Dampfbahn Depot Bauma

Um es gleich vorwegzunehmen, ich gehöre nicht zu den Jungs, die in zugigen Wagons hinter qualmenden Loks der Nostalgie frönen. Etwa mit der Sauschwänzlesbahn durch den Schwarzwald zuckeln. Oder mit der Brohltalbahn durch Niederzissen dampfen. Oder mit dem Savannahlander Australiens Kängurus und Emus erschrecken. Schon gar nicht gehöre ich zu den Freaks, die in der ehemaligen DDR in Sperrgebieten die letzten Dinosaurier der Deutschen Reichsbahn ausspionierten. Nein, nein. Ich kann diese Begeisterung zwar verstehen, aber meine Welt ist eine andere. Die der schlafenden Feuerrosse.
Die gibt es in Bauma. Im Depot. Im Winter. Da schlafen sie alle, die Veteranen der schmalen Spur und der Stephensonschen Röhrenkessel. In einem ordentlich großen Holzschuppen, der stolz mit Signaltafeln protzt. Hinter Sprossenfensterscheiben und mächtigen Flügeltüren mit geheimnisvollen Beschlägen. In Reih und Glied, als wäre es immerfort Sonntag. Einige seltene Exemplare stehen draußen und trotzen der Wintersonne. Schön lackiert und mit abgewetzten Handläufen an den Zusteigtreppen. Gut behütet von blechernen Runddächern. Mit stilisierten Messingschildern und rätselhaften Buchstaben– und Zahlenkombinationen: WR 109.
Wenn der Schnee schmilzt und die Gleise brünstig werden, die Schneeglöckchen nicken und die Tannwipfel raunen, fahren die historischen Züge durch das Zürcher Oberland. Fröhlich und gut gelaunt. Auf der Strecke Bauma-​Neuthal-​Bäretswil-​Ettenhausen-​Hinwil und zurück. Mit den Freunden des Dampfbahnvereins Zürcher Oberland, den Freaks. Und mit dem Segen der SBB.