Stefan Diez Industrial Design

STEFAN DIEZ
Ein guter Industriedesigner macht alles. Alleine schon aus dem Grund, weil man bei jedem Designprojekt neue Designansätze für vollkommen andere sinnvolle Produkte erzeugen kann, wenn man es kann. Stefan Diez kann es bravurös! Er ist einer der erfolgreichsten jungen Designer Deutschlands, wo es spannend ist, im Internet nach zu sehen, wie er inzwischen weltweit wirksam wurde. Da fliegen bei Google die Fetzen. Da hagelte es Auszeichnungen. Über Einhundert– neunundvierzigtausend Fundstellen! Fast jeder Designblog referenziert ihn. Jede namhafte Publikation aus dem Umfeld Kunst, Design, Architektur schreibt über Stefan Diez. Wenn man auf die Internetsite von Wilkhahn geht «(ttp://wilkhahn.de/), ist der Stuhl «Chassis» fast schon das Markenzeichen von Wilkhahn geworden.
Drei Sachen von ihm möchte ich heraus picken. Eine Tragetasche, einen Stuhl und ein Möbelprogramm.
Die Tragetasche, die er zusammen mit seiner Frau Saskia entwickelte, find ich am verrücktesten. Die Idee ist simpel. Egal, was man macht als Designer, man macht erst mal nach dem Entwurf auf Papier oder im PC ein Muster. Muster werden aus einfachen Materialien angefertigt, die man in jedem Designbüro immer vorrätig hat. Papier, Schaumstoff, Holz.
Papier ist leicht und es ist oft schade, später aus dem leichten Papier etwas schwereres zu entwickeln. Irgendwann flog da wohl im Büro eine FedEx® Versandtasche aus einem papierähnlichem Material herum. Das Zeug ist fast unkaputtbar und heißt Tyvek®. Tyvek®, ist ein synthetisches Papier. Es ist stabil, wasser– und reißfest, und zu 100% recyclebar. Das kann man bedrucken mit Kurzgeschichten, Fotos, Logos.

In manchen Bereichen der Industrie gibt es Verfahren, die aus welchen Gründen auch immer in anderen Bereichen wenig oder nie angewendet werden. Der Karosseriebau im Kraftfahrzeugbau ist ein ausgereiftes Produktionsverfahren, das leichte und trotzdem stabile Fahrzeugkarossen aus dünnem Stahlblech erzeugt. In der Möbelindustrie machte man da bisher einen Bogen um diese Verfahren und die Möbeldesigner fuhren jeden Tag mit einem Gerät unter dem Hintern nach Hause, in dem 120 Jahre Industrieentwicklung steckten. Kaum einer sah unter seinem Hintern. Auf die Fahrzeugkarosse, das Chassis!
2010 wurde von Stefan Diez für die Edelstuhlfirma Wilkhahn der stapelbare Stuhl «Chassis» entwickelt und schlug weltweit bei den Designpublizisten wie eine Bombe ein. Nur 2600 Gramm wiegt das Stuhlgestell! Wiegen sie mal bitte ihre Stühle zu Hause dagegen. Auf dem Stuhl «Chassis» kann man sogar quer sitzen. Einziger Mangel ist, dass für die Ausführung für den privaten Wohnbereich eine teure Kernlederschale benutzt wurde. Eine Schalenausführungen aus presskaschierten Textilien ist aber geplant. Der allhelligen Meinung, dass ein Designklassiker geboren wurde, schließe ich mich gerne an. Jedes Automobilwerk der Welt, dass eine vollautomatisierte Blechverarbeitungsproduktionsanlage, die Space-​Frame-​Technologie hat, kann Stühle dieser Art entwickeln und zu Spottpreisen produzieren. Kann mir vorstellen, das in nicht all zu ferner Zukunft Zehn Euro Stühle aus China bei IKEA stehen.
Das Möbelprogramm «Bent», das Stefan Diez zusammen mit Christophe de la Fontaine für Moroso 2007 entwickelte, mutet an wie Siebziger Jahre Design aus der DDR. Der Trick aber hier ist ein Knick. Stefan Diez und Christophe de la Fontaine bohrten in relativ dickes Aluminiumblech in kurzen Abständen Löcher. Diese Lochreihen sind dann Sollknickstellen und man kann Blech falten wie perforiertes Papier.
Wenn ich in Deutschland einen Produktionsbetrieb hätte, und bräuchte Ideen für neue innovative und nachhaltige Produkte, würde ich mit Stefan Diez Kontakt auf nehmen!
Interview mit Stefan Diez:

Source:Gestalten.tv (
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