Bahnhof Burgholz

Ja es gibt viel zu berichten über die guten und sehr guten Restaurants in Wuppertal. Hier jetzt aber mal ein Bericht über ein Gaststätte, bei der Wortschöpfungen wie Kulinark, Kochkunst oder neue deutsche Küche nur Fragezeichen im Kopf des Wirtes auslösen würden. Zunächst zur Lage, die vergleichbar ist mit Südtirol, dem Schwarzwald, nah gut zumindest mit dem Sauerland. Eben mitten im Wald. Zu Fuß über die sogenannte Sambatrasse vom ehemaligen Bahnhof Wuppertal-​Küllenhahn, abwärts etwa 30 Minuten oder leicht aufwärts vom Zoo über die Sambatrasse in ungefähr einer Stunde. Eine Eisenbahn fährt hier längst nicht mehr. Und plötzlich steht er da, am Wegesrand mitten im Wald. Der ehemalige Bahnhof Burgholz. Oder sagen wir besser eine Blockhütte. Innen sauber mit 5,6 Tischen, Kamin und rot-​weißen Tischdecken ausgestattet. Außen ein Biergarten teilweise mit Brauhausgarnitur (Tische und Bänke), teilweise mit Gartenmöbeln. Ruhe in Perfektion ! Autos keine ! Fußgänger, Radfahrer teilweise im perfekten Intersportdesign, Walker mit und ohne nordischen Stöcken, alle Klassen, alle Schichten. Kaffeetrinker, Biertrinker auch über 2 Stunden, man rutscht auf der Bank zusammen damit jeder Platz findet. Kinder können im Wald spielen. In Summe fast mehrheitlich nette Zeitgenossen. Ja eine Blockhütte, aber Gott sei Dank ganz weit weg von Tante Theas Bergischen-​Ausflugsgaststätte. Frisches Pils vom Faß und für den anspruchvollen Rheinländer Kölsch aus der Kölner Biermanufaktur Sünner. Ja und Essen kann man hier auch. Ab etwa 5, — Euro geht es los, bei gut 10, — Euro hört es fast wieder auf. Öffnungszeiten der Küche gibt es hier nicht. Immer geöffnet, außer am Ruhetag. Touristmanager würden vermutlich von einer rustikalen Naherholung sprechen. Uns erinnert es eher an die Berghütte mit Bier und Speck.

Spiegelei mit Bratkartoffeln und Fleischkäse, warme Frikadellen mit Kartoffelsalat, aber auch Steaks und das ein oder andere aus der sehr rustikalen Küche. Man glaubt es kaum, der Wirt beschäftigt einen Koch der alles frisch zubereitet. Ja klar lagert das ein oder andere Stück Fleisch sicher bei Minus 18 bis minus 21 Grad. Aber alles frisch und live gekocht. Der Wirt ist flott, mancher Gastronom in der City wäre erstaunt was dort konsumiert wird, auch in Liter. Nein keine Restaurantküche. Vielmehr die Gaststättenküche der 80er Jahre, ohne Schnickschnack und ohne Kreationen, aber aktualisiert. Die Zeit ist hier ausdrücklich nicht stehen geblieben. Das richtige nach einer ein — oder mehrstündigen Wanderung, hier eine wunderschöné Blockhüttenpause einzulegen. Der Wirt ist immer präsent, serviert flott, immer eine guten Spruch auf den Lippen. Rustikal muß nicht immer antiquiert und überholt bedeuten. Wir probierten an diesem Sonntag Schnitzel mit Bratkartoffeln. Ordentliches Fleisch, die Panade war in Ordnung, kein Produkt aus der Friteuse. Die Bratkartoffeln sicher aus eigener Herstellung und keine Industrieform. Zünftig, eine Gaudi wie jenseits des Weißwurst-​Äquators. Wir vermeiden wo es immer geht Ausflugslokale. Dieses hier ist anders. Hier herrscht Hüttenatmosphäre, aber dem Himmel sei Dank ohne Musikberieselung von Hansi Hinterseer oder irgendwelchen Musikanten aus Kastelruth. Und die Besonderheit für auswärtige Besucher: Auf dem Heimweg Richtung Hindenburgstraße begegnet man immer mindestens einem Tiger, häufig aber mehreren. Wie das geht? Einfach die Sambatrasse ablaufen oder mit dem Rad abfahren.