Kölncampus

Wer denkt, bei Kölncampus die große jeder-​darf-​mal-​Freiheit zu finden, liegt nicht so ganz richtig. Es gibt Struktur, es gibt Zuständigkeiten, es gibt Formate, es gibt Recherché, Redaktionstreffen. Auch wer anders sein will, folgt einer Organisation. Aber Kölncampus als Einstieg zu sehen, sich auszuprobieren, um irgendwann bei den «großen» Sendern mitzumischen, kann doch nur finanzielle oder sonstige Status-​Gründe haben.
Denn eigentlich ist Kölncampus meines Erachtens viel «größer», verlangt viel mehr ab, weil Moderatoren auch frei sprechen, die eigene Persönlichkeit reinbringen und sich nicht in das Marketing-​Korsett von nervigen Jingles, frühmorgendlicher Vermittlung von Gute-​Laune-​Leute, Millionen Werbespots und abzulesenden Floskeln zwängen müssen bei ständiger Unterbrechung von man-​kann-​es-​nicht-​mehr-​hören Chartmusik.
Danke, Kölncampus für mehr Persönlichkeit in der Medien– und Musikwelt!

Kölncampus ist so ziemlich die sinnigste Einrichtung, die das Studentenengagement in Köln hervorgebracht hat. Gute Musik ohne Werbung im kompletten Stadtgebiet und echt grundlegende Einblicke und Kontakte in die Radiowelt für alle, die mal ernsthaft in diese Richtung wollen. Seit 2003 gibt es das kleine Studio im Dachgeschoss eines normalen Wohnhauses an der Kerpener Straße. Bis unter die Decke stehen die Cds im kleinen Büro der Musikredaktion, eine Auswahl, die das Herz jeden Musikliebhabers höher schlagen lässt. Im Mini-​Studio nebenan, läuft seit einigen Wochen ein neues Mischpult und eine neue Software, auf die die Kölncampusler aber sowas von stolz sind. Sowohl für die Finanzen als auch für die Sendelizenz kämpft ein Förderverein aus Ehemaligen ohne den das Radio wohl nicht denkbar wäre. Immer ein bisschen wackelig ist die Beziehung der Radiomacher zu den Leuten im Wohnhaus, die keine Lust auf aufgedrehte Studis nach 22 Uhr im Treppenhaus haben. Ich drücke die Daumen, dass alle diplomatisch bleiben und es Kölncampus noch ganz lange gibt!

Das Kölner Campusradio ist sowas wie der Sandkasten für das nachwachsende Reporter– und Moderatorenklientel. Hier probiert sich alles aus, was den Weg in die Studios der großen Radios sucht, aber noch so wenig vorzuweisen hat, dass es für 1 Live und Co nicht ganz reicht.
So muss das aber auch sein, irgendwo muss man ja anfangen, und wenn man sich sportlich im Unisport ausprobieren kann, dann muss es von der Uni aus ja auch was für Radio-​Rookies geben dürfen.
Zugegeben, es gibt gute und lustige Dinge am Niveau des Campusradio. Gut ist, es gibt keine Werbung. Lustig ist das zeitweilige Niveau, was es dann, und das ist der Negativpart, schwierig macht es einfach nebenbei zu hören.

Die Entscheidung für einen bestimmten Radiosender steht und fällt bei mir mit dem jeweiligen Musikprogramm. Wortbeiträge sind mir eher nicht so wichtig. Lange Zeit habe ich mich durch die Frequenzen gehört auf der Suche nach dem richtigen Sender. Leider immer mit dem Ergebnis, dass es für mich einfach nicht den passenden Radiosender gibt. Auf WDR 2 wird zuviel schlechte Musik gespielt. Ich kann Tina Turner und Phil Collins einfach nichts Gutes abgewinnen. 1 Live spielt zwar hier und da ganz erträgliche Musik, aber eben nur hier und da. Es dominiert halt doch das nervige Chartsgedudel. Mittlerweile bin ich dazu übergangen, das Kölner Hochschulradio zu hören. Da kann es schon einmal passieren, dass die Moderatoren sich versprechen oder die Beiträge nicht ganz so toll gelungen sind. Aber jeder hat mal klein angefangen und ich kann’s definitiv nicht besser. Musikalisch lässt sich der Sender erfreulicherweise nicht auf einen bestimmten Stil festlegen. Sicher ist nur, dass keine Chartsmucke gespielt wird. Außerdem sind die Magazinsendungen am Abend ganz gut und eine hervorragende Alternative zum schlechten Fernsehprogramm. Mein Tipp: Unbedingt 100.0 einschalten.

einfach reinhören in die Vielfalt der Musik.