Torre delle Ore

Der eine oder andere frägt sich vielleicht, wie der Name dieser Einkaufsstrasse, die absolut nicht «gerade“verläuft, entstand, und vermutet in etwa, er könnte aus den Worten «Filo» Faden und «Lungo» stammen, das ist allerdings unrichtig. (Die hier bereits geoutete Vermutung, es deute auf einen Seidenfaden hin, ist humorig) Nachweisbar ist, er rührt vom «Castello Fillongo — in Garfagnana (auch Carfaniana), das der Familie Falabrina Segrogmigno gehörte, die in dieser Strasse in Lucca mehrere Palazzi — und in der Stadt Feudalrechte besass.
Nachweise sind hier zu finden: (unter anderem…)
im Beschluss 16-​XIII aus dem Jahre 1298 — der teilweise noch erhalten ist (Pergament) und
den Urkunden in der Bibliothek 21, c. 61, und 125 c. v. 95. (sämtliche einzusehen in der Biblioteca Statale, Via Santa Maria Corteorlandini, 12)
Die Gemeinde Lucca ist übrigens ebenso von der dokumentarisch bewiesenen Tatsache überzeugt:
in
Memorie e documenti per servire alla storia di Lucca, Band 3, Teile 1 – 2 (1867, Tipografie Giusti)
oder
von Dr. Luca Molà, Dozent di Storia del Rinascimento e dell’Europa Moderna am European University Institute in Florenz. «La comunità dei mercanti lucchesi …»; (einzusehen im Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Arti Memorie Classe di Scienze Morali Lettere ed Arti, Bd.53)) der erst im November hier in Venedig einen höchst interessanten Vortrag — allerdings zum Thema Marco Polo — an der Universität hielt.
(Venedig — man weiss sicherlich, dass ein Zweig der Fam. Falabrina Segromigno nach Venedig gesiedelt ist…)
und
im Archivio di Stato di Lucca Inventar Nr. 173, Vol. 13.
Gerade bezüglich Lucca existieren gute Dokumente und Schriften — achja… und — übrigens in einem der besagten Häuser in der Via Fillungo wurde auch der bekannte Geschichtsschreiber von Lucca, Giovanni Sercambi, geboren.
Bezüglich der Frage von ‘Lothar P.´ ob es 1298 «DIESEN» Strassennamen gegeben hätte: Wie bereits beschrieben, es gab bereits 1298 die Via Fillongo, urkundlich erwähnt .
Inzwischen wurde auch schon zugestanden, dass sogar «WIKI» von der beweisbaren Auslegung als «Mit Wahrscheinlichkeit» berichtet, wohingegen die Variante des «langen Seidenfadens» zwar äusserst erheiternd, aber nirgends auch nur erwähnt ist. — und hier (italienisches Wiki) wird eben auf das wahrscheinliche des Ursprungs am Familiennamen der Fillongo und der Änderung des Strassennamens auf Fillungo (mit dem geographischen Hintergrund — 700 m lang, ca. 10m breit) verwiesen, was laut ital. WIKI erst im 19. Jahrhundert in dieser Form auftritt. (Vorher also — wie gesagt «Via Fillongo»).
Die Standards des italienischen WIKI sind sogar strenger, als jene des Deutschen. (was man z.B. beim Artikel über den Karneval in Venedig im Deutschen WIKI sieht: Da sollte auf jeden Fall zumindest (!!) «wahrscheinlich» stehen. Denn an einer Produktionszahl für Masken und einiger Auszüge aus Briefen damaliger Touristen (ausnahmslos «Touristen» die Existenz allgemeiner von Venezianern genutzten Festivitäten aufzuhängen, ist leicht ironisch zu verstehen. — ebenso als «Quelle» eine Seite, die nicht existiert, bekanntzugeben…)
Zur inzwischen gelöschten Anfrage des Lothar P., ob es denn 1298 überhaupt schon Strassennamen gegeben hätte: Ja, das ist historisch bewiesen, es gab Hodonymen bereits in der vorchristlichen Zeit. (Lit: Namensforschung, ein internationales Handbuch zur Onomastik, von Ernst Eichler) Nur! — Die «absichtliche Namensgebung», also die mittels z.B. Gemeindebeschluss beorderte Benennung einer Strasse, existiert erst seit in etwa dem 19. Jhdt.
Allerdings gehört das alles nicht hierher, und wäre in der entsprechenden Literatur bzw. der bereits genannten Staatlichen Bibliothek leicht zu finden — aber ich helfe in gewissem Rahmen gerne, wenn jemand so dringend nach Rat sucht, wie «Lothar P.», jedoch wird mir nun die Anzahl seiner Nachfragen etwas zu viel. Ich hoffe, mit meinen Ausführungen Hilfestellung geleistet zu haben.

Der Uhrturm in der «Straße des langen Seidenfadens» hieß ursprünglich Torre della Lite. Ob er wirklich einst nicht abgerissen wurde, weil er schon in alten Zeiten eben eine Uhr hatte, wie man in manchem Reiseführer lesen kann, ist nicht wirklich sicher. Fakt ist: nach inneren Auseinandersetzungen, bei denen die Familien auch ihre repräsentativen Türme (etwa 130 sind nachweisbar) als Fluchtmöglichkeit nutzten, wurden die oft abgebrochen, wenn die Familien aus der Satdt verbannt wurden, und dieser hier aber eben nicht.
Nachtrag: Da hat zwar jemand etwas als «nachweisbar» bezeichnet (s. unten 5.12.2013), den Nachweis aber nicht erbracht.
Grundsätzlich gilt: Wenn etwas als leicht nachweisbar behauptet wird, der Nachweis aber nicht erbracht wird, ist anzunehmen, er sei unerbringlich. Das als «nachweislich» Behauptete, aber nicht Nachgewiesene, ist in Wahrheit nur eine mit vergeblicher Autoritätsbemühung vorgetragene Vermutung.
Nun wurden ja auf meinen Nachtrag hier wenigstens Quellenhinweise nachgetragen. Allerdings heißt es bei
, daß der Name WAHRSCHEINLICH (probabilmente) von diesem Castello abgeleitet ist, d.h. wirklich «nachweisbar» ist es wohl nicht: Hat man schon 1298 DIESEN Staßennamen beschlossen? Auf der Wikipedia-​Seite (Allerdings muß man darauf hinweisen, daß wohl nur die deutsche Wikipedia die strenge Regel hat, alles, was nicht durch seriöse Quellen belegt ist, sofort zu löschen.) heißt es, daß der Name der Straße im Laufe der Zeit «modifiziert» wurde («Nel tempo il nome Fillongo si è modificato sempre più fino ad arrivare a metà dell’Ottocento all’attuale Fillungo che tende a richiamare anche la forma della via, che si estende lunga e dritta.»).

Der Stunden– oder Uhrenturm, früher auch Turm des Streites genannt, stammt aus dem 13. Jh. Er diente den Lucchesern bis 1471 als Uhrenturm.
Von den ca. 130 Geschlechtertürmen der mittelalterlichen Stadt ist er der Einzige, der nicht abgerissen wurde, als man ihre Besitzer aus der Stadt vertrieben hatte. Vermutlich verdankt er sein Überleben der Tatsache, dass er mit einer großen Uhr versehen war. Die Statuten der Stadt sahen eine Höhenbegrenzung der Türme vor, um den Macht– und Prestigekampf zwischen den Familien zu begrenzen. Hinzu kam, dass es auch einige Einsturzkatastrophen gegeben hatte.
Der 50 m hohe Turm kann täglich von 9:30 bis 17:30 Uhr (im Sommer bis 19:30 Uhr) bestiegen werden. Wenn man die 207 Stufen bewältigt hat, wird man durch eine grandiose Aussicht belohnt.
Eintrittspreis: 3,50 EUR; Kombiticket (mit Torre Guinigi) 5 EUR.