Opernball-Demo

Eat the rich! Haha.
Waaahnsinn — was geht denn da ab? Die Geschichte der Opernball-​Demo, die meist am gleichen Abend wie der Opernball selbst stattfindet, liest sich wirklich ziemlich. äh. nicht friedlich. Sondern mehr gewalttätig. Sehr gewalttätig sogar.
Straßenschlachten zwischen Demonstranten und der Polizei, immer wieder Einsätze von Schlagstöcken, Entzündung von Müllcontainern, fliegende Pflastersteine, Hooligans und Skinheads, die mit Leuchtraketen, Messern und Schlagstöcken auf die Demonstranten losgehen, Hausräumungen und und und.
Wow — so sollte das doch wirklich nicht laufen! Demonstrationen gegen solche Schickimicki-​Veranstaltungen der Oberschicht kann ich ja noch verstehen, aber diese Ausschreitungen, an denen zwar nicht immer, aber doch auch manchmal die Demonstranten selber Schuld waren, gehen wirklich zu weit.
Achja. und ist es makaber, das Folgende lustig zu finden?
Im Jahr 2000 nach der Angelobung der aus ÖVP und FPÖ bestehenden Bundesregierung beteiligten sich ganze 12 — 15.000 Menschen an der Demo und (jetzt kommts) der mit einer NS-​Uniform und Schnurrbart als Adolf Hitler verkleidete Schauspieler Hubsi Kramar ließ sich in einer Limousine zur Staatsoper chauffieren, stieg aus und betrat das Opernhaus. Ziemlich gewagt, aber doch auch sehr aussagekräftig. Natürlich wurde er verhaftet, bevor er den Zuschauerraum betreten konnte.

Jedes Jahr, am Abend des Opernballs, findet die Opernball-​Demo statt. In ihren Anfangsjahren schon richtete sie sich nur nebenher gegen den Ball selbst– hier mal gegen Atomkraft, da mal gegen Pelz. Im einen Jahr gegen die Schwarz-​Blaue Regierung, im anderen gegen kriegerische Aktivitäten und irgendwo dazwischen immer noch gegen eine so pompöse Darstellung menschgewordener Bankkonten und aller Wertvorstellungen die am Ball präsentiert werden.
Viele Jahre war die Opernballdemo auch ein Fixpunkt der Eskalation mit der Polizei. Dann und wann bekam man auch das Gefühl, dass einige Leute nur deshalb kamen. Dann, eines Jahres, fand sie wieder gar nicht statt. Wogegen und in welcher Größe sie in Zukunft auftreten mag, wird sich weisen.
Ob nun für oder gegen den hübschgemachten Menschenauflauf in der Oper, das soll bitte jeder für sich selbst entscheiden. Nur darf man sich nicht wundern, warum so viel Polizei am Opernballabend unterwegs ist und warum es Platzsperren gibt. Unter anderem eben, weil der Ball nicht allen Wienern und Wienerinnen so viel Freude bereitet wie den ORF-​Moderatoren.