Lieber [xxxxx], eine Fahrt nach Strausberg-Nord ist lang. Unerreichbar erscheint die grüné Stadt vom bunten Leben der Hauptstadt. Und sie macht sich rar. Nur einmal in 40 Minuten hast Du die Gelegenheit, hier auf den gerade verjüngten Bahnhofsvorplatz zu treten. Und ohne Bezug, ohne Landmarke erreichst Du sie am Ende nie. Deshalb will ich Dir hier gern einige Fähnchen stecken. Bitte beachte, gleich wenn Du die S-Bahn verlässt, den weiten Blick auf das, was einst als Gewerbegebiet gedacht war. Traurig schauen einige Autohäuser und ein Baustoffhandel aus der Ödnis. Gleich dahinter, Du könntest fast danach greifen, könntest Du in den Himmel schweben. Vom Flugplatz heben das Ostsee-Lufttaxi und große, bunte Ballone ab. Das Bahnhofsgebäude, einst ein erschreckend modriger Ort, wird gerade von einem mutigen Investor zu neuem Leben erweckt. Wenn Du Strausberg-Nord das nächste Mal besuchen wirst, wird hier vielleicht schon ein kleines 3-Sterne-Hotel sein und ein Restaurant. Gehe hinein, leihe Dir ein Fahrrad aus und erkunde die Wälder und Seen der Umgebung! Oder verweile noch etwas und schau Dich um. Ignoriere die vielen Einkaufsmärkte! Sie haben Dir nichts zu erzählen. Siehst Du das große rote Gebäude schräg gegenüber? Hier werden meine Steuern verwaltet. Wenn Du Hunger hast, geh hinein. Es gibt hier eine viel gelobte Kantine. Wenige Schritte hinter dem protzigen Bau findest Du den Kinderbauernhof. Lass ihn rechts liegen und suche an dem kleinen See nach meinem Lieblings-Picknickplatz. Hast Du ihn gefunden, nimm Dir zehn Minuten Zeit, genieße die Ruhe. Wenn Du wieder am Bahnhof bist, gehe in Richtung Stadt, lass das riesige Bundeswehrgelände hinter Dir. Gehe vorbei am Arbeitsamt, einem der berüchtigtsten des Landes. Freue Dich, dass Du dieses Gebäude, das hier Tag und Nacht bewacht werden muss, nicht betreten wirst. Rechts liegt ein Baumarkt, den Du betreten oder übergehen kannst. Aber übersieh nicht die kleine Fleischerei gleich dahinter, die etwas anmutet wie aus einer anderen Zeit und Dir sehr empfehlenswerte Fleisch– und Wurstwaren verkaufen möchte. Beim Obststand rechts tankst Du Vitamine. Bitte überquere nun die Straße und betritt mein Reich. Viele Kinder werden Dir begegnen, ein Mann mit Latzhose und kreisrunder Brille und viele andere Menschen, die Dich freundlich begrüßen werden. Geh zwischen den Gebäuden durch auf den Hof, setz Dich im Schatten der denkmalgeschützten Ziegelbauten und der imposanten 100-jährigen Eiche auf die Terrasse und lass Dir von einer der Kellnerinnen des Biorestaurants einen Milchkaffee(mit doppeltem Espresso) bringen. Natürlich bist Du mein Gast, die Kellnerin wird es verstehen. Dann musst Du Dich entscheiden. Willst Du mehr oder hast Du genug? Alles, was jetzt kommen kann, wird Dich länger in Anspruch nehmen als Du vielleicht meinst. Der Straussee ist zwar nah(nur die Straße entlang am Krankenhaus vorbei, am Kreisverkehr dann rechts), aber Strausberg wird Dich schnell in seine Weite ziehen. Hast Du genug, geh zum Bahnhof und steig in die S 5, die Besucher wie Dich seit 1968 durchgehend nach Berlin bringt. Oder auch immer wieder zurück. Viele Grüße und bis bald! Dominique