Spinnradl

Das Spinnradl, von Mythen umgeben und im Partynebel versunken. Viele schwärmen darüber, aber noch nicht alle waren da, hier im Bermudadreieck am Spitzingsee.
Zu erreichen, mal nicht schnell mit Zug oder Bus, ein Bus fährt schon dort hin, jedoch nicht so, dass man in der dunklen Nacht wieder nach Hause kommen würde.
Betritt man gegen Abend, den Winkel am Spitzingsee, durch den Tunnel und parkt dort, trinkt ohne Vorahnung das erste alkoholische Getränk zum Abendessen, ist man gefangen.
Natürlich geht man ins Spinnradl, dafür ist man ja hier und dafür ist man gekommen.
Betritt man den Laden, meint man, man ist in einer Almhütte, oberhalb der Baumgrenze, alles sehr holzlastig, gemütlich und rustikal.
Lautstärke ist ein Ausdruck, der hier tagesordnung ist und man sich nur zeichensprachlich oder über Gesten mit seinem gegenüber unterhalten kann. Ist man drin gehört man dazu und man ist egal wo her man ist, da man sowieso sein Gegenüber nicht versteht bei der Lautstärke.
Warum ist man da? Natürlich um in illustrer Runde, aus Einheimischen und Zuagroassdn, eine rauschende und berauschende Nacht zu verbringen.
Uhrzeit, egal … da es lustig ist und wenn man gehen möchte, bekommt man noch ein Glas und es geht weiter.
Irgendwann in der Früh, spukt einen das Spinnradl wieder aus und man steht vor der Türe und ist wieder in der Realität angekommen, hier an der frischen Luft, Sonne, … Hallo Welt… da bin ich wieder! Man erkennt das Leben wieder, mit wem man sich unterhalten hat, immer noch hübsch, aber nicht von hier sondern von «Faraway» :)
Oh weh, zum Glück kennt man doch jemand mit einem Zimmer und einem Bett, heimfahren, wäre jetzt eine schlechte Idee.
Bereuen, nein, niemals! Lustig wars und die Leute waren gut drauf, trotz «Isarpreißn» nicht so anonym und schickimicki wie in München, sondern einfach ehrlich, eigentlich so, wie man es sich wünscht und warum man hierher kommt.
Und ich komme wieder, in alter Tradition und freue mich schon drauf!
Personal freundlich, lächeln, verstehen kann man sie schwer, zum einen wegen der Lautstärke und wenn man sich nicht Bayer nennen darf, der muttersprachlich geprägt wurde, auch dann schwer. Zum Glück verstehe ich sie, da ich mich glücklich schätzen darf, hier geboren zu sein ;)
Preise, gut … reden wir nicht drüber, ehrlich habe ich noch nie aufgepasst!

Great authentic food in an amazing lake side location. If you are out this way make the stop!

Ja, ich weiß, es ist weit weg. Aber bevor du nicht wenigstens einmal im Spinnradl warst, dessen berühmt– berüchtigter Ruf sich bis nach Preußen hineinzieht, hast du das wahre Leben noch nicht kennen gelernt, kannst du keinen anderen Club wirklich wertschätzen. Also:
Sorge dafür, dass du irgendwo am Spitzingsee übernachten kannst. Dann brich nachmittags auf, am besten mit ein paar deiner besten Kumpels oder Freundinnen, denen du bedingungslos vertrauen kannst. Dann nimm erst einmal in einem der dortigen Gaststätten irgendwas Deftiges zu dir und glüh schon mal ein bisschen vor. Und dann, gegen zehn, elf, begib dich am besten zu Fuß in die Nähe dieser Sehenswürdigkeit.
Von überall her siehst du die Landjugend in ihren Polos, Käfern etc. anreisen. Sie strömen ein, von überall her. Du betrittst den ominösen Club und siehst: einen Holzraum, der genauso gut eine finnische Sauna sein könnte. Du verstehst kaum ein Wort, denn hier spricht man Boarisch. Du holst dir ein Bier und ein paar Schladerer, und mit einem Mal findest du dich in einer Gruppe Burschen wieder, die mit dir Brüder– bzw. Schwesternschaft trinken möchten, das interpretierst du wenigstens aus ihren Gesten. Sie sind gut drauf, sie trinken, sie rufen sich derbste Anekdoten zu und werden im Laufe es Abends immer rauflustiger. Die ersten begeben sich zum streitaustragen vor die Tür, die nächsten machen sich nicht erst die Mühe.
Die Mädls sind hübsch und wissen, wie man feiert. Und zwar bis in die frühen Morgenstunden. Als du gegen acht, neun Uhr rauswankst, von einem Freund gestützt, keine Ahnung hast, wo der Rest deiner Begleiter ist und dich die Sonnenstrahlen eines wunderschönen neuen Tages treffen, bist du unglaublich froh, dass du die letzte Schnapsbirne doch nicht mehr gegessen hast. Besser Wette verloren als noch mal gegen diese Landjugend antreten.