U-Bhf. Uhlandstraße

Was ist schon der neue Berliner Flughafen gegen ein eigentlich seit mittlerweile mehr als 100 Jahren bestehendes Provisorium? Eine Endstation, die nie wirklich Endstation sein sollte und wollte– es aber dennoch seit 1913 ist. Ja, Berlin bietet vieles– nicht nur Perfektes, sondern auch herrlich Unperfektes. Ich spreche von der U-​Bahn-​Station Uhlandstraße, die sich unterhalb des Kurfürstendamms befindet.
Deutschland hatte noch einen Kaiser (und damit meine ich jetzt nicht Franz Beckenbauer, der damals noch sowas von Quark im Schaufenster gewesen war…), als es in Berlin losging mit dem U-​Bahn-​Bau. Deutschland war involviert beim Bau einer Bahn nach Bagdad– –und in Berlin wurde eine U-​Bahn-​Linie bis Halensee geplant. Diese sollte am Wittenbergplatz starten und dann westlich unter dem Kurfürstendamm entlang geführt werden.
Als erster Bahnhofsneubau dieser Linie entstand der Bahnhof Uhlandstraße, der in Unterpflasterlage ohne Zwischengeschoss unter dem Kurfürstendamm liegt und 1913 dem Verkehr übergeben wurde. Einst mit Ausgängen auf beiden Seiten zum Kurfürstendamm– 1964 schloss man den östlichen Zugang, doch aus Sicherheitsgründen gibt es seit einigen Jahren auch wieder einen östlichen Zugang. Dieser ist allerdings recht schmal. Dafür gibt es hier aber– im Gegensatz zu deutlich verkehrsreicheren Bahnhöfen– einen Aufzug zwischen Oberfläche (dort auf der Mittelinsel des Kurfürstendamms untergebracht) und Bahnsteig.
Wie gesagt, eine Strecke nach Halensee sollte hier kommen– doch sie ist noch immer nicht in Sicht. Vielleicht weniger denn je? Und man sieht dem Bahnhof einfach an, dass er nicht wirklich als Endstation geplant wurde (auch wenn hinter ihm eine größere Kehranlage eingebaut wurde). Ein Stück weit nicht wirklich fertiggestellt wirkt er auf jeden Fall.
Als es im Rahmen des Baus der heutigen U 9 unter anderem darum ging, den Bahnhof Kurfürstendamm zu einem Kreuzungsbahnhof auszubauen, war die Station Uhlandstraße von 1957 bis 1961 stillgelegt. Nach dem Mauerbau war hier lange Zeit einer nur aus den drei Stationen Wittenbergplatz, Kurfürstendamm, Uhlandstraße bestehenden Linie (warum denke ich bei sowas nur an die heutige U 55, dieses Versatzstück, das von der U 5 aufgenommen werden wird?) — doch alles neu machte nicht nur der Mai, sondern auch die Veränderung ab ¹⁹⁸⁹⁄₉₀. Züge der damaligen U 15, die seit einigen Jahren die U 1 ist, fuhren dann durch bis Warschauer Straße.
Ich mag sie ja, die historischen U-​Bahnhöfe in Berlin. Doch trotz Barrierefreiheit kann und möchte ich für die Uhlandstraße nicht mehr als drei Sterne vergeben. Sie wirkt einfach wie angefangen und nicht ganz fertiggestellt. Insoweit ist sie doch recht authentisch. Und die Treppe am westlichen Ausgang, die hier alternativlos ist, halte ich einfach für übel. Bei Schnee und Eis oder auch «nur» bei Nässe möchte ich hier nicht wirklich hoch– oder heruntergehen müssen.