Tja, wo anfangen? Whisky-Tasting kennt man, mittlerweile nix wirklich Besonderes mehr… Aber ein Whisky-Blending? Selber was ‘zusammenschütten’? Zu Weihnachten einen Gutschein für die Blending Class bei Hansemalt in Scheenefeld geschenkt bekommen. Recht unscheinbar und versteckt in einem Mehrfamilienhaus, das ehemalige Wohnzimmer umgebaut zum Seminarraum mit sehr vielen(über 300) und teilweise sehr teuren Whiskyflaschen. Wir waren 19 Teilnehmer, 18 davon Kerle, ich hab’ nicht unbedingt was Anderes erwartet ;) Jeder hat schon ein fertiges Set auf seinem Platz stehen, vier bereits gefüllte Nosinggläser, Wasserglas, unbeschriftete 100ml Flasche, offenbar auch mit Whisky gefüllt, ein Glaskolben für das Blending und ein Notizblatt mit Aromakreisel als Hilfestellung beim ‘ich kenn’s aber weiß nicht was es ist’ Problem. Zu Beginn erstmal recht viel Theorie, ‘wer hat’s erfunden?’ Wie wird’s gemacht? Wie kommt eigentlich der Rauch in die Flasche? In welchen Fässern reift Whisky und warum? Wann darf sich der entstandene Schnaps denn Whisky nennen und wann nicht? Während der sehr ausführlichen«Unterrichtseinheit» durch unseren Gastgeber, der seinen Job wie ich finde richtig toll gemacht hat, konnten wir schon mal die erste Probe schnuppern und schmecken(das etwas verloren wirkende einzelne Nosingglas), um die Sinne zu schärfen… Es gingen allerlei Anschauungsobjekte durch die Reihen, etwa Abschnitte aus Fassdauben(Bretter von gebrauchten Whiskyfässern) und Proben der Gerste zum Riechen, die beim Darren(Trocknen über Feuer) unterschiedlichen Mengen an Torfrauch ausgesetzt war. So kommt also das Rauchige/Torfige in den Whisky, spannend… Auch ein kleines Fläschchen ‘new make’, also Destillat direkt vor der Abfüllung auf Fässer machte die Runde. Wasserklar und ohne wirklichen Eigengeruch. Das führt einem nochmal vor Augen, wie entscheidend die jahrelange Reife im Holzfass(und die richtige Auswahl desselben) für die Qualität des Endproduktes ist! Erst aus dem Holz kommen die Aromen und die Farbe — dass bei der Farbe bei eigentlich allen Whiskys künstlich nachgeholfen wird, es sei denn, es steht«natural color» mit auf dem Etikett, hätte ich nicht erwartet… So, erster Praxisteil, da kommen die drei bereits gefüllten Nosinggläser in’s Spiel. Alle aus derselben Brennerei aber grundverschiedene Charaktere, der erste weich, süß, leichte Honignote, der zweite eher würzig und schon ein bisschen rauchig und der dritte ganz extrem rauchig(und somit so gar nicht meins). Sinn und Zweck der Übung war, eine Idee davon zu bekommen, wie denn Geruch und Geschmack zusammenspielen, denn bei der anschließenden Blending-Session wird ausschließlich über Geruch gearbeitet, probiert werden die einzelnen Zutaten nicht, erst das ‘Endprodukt’ darf dann auch verkostet werden… Jetzt wurde es spannend, das Blending geht los… 8 verschiedene Proben machen die Runde zum Riechen und wer will, macht sich zu den Angaben vom Referenten noch eigene Notizen. Ein guter Mix aus den verschiedenen Whisky-Regionen Schottlands mit sehr charakteristischen Eigenschaften, fruchtig, ölig, würzig, rauchig, da sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Es waren ganz bewußt alles nur Nummern, niemand von uns wußte, welche Marke er da vor sich stehen hat… Ziel waren jetzt 45ml in einer Zusammenstellung nach eigenem Gusto. Aus den Vorratsgläsern abgemessen wird über handelsübliche Einwegspritzen. Da ich alles was rauchig/torfig ist überhaupt nicht mag, hab’ ich’s weggelassen, manch anderer hat sich regelrechte«Rauchbomben» gebastelt. Hat man seinen Mix gefunden, wird mit der bereitstehenden Flasche aufgefüllt(ein mit eigentlich allem kompatibler Grain Whisky) und der Mix wieder in die Flasche abgefüllt. Es bleibt ein Rest im Blendingglas, das ist Absicht, denn das ist der Teil, den man nun verkosten kann und mit den anderen Mitstreitern drüber fachsimpeln, was man denn da Tolles erschaffen hat… Jeder denkt sich noch einen Namen für seine Kreation aus, bekommt ein passendes Etikett für die Flasche und stellt seine Schöpfung kurz der Runde vor, wie sie heisst, was das(Geschmacks-) Ziel war und ob man es erreicht hat… Zum Abschluß noch eine lose Runde Fragen und Antworten und es kamen noch diverse Proben aus dem großen Fundus unseres Gastgebers zur Verkostung… Fazit: Ein richtig toller und informativer Abend, auch für einen Gelegenheits–(oder eher Seltenheits-) Whiskytrinker wie mich sehr spannend und die Möglichkeit, die Geschmacksnuancen wegzulassen, die man persönlich nicht mag und das zu betonen, was einen selber anspricht, lassen einen wirklich«eigenen» Whisky entstehen. Tolles Geschenk für Whisky-Kenner aber auch absolute Neulinge. Offenbar hatten alle Teilnehmer des Abends diese Blending-Class geschenkt bek [Es tut uns leid, Dein Beitrag ist zu lang] Ohne Worte, Unilocal,ohne Worte…