Techniker Krankenkasse – Servicezentrum Krankengeld

Bürokratie ist eine der Geißeln der Menschheit, die vermutlich in der Evolutionslehre immer völlig zu Unrecht vernachlässigt worden ist ich würde sogar postulieren, dass sie der Missing Link in vielen rätselhaften Fällen ist. Wie weit könnte die Menschheit ohne vieles sein, was Bürokraten sinnloserweise der Form halber täglich zwischen unsere wunden und lahmen Beine schleudern. Und sie haben selbst noch nicht einmal rechte Freude daran
Aber zum Thema. Wieder mal eine Tragödie in mehreren Akten:
Einer meiner besten Freunde ist krank. Chronisch krank. Lange musste er bei der Arbeit pausieren und Krankengeld beziehen. Nach vielen Odysseen durch das nicht sehr freundliche Gesundheitswesen, wurde ihm eine Diagnose und eine Therapie mit neuen Medikamenten zuteil, und er konnte wieder seine Arbeit antreten. Nach sechs Wochen erlitt er leider einen Rückfall und der Chef seiner Firma sagte ihm, er müsse dafür sorgen, dass er wieder Krankengeld erhalte, denn anscheinend habe die Wiedereingliederung ja keinen Erfolg gehabt, er sei ja schon wieder krank. Mein Freund sah die Bedenken seines Chefs ein, schließlich war er froh, in seiner Firma verbleiben zu dürfen aber er wusste auch, dass per Gesetz eigentlich in so einem Fall der Arbeitgeber Lohnfortzahlung leisten muss.
Dennoch erreichte er mit seinem Hausarzt zusammen, dass der erneute Antrag auf eine Teilzeittätigkeit in stufenweiser Eingliederung gestellt und von der TKK bewilligt wurde. Er war erstaunt über die Freundlichkeit der Kasse und verwundert, das diese freiwillig leisten wollte. Und arbeitete ein bisschen in Teilzeit, dann in Vollzeit weiter. Irgendwann aber bemerkte er einen Rekordtiefstand auf seinem Konto und nahm wahr, dass die TKK gar nicht zahlte. Er rief in Münster an und fragte. Die freundliche Antwort vom Service war, man habe zwar seinen Antrag auf stufenweise Wiedereingliederung bewilligt, aber das heiße doch nicht, dass man zur Zahlung verpflichtet sei. Per Gesetz müsse der Arbeitgeber die Lohnfortzahlung in den ersten 6 Wochen leisten.
Mein Freund war perplex. Er entgegnete, dass er selbst dieses Argument von Anfang an angeführt habe und verwundert gewesen sei, dass die Kasse das Ganze bewilligt habe und dass er aber natürlich nicht sehe, welcher Sinn in der Stellung und Bewilligung eines Antrags liege, wenn der Empfänger des Antrags dann gar nicht zahlen müsse. Das sei doch gerade der Sinn der ganzen Prozedur gewesen.
Die Kasse entgegnete freundlich, das sei nicht ihr Ding, sie könne sehr wohl bewilligen, denn die Zahlungsverpflichtung stehe ja auf einem anderen Blatt. Was formal natürlich stimmte aber eben sinnlose Bürokratie ist. Weiter argumentierte die Kasse, sie sei prinzipiell nicht zur Zahlung verpflichtet, da die erneute Krankschreibung unter einer Diagnose erfolgt sei, die nicht identisch mit dem Grund für die vorherigen langen Krankheitsperiode gewesen sei. Formal war auch das richtig aber zurecht fragte mein Freund, warum man denn dann den Antrag überhaupt wieder bewilligt habe, wenn formal kein Grund dafür vorgelegen hab. Die Kasse entgegnete auch hier stoisch, man könne solche Anträge ja prinzipiell aus jedem Grund stellen, das sei eigentlich egal. Egal? Egal.
Mein Freund sagte der Kasse, sie müsste das dann aber seinem Arbeitgeber erklären, denn ohne Geld lebe es sich nicht so leicht zur Sicherheit alarmierte er seinen Hausarzt, der ebenfalls sehr perplex war. Dieser erreichte dann per schriftlicher Intervention, dass die Kasse die Verantwortung dann doch übernahm, da der Hausarzt eine ICD-​Ziffer im Antrag nachträglich änderte das sind diese unnützen Nummern, die Diagnosen zusammenfassen, die nicht zusammengehören, damit man Fallpauschalen entwickeln kann, die privaten Krankenhausträgern mehr Geld bringen.
Egal. Das Leiden meines Freundes war damit nicht zu Ende. Die Kasse rief ihn an und sagte, sie werde ihm nun ein Antragsformular für Krankengeld senden. Er entgegnete, das sei zwar merkwürdig, da es sich ja um die Wiederaufnahme des vorherigen Krankengeldes handele aber stimmte zu, natürlich. Das Formular nahm sich leider in der Post Zeit, er war eine Woche im wohl verdienten Urlaub und hatte es erst danach in der Post und auf dem Konto noch tiefere Ebbe. Eiligst schickte er das Formular los und wandte sich wieder dem Alltag zu im Bewusstsein, jetzt alles erledigt zu haben.
Einige Tage danach kam die Antwort der Kasse, man habe ihm das Krankengeld bewilligt, der Satz war ausgerechnet, die Tage gezählt. Alles schien seine Ordnung zu haben. Aber wieder war der Schein trügerisch.
Die Bank sperrte sein überzogenes Konto eine Woche später und er nahm wahr, dass er immer noch kein Geld von der TKK hatte. Erneuter Anruf. Wo das Geld sei. Freundlich. Ja, er hätte doch einen Auszahlschein einsenden müssen. Ob denn der Antrag nicht ausgereicht hätte — da sei doch Summe und Frist bewilligt. Nein, natürlich müsse er doch wissen, dass der Hausarzt einen Auszahlschein auszufüllen habe, den habe man ihm