Pausenplatz am Sacrow-Paretzer-Kanal

Ihr kennt ja sicherlich den Gemütszustand an einem frühen Sonntag: die Nacht zuvor war lang, eventuell auch promillefreundlich. Der Schlaf war zwar ausreichend, aufgrund des nach hinten verschobenen Tagesrhythmus’ ist man aber doch von einer angenehmen Art Trägheit durchflutet.
In solch einer Situation setzt man sich zunächst an den Frühstückstisch, um viel zu viel zu essen und den Paraylse-​zustand so weit wie möglich in den Tag hineinzuziehen, so lange, bis das viele Nichtstun allmählich durch den Gewissensteufel torpediert wird. «Ich muss was tun. Aber bitte nicht zu anstrengend.»
Da zieht es mich gerne in die Natur vor der Haustür. In meinem Fall ging es mit dem Hund in Richtung See, wo ich ein sehr malerisches Plätzchen entdeckte:
Man biegt von der B2 von Berlin aus kommend rechts, von Potsdam aus kommend links bei der Freiwilligen Feuerwehr ab, bis man an eine große Wiese kommt. Dort kann man das Auto parken, und den Waldrand bis zum Ende entlang gehen. Von dort führt quasi geradeaus ein kleiner Weg rechts von einer Kleingarten-​Anlage durch das Unterholz direkt ans Wasser.
Da der Zugang selbst recht unspektakulär ist, entpuppt sich dieser Platz als wirklicher Geheimtipp: zwischen Bäumen und Schilf gibt es eine kleines auenähnliches Plätzchen, das bei Sonnenauf– und –untergang sehr viel Ruhe und Ästhetik ausstrahlt. Im Sommer kann man schwimmen gehen, im Herbst einfach auf der Holzbank sitzen und dem gluckern des Wassers, dem Rauschen der Blätter und des Schilfs sowie den langsam fahrenden Schiffen zusehen… ein beinahe meditativer Zustand voller Zufriedenheit und unbegründeter Glückseligkeit setzt ein.
Der Gewissensteufel hat also sein Placebo bekommen, und man kann nach einer Weile wieder beruhigt nach Hause zurückgehen und weiter faulenzen. Nur viel entspannter als vorher.