U-Bhf. Hansaplatz

Viele der Berliner U-​Bahnhöfe aus den 50er und 60er Jahren fallen ja– vor allem im Vergleich zu älteren oder neueren U-​Bahnhöfen– ein Stück weit ab. Aber das hängt wirklich immer damit zusammen, dass Berlin über eine reiche Pracht an U-​Bahnhöfen aus verschiedenen Zeiten verfügt.
Der Bahnhof Hansaplatz der Linie U 9 stammt auch aus den 50er Jahren– aber er hebt sich deutlich von den anderen Bahnhöfen dieser Zeit ab.
Wahrscheinlich zum einen dadurch, dass die Bahsteiggestaltung einschließlich des Mobiliars im Wesentlichen noch authentisch, aus der Errichtungszeit stammend, ist. Dies sieht man auch am Wegweiser mit seinen Buchstaben– hier eine moderne Wegweisung vorzuehmen, wäre zwar sicherlich möglich (lassen wir mal das Sonderthema Denkmalschutz außen vor), würde sich aber mit der Atmosphäre, dem Ambiente beißen.
Zum anderen — nun ja, der Bahnhof Hansaplatz ist nicht einfach irgendein Bahnhof aus dieser Zeit. Er liegt ja im Hansaviertel, das Ort des Geschehens der IBA 1957 war. Und wenn man sieht und liest, welche Architekten sich seinerzeit ein wenig austoben durften (z.B. Oscar Niemeyer, Arne Jacobsen, Sepp Ruf usw. usw.), das war nun wirklich die Crème de la Crème der seinerzeitigen modernen Architektur. Und so fällt der Bahnhof auch insofern aus dem Rahmen, weil man auf beiden Seiten in Pavillons mit Ladengeschäfte usw. herauskommt.
Hier hat man wirklich das Gefühl einer echten, einer authentischen Zeitreise– fast mit dem Chic, keineswegs aber dem Charme der 50er Jahre.
Das einzige, was hier vielleicht wirklich modernisiert werden sollte, wäre die Herstellung von Barriefreiheit– es führen nur Treppen zum Bahnsteig oder weg davon (und dies dann direkt nach oben, nicht zunächst in ein Zwischengeschoss). Und absolute Barrierefreiheit ist nun heutzutage wirklich nicht mehr state of the art.

Der U-​Bhf Hansaplatz ist ja nach Tageszeit mal angenehm, mal unglaublich schmuddelig. Grundsätzlich kann man hier die ALkoholiker und Heroinjunkies zu bestimmen Zeiten abhängen sehen.
Es ist aber trotzdem ruhig und sicher.

Ich bin eher zufällig auf den Weinladen gestoßen und bin total begeistert. Super Beratung und super leckere Weine und noch ein paar Kleinigkeiten neben her (Lauensteiner Schokolade, Nudeln u.ä.).
Monatlich gibt es eine Weinprobe, die ich gerne nutze, um meinen Weinhorizont etwas zu erweitern und neue Weine auszuprobieren. Immer ein netter Abend!
Ich kann den Laden nur empfehlen!

Früher (vor 30 – 40 Jahren) war der Hansaplatz/​das Hansaviertel wirklich etwas besonderes. Dort herrschte eine beschwingte, offene, lockere, freundliche, innovative (z.B. Grips-​Theater) Atmosphäre. Die Grünanlagen wurden gepflegt, man fühlte sich einfach wohl auch als Gast/​Touri! Jung und Alt ergänzten sich zudem prima.
Für die Bewohner des Hansa-​Viertels besonders für Ältere war es sehr schön, dass alles Wichtige in unmittelbarer Umgebung fußläufig erreichbar war: Post, Apotheke, Ärzte, Drogerie, Lebensmittelladen, Restaurants, Bibliothek, gepflegte Grünanlagen (Englischer Garten u. Tiergarten), U-​Bahn, S-​Bahn, Bus usw.
Doch dann verwahrloste das Viertel immer mehr. Es wurde nichts mehr für den Erhalt der Gebäude und Grünanlagen getan höchstens Flickschusterei. So dauerte es auch nicht lange, bis sich die Kriminalitätsrate erhöhte, Obdachlose sich den Hansaplatz einrichteten, Grünanlagen als Müllkippe benutzt wurden etc. pp!
Leider hat sich bis heute (trotz Jubiläum u. Initiativgruppe) nicht viel verändert! Alles wirkt trist und abgewirtschaftet: O (.
Besonders den U-​Bahnhof empfinde ich als gruselig, nackt und kahl!
Das alles färbt natürlich auch auf die Bewohner des Hansaviertels ab sehr viele sind weggezogen, auch weil die Häuser als Spekulationsobjekte mißbraucht wurden/​werden. Noch etwas zum Restaurant am U-​Bhf.:
Ich kenne noch das urgemütliche Restaurant Haxen-​Hanne, in das uns unsere Großmutter öfters einlud. Dort traf sich das Hansaviertel zu Feierlichkeiten (Konfirmation, Hochzeit, Taufe, Weihnachten) oder einfach zum Nachbarschaftsplausch.
Die Nachfolger von Haxen-​Hanne waren leider nur noch Geldwäsche-​Restaurants und Bars. Kein Ort mehr zum Wohlfühlen!
Seit ca. 2007 gibt es dort ein ital. Restaurant, dass anfänglich sehr gut war. Ich weiß nicht wie oft dort mittlerweile die Besitzer gewechselt haben. Das Essen u. der Service sind jedenfalls nicht mehr zu empfehlen.
Dazu später mal mehr Ich hoffe SEHR, dass das Hansaviertel wieder ein Ort zum Wohlfühlen wird und endlich Geld und Liebe in die Sanierung gesteckt wird!