Gotisches Haus

In Berlin gibt es wirklich alles. Auch die Kopie einer westdeutschen Kleinstadt, mit Fußgängerzone, Kirchplatz, Karstadt, dem üblichen Einkaufzentrum direkt außerhalb des Zentrums und einem Intercityanschluss. Und wenn da nicht die Zerstörungen des letzten Krieges gewesen wären und die Bausünden der 60er und 70er Jahre, dann wäre Spandau mit seiner Lage an der Havel und seinem Burggraben auch noch eine besonders nette Kleinstadt. Und wenn man genau hinsieht, dann erkennt man zwischen den phantasielosen Bauten der letzten Jahrzehnte viele schöné, alte Häuser, teilweise auch aufwändig renoviert.
Das vielleicht schönste, sicher aber historisch spannenste dieser Häuser ist das Gothische Haus in der Breitestraße. Hier kan man lernen, dass Spandau als Stadt eine eigene Geschichte hatte, geprägt durch ein Bürgertum, was vor allem im Umfeld der Dienstleistungen für das Militär in der nahen Zitadelle gewachsen ist. Im Obergeschoss des Hauses findet sich ein Museum, in dem man eine kleine Ausstellung zu den Lebensumständen dieses Bürgertum zusammengestellt hat. Wenige Räume, wenige Ausstellungsstücke, aber doch in einigen Details sehr liebevoll gemacht.
Vielleicht noch spannender ist aber das Haus selbst. Jenseits der Pulver-​, Waffen, — und Uniformproduktion war die Mark Brandenburg schon immer ein armes Land gewesen. Und so waren Steinhäuser selten. Hier hat sich eines der wenigen erhalten, ist sorgsam renoviert worden, und jetzt kann man an den Wänden die Geschichte dieses Hauses mit seinen verschiedenen Baustadien gut nachvollziehen. Und dann gibt es im Erdgeschoss auch noch ein schönes Gewölbe.
Zwar ist man schnell durch, aber interessiert man sich für die Stadtgeschichte einer überschaubaren Kleinstadt durch die Jahrhunderte, lohnt sich der Besuch schon.