Gutshaus Belitz

Zwischen Preberedde und Matgendorf findet man an der kurvenden Landstraße das Dörfchen Belitz. Wie fast überall gibt es hier ein Gutshaus — aber dieses hier bietet wirklich etwas besonderes.
Das Haus selbst ist hübsch wenn auch historisch als Bauwerk nicht bedeutend, es entstand erst wohl als Folgebau vorhergehender Gutshäuser um 1906 nach Plänen des Architekten Paul Korff und ist einstöckig; von außen imponiert die Freitreppe zum vorderen ausgedehnten Parkanteil, nach hinten ein schöner Wintergarten.
Wie so oft ist die Geschichte des Gutes Belitz durch extreme Besitzerwechsel bestimmt: Es beginnt im 14. Jahrhundert mit den Familien von Buren, Skopingen, Schwetzin, von Hagen, Zapkendorf und von Moltke (letztere wird in dieser Gegend vielfältig genannt), ab dem
16. Jahrhundert gehörte Belitz zum Gut Vietschow. Im 17. Jahrhundert residierten dann die Familien von Behr, von Levetzow. Erstaunlicherweise werden dann ab 1724 die Herren von Linstow als Besitzer benannt (Linstow ist doch ein ganzes Stück weit von hier), ab 1761 die Familie von der Kettenburg, ab 1781 herrschte hier ein Baron von Wendhausen. In der Mitte des 18. Jahrhunderts kamen dann auch vermögende Bichtadelige zum Zuge, aber auch die wechselten erstaunlich schnell: 1848 übernahm Carl A. Pauly, dann 1880 die Familie Glantz, schon 1908 Walter Duve und dann 1914 die Familie Hübbe. 1945 wurde dann natürlich enteignet.
1992 übernahm der bis dahin in Ostfriesland als Milchbauer tätige Tillmann Bongardt mit seiner Ehefrau das Gut, das einst seinem Großvater gehört hatte. Unter vielen Schweirigkeiten erfolgte tatsächlich eine historisch korrekte Sanierung und Restauration.
Entstanden ist dabei wirklich ein Gutshaus wie es um 1900 bestand. Die Gutsherrin kann lange erzählen wie mühevoll das Zusammentragen passender Einrichtungssstücke war, man reiste bis Leipzig um unter anderem die wunderschönen Kachelköfen zu erwerben, die heute im Erdgeschoß zu bewundern sind.
Das schöné Gebäude überzeugte auch im Jahr 2004 die ARD, die auf der Suche nach einem Drehort für eine Serie über ein abenteuerliches Experiment war: Hierfür wrden gecastete Laien ausgewählt, die tatsächlich ein paar Monate im Gutshaus unter den realen Bedingungen des Jahres 1900 leben mussten. Und dafür wurde das Gutshaus noch einmal umfanrgeich umgestaltet — und die Besitzer haben es quasi so belassen! Hierbei wurde peinlich auf alles geachtet: Es gibt also keine Elektrizität, Heizung nur über Holzkachelöfen oder Metallöfen, die einzeln angeheizt werden müssen, ebenso einen riesigien Herd, der nur mit Holz angefeuert wird und vieles mehr.
Die Gecasteten mussten feste Positionen im Gutsleben einnehmen, viele waren dann eben nur Diener, Knechte, Mägde und mussten 16 Stunden am Tag schuften. In den Wintermonaten musste quasi den ganzen Tag lang Holz zerkleinert werden, um die Öfen zu befeuern. Es gab einen Hauslehrer, eine strenge Küchenchefin und Hausdame (in diesem Fall die findige und nunmehr berühmte Sarah Wiener), die dafür sorgte, dass alle Regeln peinlich genau eingehalten wurde, vor allem das Benehmen. Die Rolle der Gutsfamilie übernahm ein Berliner Ärzteehepaar mit ihren 4 Kindern. Sie hatten auch einen Hauslehrer.
Die gesamte Szenerie ist hier heute noch in einer Führung zu besichtigen. Sehr nett und liebevoll wurde uns hier jedes Detail erklärt, inklusive der privaten Kleinigkeiten, die bei den Filmarbeiten so zustandekamen.
Im Sommer kann man hier auch übernachten und dann wohl wahrnehmen, wie luxuriös wir heute wohnen! Die kleinen Zimmer sind wie gesagt allenfalls von Holzöfen geheizt, Wasser gibt es aus der Waschschüssel. Netterweise gibt es doch Toiletten mit Wasserspülung. Immerhin gibt es das auch noch das Zimmer der Herrschaft mit großem Bett und allerlei lustigen Kleinigkeiten, das sicher eine Übernachtung wert sein könnte.
Für Besichtigungen muß man sich in jedem Fall vorher telefonisch anmelden (Nummer auf der Website)! Es lohnt sich in jedem Fall!