Kwiezien

Unser Hotelschiff, die SS Rotterdam (
) liegt so ein bisschen am A … der Welt, genauer gesagt an der Spitze der Halbinsel Katendrecht. Schöner Blick auf die Erasmusbrücke, aber in der näheren Umgebung keine allzu große Auswahl an Restaurants.
Das Kwiezien befindet sich im Herzen von Katendrecht und rund 20Min Fußweg von der SS Rotterdam entfernt, aber wozu hat man 2 gesunde Beine. Wir besuchten das Restaurant aufgrund einer Empfehlung und wurden nicht enttäuscht. (Siehe Foto unten)
Kleine gemütliche Location, der Empfang freundlich, der Service sehr aufmerksam. Schon bei unseren fragenden Blicken in die niederländische Karte kommt uns die Bedienung zu Hilfe, übersetzt uns die komplette (!) Speisekarte und erläutert uns das System: alle Speisen (egal ob Vorspeise, Zwischengericht, Hauptgang oder Dessert) kosten dasselbe, nämlich 8,75EUR. Alle Speisen haben dieselbe Portionsgröße und alles lässt sich bunt durcheinander bestellen (wenn man will), man kann also auch 3 Vorspeisen anstatt die übliche Menüfolge wählen.
Ein bisschen verwirrt uns diese Flut an Informationen, aber wir bekommen Hilfestellung bei der Menüwahl: Als Vorspeise fällt uns allen Dreien die Caprese ins Auge, sie wird hier sehr eigenwillig interpretiert: auf einem Spiegel von halbzerflossenem Mozzarella befindet sich eine halbfeste Tomatenjus, darauf thront eine Kugel Tomateneis, umkreist von mehreren Tupfen Basilikumpaste. Das Ganze sieht nicht nur ungewöhnlich aus, sondern schmeckt erstaunlicherweise sogar hervorragend!
Nun zum Zwischengang, der wird uns von der freundlichen Bedienung förmlich aufgenötigt: Bitterballen. Hört sich in unseren Ohren komisch an, wäre sicherlich ohne die Überredungskunst des jungen Mannes nicht auf unserem Teller gelandet: Wer in den Niederlanden war, muss unbedingt einmal Bitterballen gegessen haben. Da wir immer noch zögern gibt es ein Spezialangebot: eine Portion Bitterballen umfasst 2 Stück, 2 von uns dürfen sich eine Portion teilen und der Dritte im Bunde bekommt eine halbe Portion. Überredet! Zum Glück! Irgendwie hatten wir im Kopf wohl so etwas wie den Teil des männlichen Rinds, dass den Unterschied zwischen Stier und Bulle ausmacht. (Siehe Foto unten) Bekommen haben wir aber einen panierten, frittierten und mit Fleischragout gefüllten Ballen, angerichtet auf einem Klecks Trüffelcreme, beides harmonierte sehr gut miteinander.
Beim Hauptgang muss ich nicht lange überlegen: Der gebackene Ziegenkäse in Honig ist ein Gedicht. Meine Begleitungen wählen den Seebarsch, den kann ich leider nicht beurteilen. Während ich mir den Ziegenkäse auf der Zunge zergehen lasse, wird der Seebarsch verputzt, ohne dass mir ein Fitzelchen zum Probieren angeboten wird.
Nun, dass spricht ja vielleicht auch für sich. (Siehe Foto unten) Nach der Crème Brulee mit Blutorangeneis lehnen wir uns wunschlos glücklich auf unseren Stühlen zurück. Die Portionen sind nicht riesig, aber 3,5 Gänge hinterlassen definitiv ein ausreichendes Sättigungsgefühl. Der rote Hauswein (3,75EUR pro Glas) ist übrigens gut trinkbar, Wasser gibt es gratis dazu. Fazit: Die 5 Sterne sind wirklich mehr als verdient. Alles in allem hatten wir zu Dritt (inkl. einem großzügigem Trinkgeld) 110,-EUR auf der Uhr. Das ist nicht zuviel für die ambitionierte Küche und dem engagiertem Service.