Albergue Nuestra Señora del Pilar

es gibt tage auf dem camino, da erreicht man sein ziel buchstäblich auf dem zahnfleisch. der 28. april war für mich so ein tag: es hatte den ganzen morgen ununterbrochen geregnet, die gereizte sehne tat trotz 1.800 mg ibuprofen im blut immer noch verflucht weh und die strecke war abwechselnd steinig oder schlammig und verlief auf dem seitenstreifen der hauptstrasse. wie froh war ich, endlich in der herberge anzukommen! ich hätte alles genommen, hauptsache einigermassen trocken und mit einem bett. aber del pilar hatte mehr zu bieten.
im innenhof gibt es becken für die handwäsche, ausreichend wäscheständer zum trocknen, eine voliere mit wellen– und anderen sittichen, jede menge liebevoll gepflegter pflanzen, stühle und tische für jeden und — ganz wichtig — eine aussenbar, das herz der herberge. hinter der bar sorgt isabel, die hospitalera, für gute laune und das leibliche wohl der pilger. die betten sind bequem und die beiden schlafsäle gerade noch klein genug, um kein massenlagerfeeling aufkommen zu lassen. die drei duschen sind sauber und gerade noch heiss genug, leider befinden sie sich ungeschickterweise zwischen schlaf– und aussenbereich, so dass davor ein ständiges kommen und gehen war. ausserdem wurde es schnell eng, wenn mehrere pilger auf ihre dusche warteten. eine küche und einen speiseraum gibt’s natürlich auch. nicht gesehen habe ich waschmaschine und trockner, nachdem aber pünktlich mit dem abwerfen des rucksacks die sonne rauskam, brauchte ich das auch nicht. apropos sonne: die kombination aus einem solchen idyllischen plätzchen, strahlendem sonnenschein und einigen cañas ist einfach traumhaft.
zum abendessen kann man zweihundert meter in die einzige bar des dorfes laufen, das essen dort ist ordentlich, wenn auch nichts besonderes. wenn man pech hat, muss man sich aber nebenbei einen stierkampf im fernsehen anschauen.
fünf sterne, eine der besten herbergen auf meinem weg.