Helmut Raith

Für ein Foto brauchen wir ein Stadttier. Eine Taube. Eine echte kommt wegen der ihr eigenen Unberechenbarkeit nicht in Frage. Wie würden wir denn auch das Tier in unsere Gewalt bekommen. Also. Eine präparierte. Herr Raith fragt gleich am Telefon welche Haltung der Vogel eingenommen haben sollte. Oder ob wir ein weiches Präparat wollen. Hm. Wir schauen uns das mal an.
Wir haben ja nicht so genau darüber nachgedacht was uns hier erwartet. Der holzgetäfelte Verkaufsraum ist voll. Mit Getier jedweder Größe. Ein ganzes ausgestopftes afrikanisches Huftier neben einer Gemse, riesige Vögel. Ein Bär. Eine Raubkatze über einem erlegten Hasen. Und an der Wand hängen Köpfe von Zebras und Hirschen. Gruselig ist, wie überzeugend lebendig die Tiere wirken. Die Felle glänzen. Haare einer Mähne bewegen sich leicht in der Zugluft der Tür die hinter uns zufällt. Ein Panorama aus Fell und Federn. Der Geruch ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, wir holen nur vorsichtig Luft. Im Hintergrund rumorts. Da liegt die Werkstatt in der in bildhauerischer Arbeit Köpfe und Körper gebaut werden über die dann die vorbereiteten Felle gezogen werden. Herr Raith bringt uns eine ganze Schachtel voller in Seidenpapier gehüllter Tauben und breitet sie vor uns aus. Ruhig sitztend. Im Flug. Grau. Weiß. Weich. Die sieht aus wie vom Himmel gefallen. Die nehmen wir.