U-Bhf. Bernauer Straße

Unübersichtlicher dunkler Bahnhof, musste heute einen Raubüberfall hier mit erleben. Dank Säulen und altem Personalgebäude Jan das Opfer nicht weg. Ich werde diesen Bahnhof nun meiden.

Wieder mal ein Ort in Berlin, an dem man auf Geschichte trifft. Schließlich handelt es sich hier um einen der ehemaligen Geisterbahnhöfe, bei denen zu Zeiten der Mauer Züge nur durchfuhren. Hier war schließlich Sektorengrenze.
Die Station in einfacher Tiefenlage, also ohne Zwischengeschoss und ohne Ladeninfrastruktur, beeindruckt vor allem durch ihre angenehme Schlichtheit. Schnickschnack gibt es hier nicht, karg wirkt sie zugleich aber auch nicht. Und genau das ist es, was ich an diesen U-​Bahnhöfen in einfacher Tiefenlage mag. Würde man heute so etwas noch bauen können? Ich bin skeptisch. Würde man heute so etwas noch bauen wollen? Vermutlich eher nicht. Aber zum Glück hat ja weitaus mehr als eine Berliner U-​Bahn-​Station bereits Jahrzehnte auf dem Buckel.

Fakten, Fakten, Fakten welche trockenen Informationen gibt es über den U-​Bahnhof Bernauer Str.
Bereits 1912 wurde sich auf eine U-​Bahnlinie unterhalb der Brunnenstraße geeinigt. Der Bahnhof Bernauer Straße wurde aber erst am 18.4.1930 eröffnet. 1914 kümmerte sich der Architekt Peter Behrens um das Design der aufeinanderfolgenden Bahnhöfe Voltastr. Und Bernauer Str. Diese gleichen sich noch heute im Aufbau, jedoch wird der Bahnhof Voltastr. Derzeit komplett entkernt und verliert somit den Schönheitsvergleich.
Insgesamt liegt der Bahnhof ca. 4−5m unterhalb der Brunnenstraße und besitzt einen 130m langen Mittelbahnsteig. Wodurch wurde der Bahnhof bekannt?
Infolge des Mauerbaus wurde dieser Bahnhof geschlossen, da er die Grenze zwischen dem sowjetischen (Mitte) und dem französischen Sektor (Wedding) bildete. Mit sechs weiteren Stationen der heutigen U8 wurde er somit zum Geisterbahnhof. Erst ab dem 12.4.1990 wurde der Bahnhof den Westdeutschen und am 1.7.1990 dann auch den Ostdeutschen wieder zugänglich gemacht. Und heute?
Heute ist der Bahnhof eher unspektakulär. Lange Zeit zeichnet er sich durch die Plakate aus, die für eine Eröffnung eines Bahnhofladens warben. Diese waren mit lustigen comichaften Dialogen entworfen worden. Ein wenig Paradox war dies, da es auf dem ganzen Bahnhof keine Verkaufsmöglichkeit für irgendetwas gab. Seit neustem hängen dort jetzt schwarze Werbeplakate. Die nehmen dem Bahnhof ein wenig das Gesicht und sind so langweilig, dass ich mir nicht mal gemerkt habe, für was sie werben.

Es braucht nicht viel um dabei zu sein. Mittendrin. In der Stadt der Liebe.
Liebe zur Stadt, zum Gewöhnlichen. Zum Alltäglichen, Wunderbaren, Einfachen.
Dies ist ein solcher Ort. Unprätentiös, schlicht, funktional, alltäglich. Bestandteil vieler Leben, sei es Anwohner, Umwohner, Abwohner, Bewohner. Auch Touristen und Durchreisende können für einen Moment der Poesie habhaft werden, die dieser Ort abstrahlt. Egal ob bevölkert der Welt oder allein.
Die BVG-​Plakatserie dort zu den Eindrücken unterschiedlicher Mitarbeiter der BVG zum U-​Bahnleben macht diesen Ort zu einer Galerie. Momentaufnahmen von Leben dieser Stadt, die sich dem U-​Bahnleben hingeben, damit wir es so erfahren dürfen, wir es vor uns liegt.
Ich werde mich demnächst dran machen, alle Plakate aufzunehmen und hier auszustellen.
Aber selbst erfahren, sehen und erleben ersetzt dies nicht.
Oberirdisch findet ihr dann noch ein durchaus sitzenswertes Cafélein.

Ich hab keine Ahnung wie lange diese, nennen wir es Ausstellung, dort noch im Bahnhof hängt, aber sie ist sooooo toll!
Ein Kunstprojekt, der BVG und ihren Angestellten gewidmet.
Riesige comicartige Bilder, die Angestellte der BVG zeigen und ihre Kommentare zu ihrer Arbeit und den Gästen, zu Tages– und Nachtbetrieb in Sprechblasen, für jedermann lesbar, abbilden.
Jeder in Berlin hat mit der BVG zu tun, aber kennen wir einen von den Menschen im Fahrerhäuschen? Wissen wir, was sie denken, wenn sie uns auf dem Bahnhof stehen sehen? Wie sie sich von uns Gästen wahrgenommen fühlen? Fährt der Busfahrer lieber in der Nacht die Besoffenen, oder am Tag die gestresste arbeitende Bevölkerung?
Diese und andere Einblicke bekommt man, Bernauer Strasse, wenn man sich mal etwas Zeit nimmt!