Der kleine BHF von Luc en Diois sollte aufgegeben werden. Jedoch verursachte dieser Beschluss einen wilden verzweifelten Streik der Einwohner. Männer und Frauen legten sich auf die Geleise, schmissen sich mutig vor den letzten Zug! Nur mit vollgezogenen Bremsen konnte der alte liebe Zug sie vor einem unwiderruflichen Unglück retten, schnaufend und bestürzt blieb er Millimeter nur vor dem ersten ausgestreckten, ihn zum Bremsen auffordernden, Zeigefinger stehen! Folglich gibt es heute diesen BHF noch, einsam und verlassen steht er wieder am Wolgastrand… Manchmal, wenn das Schicksal es will, kommt ein Zug vorbei, hält erstaunt, um in diesem kleinen gottverlassenen Bahnhof einen, vom einen plötzlichen Reisefieber ergriffenen Menschen, mit einem noch gottverlasseneren Koffer, vom Bahnsteig zu pflücken… Hier ist das Ende der kleinen Welt! Das Glück muss schnaufend vorbeikommen, um hier vom Bahnsteig gerettet zu werden. Ein Zug stößt in den aufgeschreckten Morgen, tastet sich blind durch die dicke Nebelwand und hält schnaufend… Meee. schUUUUggge! 3 Minuten Aufenthalt. Ein winziger Bahnhof wo sich zwei Geleise kreuzen: Hin und zurück. Winken, Abschiednehmen… Gedanken zersplittern im Frost an den Scheiben… Noch undeutliche Silhouetten hetzen über den Bahnsteig, suchen ihren Wagen … Die Geleise blitzen ihnen vorwurfsvoll kalt entgegen, sie auffordernd, in den Zug zu steigen; So strömen sie, keuchend, mit ihrem Gehabe, noch in der Frühe etwas benommen, ihrem Zug zu… Abfahrt ! Entsetzt schreit der Tag in der morgendlichen Kälte, noch steht er schnatternd in Unterhosen da, während die Kühe auf den Weiden in die Knie gehen, und die Bäume ihre Äste zum starren Morgengebet falten… Sonne, wo bleibst du? Verräter! Vorwärts… Zurück! schnauft die alte Lok in den kalten Morgen; pfeift und dampft behebe, klappert davon. So geht es vorwärts… Meschugge stöhnt die Lok gierig und flieht der Lust heiß und blind mit keuchendem Herz entgegen, in den schwarzen Tunnel hinein… Aus dem Dunkel des Vergessens brechen Worte, Erlebtes, Gefühltes, Gehörtes in eine Melodie gehüllt, aus der Erinnerung heraus… Meschugge… pfeift die Lok, wieder auftauchend, durch den dicken Morgennebel… nochmals tanzen die dunklen Bäume an den Fenstern des Zuges vorbei… Dichter feuchter Nebel hängt wie ein Gespenst über der Landschaft… Weiße Schneewege führen ins Endlose, verlieren ihr Ziel im Nebel… Ein Wolf tritt plötzlich aus dem Wald, eine Pfote auf sein pochendes Herz pressend und löste sich im Licht der Trunkenheit wieder auf… Meschugge… röchelt die Lok… Die Kronen der Bäume neigen sich, flüstern sich ein Geheimnis in die hölzernen Ohren… Nur die Schleiereule auf dem Ast, der den Mond in den Hintern stich, schließt die großen Augen… Bäume, wie Gespenster, recken ihre Gerippe am Horizont… Als der Zug abfuhr, sich durch den frischen Schnee wühlend, riss er die Gegenwart mit, alles, was mit einem Flügelschlag in die Erfüllung der Wünsche gerät und dampfte der Zukunft entgegen. Meschugge… schnauft die alte Lok in den kalten Morgen… Raureif ziert die Äste mit barockem Filigrane. Von Schnee umzingelt, bebt die Erde… nachts hört man die Klagelieder der Wölfe, die sich um das Lagerfeuer scharen, in ihre Felle gehüllt. Luc en Diois, diese kleine Stadt, idyllisch liegt sie fast vergessen und verlassen. Wer kommt da schon vorbei? Schemenhaft zeigen sich die Geisterhaften Bäume, dann tauchen sie wieder im Nebel unter… Die kahlen Wiesen liegen ihnen zu Füssen, Schafe, Bäume, alle nackt, stehen sie da in der Natur; zittern im frostigen Nebel, der schwer über der Landschaft hängt. In der Frühe wird er sich lösen, des Menschen Schrei freigeben, das Tier aufatmen lassen, die Erde, den Boden erleichtern. Wie ein durchsichtiger Geist umfasst er die hastenden Silhouetten, die am Zug vorbei eilen… Tannen flüchten, sie sind der heiligen Weihnachtsaxt entgangen. Sonne bricht durch, deckt die Geheimnisse auf, der Zauber ist vorbei… der Trauerweide rollen die Tränen in den Bach, der silberglitzernd sich durch die Wiese schlängelt… Hügel erheben sich und sinken wieder nieder, in einem Atemzug der Erde… Eiskalte Rinder zittern auf den gottverlassenen Weiden… Einige Schafe haben sich ihre Felle übergeworfen, um dem Frost zu widerstehen… In der Ferne bellt ein Hund wie ein Nebelhorn… undurchdringlich ist Landschaft, schön und unheimlich zugleich verbirgt sich die noch dahinschlummernde Natur von der Morgenfrische überrascht! Dürre Äste strecken sich verlangend durch den Nebel. Wollen sie ihr Frühstück? Im Bach brodelt der heiße Kaffee heran; nur die kluge Krähe lässt sich nicht täuschen und zieht den eiskalten Wurm der gerade ein Ave Maria singt, aus der Erde, um den Tag zu begrüßen, so verriet er sich! Die Erde liegt aufgebrochen, Weiß gezeichnet löst sich ihr Schrei aus der Tiefe und verliert sich im Nebel… vorwärts… zurück nach Hause LULU auf der Reise