe und Schwager Werner: alle deutsch, wenn auch mit mehr oder weniger weit gereistem Hintergrund und manchmal nur vom Paß her.
Die Wahrheit ist nicht immer politisch korrekt, leider. Manche eingebürgerten Türken lassen sich ihr frisch erworbenes Deutschtum lieber nicht anmerken. Auf dem Wege der Segregation und Selbst-​Ghettoisierung haben sich manche Straßenzüge in authentisch anatolische Dörfer verwandelt nur daß Deutsche in echtanatolischen anatolischen Dörfern gastfreundlicher empfangen werden.
Hier traut man den deutschen Ungläubigen nicht über den Weg, einmal, weil man als verfolgter, unterdrückter und dauergedemütigter Muslim hier stündlich mit neuen Beleidigungen des Islam rechnen muß, zum anderen, weil viele Türken mit der westlichen Welt noch ein Hühnchen zu rupfen haben: Immerhin wurden das Osmanen-​Kalifat schnöde seines imperialen Weltreiches enteignet, widerrechtlich und entschädigungslos! Das ist erst hundert Jahre her! Die Entschuldigung der Welt steht noch immer aus! Die Uno schweigt! Der Schock über die Ungerechtigkeit und Zumutung, jetzt plötzlich eine ganz normale Nation bzw. Ethnie wie alle anderen auch sein zu sollen, anstatt ein Imperium, das sich über drei Kontinente erstreckt, sitzt noch tief. Integration wird da schon mal als Kapitulation vor den fremden Teufeln begriffen. Ich sprechs mal aus, weil sich kaum einer das noch traut: Osmanisch-​großtürkischer Chauvinismus und verbohrter Diaspora-​Islam gehen eine extrem ungute und ungesunde Verbindung ein, bilden ein anti-​integratives Kopfgift, dessen Verbreitung von der türkischen Presse in Deutschland sowie vom türkischen Fernsehen nach Kräften gefördert wird.
Es ist daher nicht verwunderlich, daß es hier bei uns Türken (mit oder ohne deutschen Paß!) gibt, die generell nur bei Türken einkaufen. Selbst ihre Satellitenschüsseln sind türkisches Fabrikat. Kauf nicht bei Ungläubigen! Die hauen dich übers Ohr! Allah bilir! Außerdem fühlt man sich beim deutschen Discounter unwohl. Alles so hell, so freundlich, und so viel Waren, und nichts halal, sondern vom Schwein, und Alkohol wird auch verkauft, pfui Satan! Da geht man lieber in die kümmerlich-​zwielichtig von einem 15Watt-​Neon-​Kringel verdämmerte, dumpfe, schmucklose Bazar-​Höhle, wo man als Originalimport alles kaufen kann, was es in der Heimat im Dorfladen auch gibt. Des Deutschen ist hier keiner mächtig. Häkelkappen-​Baba Ali und seine vierzig Kopftuchmamsellen reden, wenn, dann agrarisches Osttürkisch. Wer wie ich an manchen türkischen Produkten Gefallen findet, besucht solche Läden dennoch nur ungern, denn als deutscher Mitbürger fühlt man sich hier etwa so herzlich willkommen und akzeptiert wie Gulliver in Liliput, als er den brennenden Königspalast löscht, in dem er sein Wasser darauf abschlägt.
Ich habe das Bild bewußt dunkel gehalten, um das Gegenbeispiel eurasischer Weltläufigkeit um so heller strahlen zu lassen: den ILTER SUPERMARKI. Hier kaufen auch Vertreter der anderen 99 Nationen der Nachbarschaft, ob schwarz, gelb oder weiß, ost-​, west– –süd oder gänzlich auswärts her stammend, ihr Fleisch und Gemüse. Die Inhaber, zwei Brüder, glaube ich, sowie das Personal sprechen neben Türkisch auch akzentfrei und korrekt deutsch, der smarte junge Ladenschwengel an der Kasse dazu auch noch Englisch. Alle Kunden sind hier willkommen und werden mit freundlich-​aufmerksamem Blick begrüßt. Bereitwillig werden unbekanntere Fleischspezialitäten oder Zubereitungen, exotischer Fisch und die verschiedenen Schafskäsesorten vorgestellt und erläutert. Licht gibt es auch ausreichend und gratis. Weil die Standard setzenden Türken zwar qualitätsbewusst, aber auch ausgemachte Sparfüchse sind, von denen man in dieser Hinsicht manches lernen kann, ist das hervorragende Fleisch (Lamm und Huhn oder, sehr empfehlenswert, der fertig gewürzte Köfte-​Hackteig) hier sensationell preiswert, desgleichen Fisch ich hab für sechs frische Rotbarben 2 Euro bezahlt! -, Gemüse, Obst und Käse. Dies ist mein Lieblingsladen für orientalischen Kulinarik-​Bedarf und ein Beispiel, daß Integration, auch ohne Verlust herkunftsbedingter ethnischer Eigenheiten, gar nicht so schwer ist. Wollen muß man es halt, und sich dürfen trauen.
Ein kleines Erlebnis an der Kasse, eine Momentaufnahme zur Integration. In der Schlange warten ca. vier, fünf Kunden mit ihren Waren, modebewusste junge Türkenmädels, Deutsche (ich), Schwarzafrikanerinnen. Hinzu tritt, majestisch respektheischend seinen massigen Bauch vorschiebend, Hodscha Dede Kemal, Imam, Dorfpatriarch, Silberrücken und ganz und gar