Ludwig-Maximilians-Universität München Fakultät für Psychologie

Das psychologisch-​pädagogische Institut der Ludwig-​Maximilians-​Universität — wegen seines rosaroten Anstriches von den hiesigen Studenten liebevoll «Schweinchenbau» genannt — stellt einen Zusammenschluss verschiedener mehr oder weniger verwandter Fachrichtungen dar. Da gibt es einerseits natürlich die Fakultät für Psychologie und Pädagogik mit all ihren Zweigen, des Weiteren aber auch Teile der Fakultät für Geschichts– und Kunstwissenschaften (Theater– und Musikpädagogik :).
Das Herzstück des Gebäudes bildet ein riesige interdisziplinäre Fachbibliothek, deren 5 Stockwerke die verschiedenen Fachrichtungen repräsentieren. Alles was auch nur im Entferntesten mit Psychologie oder Pädagogik zu tun hat, kann dort eingesehen werden. Schade ist aber, dass man kaum Bücher leihen kann, da der Präsenzanteil mindestens 4/​5tel des Bestandes ausmacht.
Wenn man sich weiter im Gebäude umsieht, entdeckt man sowohl im Keller als auch ganz oben diverse Musikübungsräume, die allesamt mit Klavieren oder Flügeln bestückt sind. Das Schöné an der Sache ist, dass man dort auch als Nicht-(Musikpädagogik-)Student üben kann. Das ist zwar offiziell verboten, de facto stört sich aber niemand daran, wenn (Fach-)Fremde dort spielen. Wichtig ist nur, dass man rücksichtsvoll miteinander umgeht und dann auch das Feld räumt, falls ein Raum beispielsweise reserviert sein sollte. Da kann es schon mal passieren, dass man 5 Minuten, nachdem man mit dem Üben begonnen hat, von einem Dozenten hinausgebeten wird, weil dieser nun dort unterrichtet.
Aber oft stehen die Räume einfach leer. Und für jeden, der gerne Klavier spielen würde, jedoch kein Instrument zu Hause hat, ist dies eine tolle Möglichkeit.

Proteste über Studiengebühren, Proteste über Bologna, Proteste über Seniorenstudenten. Alles in Aufruhr im Schweinchenbau. Und doch: immer mehr Gasthörer schleichen sich während Psychologievorlesungen herein, verstecken sich in der letzten Reihe und lernen mit. Ein sehr soziales Verhalten, mit dem man auch die Aggressionen der Studenten gegenüber Platzklauern sowie den hohen Numerus Clausus umgeht. Außerdem lockt die nahe Mensa mit billigem Essen.
Aber warum? Wer hat heutzutage schon Zeit für kostenlose Bildung, die nicht zertifiziert wird? In einer genaueren Auseinandersetzung mit einem freiwilligen und nicht Credit– Point– geilen Komilitonen erfahre ich es: der große Praxisbezug der Professoren, die so eingehend und anschaulich über Deformationen im pränatalen Cortex, über operantes Lernen und über statistische Modelle referieren, ist anscheinend in bestimmten Kreisen sehr beliebt und häufiger frequentiert als die VHS. Gerade für Damen aus sozialen Berufsfeldern bietet der Hörsaal 2U01 eine unerschöpfliche Quelle an berufsrelevanten Informationen. Frau Sodian mit ihrer Entwicklungspsychologie oder Herr Schandry und Nachfolger zur Biologischen Psychologie sind die Geheimtipps der Bildungshungrigen. Und für weniger Akademische gibt’s außerdem die Möglichkeit, mit der Teilnahme als Versuchspersonen an Experimenten ein bisschen Geld zu verdienen…