Nur ein bisschen Rad fahren wollten wir, keine große Tour, schließlich sollte es ja bald Mittag geben. Ganz gemütlich radelten wir los und da wir erst kein richtiges Ziel vor Augen hatten, mussten wir kurzzeitig den eingeschlagenen Weg ändern dort wo sonst, wie ich wusste, eine Brücke über die Alte Oder führt war nichts mehr. Über Nebenstraßen, als Fahrradstrecke ausgeschilderten, fanden wir uns schließlich auf dem Oderbruchbahnradweg ein. Von diesem hatte ich bereits gelesen, nun sollte ich ihn selbst testen. Nachdem ab Mitte des 18. Jahrhunderts unter Friedrich II.(der Alte Fritz, ihr erinnert euch?) die Oder verlegt und die Region trockengelegt wurde, entwickelte sich das Oderbruch landwirtschaftlich sehr stark. Von 1912 bis in die 1960er Jahre verband die Oderbruchbahn die Strecken von Berlin nach Stettin und ermöglichte den Transport landwirtschaftlicher Produkte und die Personenbeförderung. Der Radweg führt entlang und auf dieser stillgelegten Bahntrasse von Müncheberg und Fürstenwalde/Spree im Süden bis nach Wriezen, Bienenwerder, Bad Freienwalde im Norden. Wir radelten entspannt das Teilstück Wriezen-Bienenwerder. Die weitgehend ebene Strecke ist ideal für Familien und Gelegenheitsradler. Radprofis dürfen hier natürlich auch fahren, der Weg ist breit und man kann gut überholen. Er führt vorbei an weiten Feldern, Wiesen und ab und zu steht auch mal ein Baum oder Haus am Wegrand. Ansonsten ist die Stille hier wirklich zum greifen nah, unterbrochen nur vom summen der Insekten und dem zwitschern der Vögel. Wir hatten mehr Fahrradverkehr auf diesem Radweg erwartet, aber trotz Feiertag(1. Mai) treffen wir kaum mal andere Radler. In Bienenwerder trifft der Oderbruchbahnradweg direkt auf den Oder-Neisse-Radweg. Und ab genau diesem Zeitpunkt ist es voll, kein entspanntes sich umschauen ist während unserer Weiterfahrt möglich. Jetzt ist höchste Konzentration gefordert, denn hier wimmelt es nur so von Spaziergängern, Skatern und Radfahrern. Aber wir haben unseren Teil des Weges fast geschafft, aus der Ferne blitzen und blinken uns schon tausende(mindestens!) Fahrräder vor dem Gasthof Zollbrücke an. Der ist unser Ziel, bevor es wieder zurück gehen soll. Nur ein bisschen Rad fahren wollten wir so war der ursprüngliche Plan. Das daraus dreieinhalb Stunden und über 40 km werden, hätten auch wir nicht gedacht. Zu empfehlen ist er allemal und wer seinen eigenen Drahtesel nicht mitbringen mag, kann sich mittlerweile in den Städten bei einem Fahrradverleih einen borgen.